Oberhausen. Bange Wochen liegen hinter den Beschäftigten von OQ Chemicals, früher Ruhrchemie in Oberhausen. Doch jetzt zeichnet sich eine Kehrtwende ab.

Noch immer haben die 800 Beschäftigten von OQ-Chemicals (früher Ruhrchemie) riesige Angst um ihre Jobs. Doch es sickern in diesen Tagen Informationen durch, die Anlass zur Hoffnung auf den Fortbestand des Werkes geben. Von solchen Signalen war auch schon vor einigen Wochen die Rede, jetzt sind sie wieder zu vernehmen, aber mit veränderten Vorzeichen. Die Geschäftsleitung spricht von einem „Meilenstein“.

Verhandlungen mit Vorbesitzer des Oberhausener Werks gescheitert

Seitdem zu Ostern die Eigentümer aus dem Sultanat Oman eine Finanzspritze von 200 Millionen Euro versagt haben, herrscht Krisenstimmung. Es vergingen Wochen des Hoffens und Bangens, bis sich eine Wende anzudeuten schien. Das Unternehmen Advent mit Sitz in Boston an der US-amerikanischen Ostküste zeigte Interesse und wollte OQ-Chemicals mehr oder minder zurückkaufen. Die weltweit tätige Investment- und Firmenbeteiligungsgesellschaft hatte die Chemiefabrik, damals hieß sie Oxea, bereits bis 2013 besessen, mächtig nach vorne gebracht, aber dann an die Sultane verkauft.

Wie aus den bekanntlich gut unterrichteten Kreisen verlautete, kam es nun erneut zu Verhandlungen zwischen den Omanis und Advent. Die Vertreter aus der Golfregion zeigten sich dem Vernehmen nach auch sehr aufgeschlossen für eine wegweisende Anschlusslösung. Beide Seiten sollen auch mit ihren jeweiligen Interessen nicht weit auseinander gelegen haben, aber am Ende waren sie dann doch wohl nicht nah genug beieinander. Der Deal, wie man sagt, kam nicht zustande.

Guten Zahlen des Oberhausener Betriebs gaben Auftrieb

Derweil gelang es OQ-Chemicals aber, für das erste Quartal 2024 recht gute Zahlen vorzulegen, für das zweite zeichnen sie sich ebenfalls ab. Der Standort konnte in der Zeit auch wieder seine Produktion hochfahren, die nach dem Brand im benachbarten Zulieferbetrieb Air Liquide drastisch gedrosselt werden musste. Das ausgerufene „Force Majeure“ (höhere Gewalt) konnte die Firma aufheben. Die guten Nachrichten sprachen sich herum, sodass auch der Verband der Chemischen Industrie Optimismus verbreitete, das Werk habe beste Chancen auf einen Fortbestand.

Nun haben zwischenzeitlich die Kreditgeber, womit vornehmlich namhafte Banken gemeint sind, die Weichen neu gestellt. Zum einen haben sie eine Zwischenfinanzierung von 75 Millionen für die nächsten Monate zugesichert, heißt es in einem internen Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt. Wie weiter zu erfahren war, ist ein Zeitraum bis Ende September gemeint. Darüber hinaus - und diese weitere Zusage hat für alle Beteiligten ein großes Gewicht - werden auch die Schulden verlängert. Denn die Befürchtung stand im Raum, dass die Finanziers den Geldhahn zudrehen könnten, was eine existenzielle Gefahr für das Werk in Oberhausen als auch alle weiteren Standorte von OQ bedeutet hätte.

Nun beginnt die Suche nach einem Käufer für den Oberhausener Standort

Mit diesen Zusicherungen soll nun die Suche nach einem Käufer beginnen, heißt es. Experten rechnen fest damit, dass sich Interessenten finden, die den Produzenten von Chemikalien (Aldehyde, Alkohole, Amine oder auch Carbonsäuren) übernehmen wollen, die Basis für so viele Alltagsprodukte bilden, von Farben über Baustoffe bis zu Reinigungsmitteln. Insider gehen aber schon davon aus, dass sich die Suche wie auch anschließende Verhandlungen einige Zeit hinziehen werden, am Ende aber ein Ergebnis herauskommt, das das Werk für die Zukunft festigt.

In dem internen Schreiben an die Beschäftigten betont Hans-Joachim Ziems, der als Restrukturierungsexperte der Geschäftsleitung angehört, dass die Zwischenfinanzierung und die Schuldenverlängerung die Grundlage bilden, um einen „strukturierten Verkaufsprozess beginnen“ zu können. Ferner „sind die Vereinbarungen ein Beleg für die operative Stärke und wettbewerbsfähige Marktposition unseres Unternehmens“, heißt es weiter.

Geschäftsführer bedankt sich bei den Oberhausener Beschäftigten

Zudem wendet sich Ziems auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt, wenn er schreibt: „Unser Geschäft hat in den letzten Monaten auch und gerade dank Ihres starken Einsatzes nochmal deutlich an Schwung gewonnen. Dabei kommt uns auch die anziehende Gesamtnachfrage zu Gute“. Schließlich bedankt sich der Geschäftsführer bei der Belegschaft für ihren Beitrag, OQ Chemicals voranzubringen, sowohl im tagtäglichen Geschäft als auch „bei allem, was mit der Stärkung unserer finanziellen Position zu tun hat“.

OQ Chemicals beschäftigt in Oberhausen rund 800 Mitarbeiter und weltweit sind es rund 1400 in insgesamt 60 Ländern. Derweil die Sultane ihre Zusicherung wieder einkassierten, rund 200 Millionen Euro dem Unternehmen zur Verfügung zu stellen, liefen auf vielen Kanälen die Drähte heiß, um die Firma zu retten. Schließlich gehört mit dem Oberhausener Standort ein Werk mit einer ausgebauten Infrastruktur zu dem Unternehmen, die Produkte sind sehr gefragt und versprechen auch ein lukratives Geschäft.

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