Mülheim. Auch in Mülheim wird die CDU stärkste Kraft. Das Direktmandat aber geht an die SPD. Das Erstarken von AfD und Linken trübt die Wahlparty vor Ort.
Punkt 18 Uhr, in der Rotunde von Franky‘s Ruhrkristall: Von Jubel keine Spur auf der Wahlparty der Mülheimer CDU. Ja, man ist die stärkste Kraft Deutschlands geworden. Und, ja, man hat den Regierungsauftrag. Doch man bleibt wohl unter den zuletzt immer wieder prognostizierten 30 Prozent. Die starken Zuwächse für AfD und Linke schockieren vor Ort viele. Für Ernüchterung sorgt im weiteren Verlauf des Abends zudem, dass es Astrid Timmermann-Fechter erneut nicht gelungen ist, die meisten Erststimmen zu ergattern und den Wahlkreis für sich zu gewinnen.
Dem Abstand von rund vier Prozent auf ihren Konkurrenten Sebastian Fiedler kann die 61-Jährige jedoch auch Gutes abgewinnen. 2021 lag sie noch zwölf Prozent hinter Fiedler. „Ich freue mich, dass ich den Abstand deutlich verringert habe.“ Ob ihr Weg erneut nach Berlin führt, es für eine dritte Legislaturperiode reicht - das bleibt bis zum späten Abend unklar. CDU-Fraktionschefin Christina Küsters fürchtet ein Bangen bis in die frühen Morgenstunden. Landeslistenplatz acht sei zwar wirklich gut, aber man könne noch nicht abschätzen, für welchen Politiker es am Ende tatsächlich reicht. „Das hängt maßgeblich davon ab, ob die FDP und das BSW reinkommen, und wo wir die Direktmandate gewinnen.“
CDU Mülheim: „Hier schaut jeder nur aufs Handy, alle fiebern mit“
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Auch als am späteren Abend feststeht, dass die CDU stadtweit wohl rund fünf Prozent vor der SPD landen wird, ist die Freude (noch) nicht überschwänglich. Küsters begrüßt es, „stärkste Kraft“ geworden zu sein. „Doch“, so räumt sie ein, „eigentlich hat hier zurzeit nur jeder Augen dafür, was im Land passiert, ob die Liste überhaupt zieht.“ Falls das BSW die Fünf-Prozent-Hürde nicht schaffe, könne es für Astrid Timmermann-Fechter vielleicht noch klappen. „Hier schaut jeder nur aufs Handy, alle fiebern mit.“ OB Marc Buchholz allerdings spricht schon früh von einem „starken Ergebnis für die CDU in Mülheim“. Und hebt die „die hohe Wahlbeteiligung“ hervor, „ein Sieg für die Demokratie“.
Astrid Timmermann-Fechter dankt dem Team für einen „wundervollen Wahlkampf“. Dass sie in der entscheidenden Phase „drei Wochen mit schwerer Grippe im Bett gelegen“ habe, sei schwierig gewesen: „Da hat man ein schlechtes Gewissen, wird langsam verrückt.“
„Nicht genug um jene Menschen gekümmert, die nun AfD gewählt haben“
Der Stadtverordnete Markus Püll bedauert, „dass wir unter 30 Prozent gerutscht sind und dass die Extremen, AfD und Linke, so stark zugelegt haben“. Man müsse dieses Ergebnis in der kommenden Zeit sorgfältig analysieren. Man habe sich augenscheinlich nicht genug um jene Menschen gekümmert, die nun in Scharen AfD gewählt haben.
Andreas Schmidt, von 1990 bis 2009 selbst Mitglied des Deutschen Bundestages, hofft, dass es trotz schwieriger Ausgangslage gelingt, eine starke Regierung zu bilden. Das sei „aufgrund der politisch schwierigen Weltlage“ dringend erforderlich. Es brauche zudem „ein Bollwerk gegen die AfD“. Dies könne aber nur errichtet werden, „wenn es gelingt, die entscheidenden Migrations- und Wirtschaftsfragen zu lösen“. Sonst, so glaubt Schmidt, werden die Zahlen für die AfD weiter steigen. Diese Partei sei „der Hauptgegner aller Demokraten“.
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