Düsseldorf. Mit jubelndem Beifall feierte das Premierenpublikum im Düsseldorfer Opernhaus die Produktion "Porgy and Bess" des "New York Harlem Theatre". Bis 9. August füllen glänzende Sängerdarsteller George Gershwins Klassiker mit Leben.
Gershwins Jazz-Oper „Porgy and Bess" ist hierzulande eine echte Rarität, schon wegen der vielen schwarzen Darsteller, die es für diesen Klassiker braucht. Erst nach Gershwins Tod ging „Porgy and Bess" als Klassiker um die Welt – 1935 fuhr die Uraufführung noch Verluste von 70 000 Euro ein. Heute kann eine Bühne wie das „New York Harlem Theatre" damit jahrelang um die Welt touren – schon weil die Hits dieses Meisterwerks zum internationalen Volksliedgut geworden sind. Allein wegen des unverwüstlichen „Summertime" passt die melodramatische Liebesgeschichte von der Catfish Row so wunderbar wie kaum ein anderes Bühnenwerk zum leichten Leben in der sommerlichen Stadt. Und doch, den jubelnden Premierenbeifall, den „Porgy and Bess" am Mittwochabend im Opernhaus bekam, galt den glänzenden Sängerdarstellern genauso wie der schier unverwüstlichen Komposition in einer werktreuen Inszenierung.
Blues-Vibratos und Jazz-Kadenzen
Auch an diesem Abend stellt sich noch einmal dieser Aha-Effekt ein, wenn man „Ain't Necessarily So" oder „I Got Plenty O' Nuttin'" mal im Zusammenhang hört. Und erst recht mit Stimmen, deren klassische Ausbildung sich nicht im mindesten gegen gefühlvolle Blues-Vibratos oder typische Jazz-Kadenzen sträuben: Der strahlende Bariton von Terry Cook in der männlichen Titelrolle vor allem, auf dem Rollwagen kniend, und die einmal mehr blendend disponierte Morenike Fadayomi als sein weiblicher Gegenpart.
Fast genauso viel Begeisterung weckten aber Michael Redding, der einen imposant verführerischen Crown hinlegte – oder Chauncey Packer als leichtlebig-schmieriger Koks-Dealer Sportin' Life, der das Happy End verhindert. Extrajubel verdiente sich die kunstvoll zeternd singende Marjorie Wharton in der Rolle der Mummy Maria – vielleicht auch, weil ansonsten gelegentlich eine große Portion Pathos im Spiel ist.
Äußerst geschmeidiges Orchester
Karten
28 bis 86 Euro
Vorstellungen bis 9. August, jeweils 19.30 Uhr, im Opernhaus, Samstag und Sonntag auch 14.30 Uhr. Karten kosten 28 bis 86 Euro unter 0211 / 89 25 211 oder über www.bb-promotion.com
Das äußerst geschmeidige Orchester unter der wohltemperierten Taktstockführung von William Barkhymer macht es den Sängern allerdings denkbar leicht, auch in differenzierten Passagen durchzudringen, die aus Rollenspielen wahre Charakterstudien machen. So wahrt auch diese Inszenierung den wahren Charme des Werks, das Gershwin ja zusammen mit seinem Bruder Ira sowie DuBose und Dorothy Heyward geschaffen hat: Es lotet bei aller sommerlichen Leichtigkeit die Abgründe, die oft verletzenden, mitunter gar tödlichen Egoismen und Eitelkeiten der menschlichen Seele aus.
Aber man kann diese „Porgy and Bess"-Inszenierung auch für ihre schmissigen Chöre, für ihre rauschenden Kostümfeste auf der Kittiwah-Insel und die geschickt imponierende Bühne aus Blockhaus- und Hinterhof-Fluchten mögen. Am Ende bleibt es das Verdienst einer nach wie vor überzeugenden Geschichte von Laster, Lust und Leidenschaften, dass die zweieinhalb Stunden Spielzeit wie im Fluge vergehen.