Mülheim. Weil die Politik am AOK-Gebäude auf dem Ruhrbania-Baufeld festhält, steht die Planung der Fahrradrampe wieder auf null. Kommt nun der Aufzug?
Nach jahrelangem Hickhack um den störanfälligen Fahrstuhl und den Ruf nach einer Fahrradrampe am Radschnellweg, war sich die Politik im vergangenen Juni überraschend schnell einig, dass die Sinn mache, wenn man sie in die Innenstadt und zur Ruhrpromenade führen würde. Und deshalb war ebenso klar: Nur zwei von zehn Entwürfen über die offenen Ruhrbania-Felder 3 und 4 kämen dafür infrage. Beide setzten allerdings voraus, dass vorher das alte AOK-Gebäude abgerissen würde. Doch der Abriss ist nun zurückgenommen - ist dies das Aus für die Rampe?
Denn überraschend beschloss der Rat in der vergangenen Dezembersitzung, das Feld mit dem AOK-Gebäude doch zu behalten und für die eigene Verwaltung nutzen zu wollen. Der Bau sei noch gut in Schuss und man spare schließlich jede Menge in Beton gebundenes CO2, wenn man ihn erhalte.
Mülheimer Rampe: Zwei Jahre Planung für die Tonne
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In die Tonne aber wandern damit auch die letzten beiden Rampenentwürfe, für die die Stadt gut zwei Jahre Planung gebraucht hatte. Und die eben auch CO2 sparen würden, wenn durch eine bessere Rad-Infrastruktur mehr und mehr Menschen auf das Auto verzichten können. Doch eine neue Rampenvariante, die mit dem Erhalt des Gebäudes vereinbar wäre, hatte man zum Beschluss gar nicht mit geliefert. Ob und wann ein neuer Entwurf möglich ist, kann derzeit niemand mit Bestimmtheit sagen.
Andreas Preker-Frank (Die Partei) - der seit Jahren offensiv für eine Rampe auf den Rathausmarkt wirbt - wundert das mit Blick auf das jahrelange Hin und Her um einen Rampenentwurf nicht sonderlich. Denn im Juni 2024 hatte die Verwaltung zwar zehn Entwürfe geliefert, die über oder neben dem Baugelände verlaufen, doch waren alle Varianten entweder nicht zielführend oder nur unter hohen Einschränkungen umsetzbar. Im selben Zuge hatte die Stadt daher den Bau eines zweiten Aufzugs anempfohlen „als Alternative“ zu den Rampenentwürfen.
Rampen-Befürworter befürchtet: Zweiter Fahrstuhl soll Aufwind bekommen
Dass nun womöglich alles auf einen zweiten Fahrstuhl hinauslaufen könnte, vermutet daher Preker-Frank: „Ich habe inzwischen den Eindruck, dass die Verwaltung die Rampe nicht will und sich um eine Umsetzung drückt“, es gäbe in der Verwaltung eine „Anti-Haltung“ zur Rampe, mutmaßt der Mobilitäts-Sprecher der Partei.
Dabei könnte sie aus seiner Sicht ein „Lebenselixir für die Innenstadt“ sein, wenn die Fahrradfahrer vom Radschnellweg auf einfache Weise die Ruhrpromenade, den Rathausmarkt oder eben die Innenstadt erreichen könnten. Er rechnet mit vielen tausenden Besuchern aus anderen Städten - spätestens, wenn der RS1 fertig ausgebaut sei. Und aus seiner Sicht wäre die Rampe sogar rollstuhlgerecht umsetzbar, wenn man sie parallel zum RS1 auf Höhe der Friedrich-Ebert-Straße bis zur Ruhrpromenade führen und dort mit einem Schwenk zur Innenstadt enden lassen würde.
CDU: Ziel bleibt, Innenstadt anzudienen
Unterstützung erhält er von der CDU: „Ziel ist es nach wie vor, den Radweg vernünftig der Innenstadt anzudienen“, betont deren verkehrspolitischer Sprecher Siegfried Rauhut. Darüber gebe es weiterhin einen großen Konsens. Man müsse nun abwarten, welche neuen Entwürfe die Stadt liefere, die das AOK-Gebäude berücksichtigen.
Die Frage dürfte allerdings auch sein, wann ein solcher Vorschlag auf den Tisch kommt. „Sobald die Stadt eine Lösung hat“, zeigt sich Rauhut geduldig, betont aber auch: „Ich bin ein großer Fan des Radschnellwegs und glaube auch, dass es Sinn macht, wenn man eine vernünftige, finanzierbare und technisch machbare Anbindung hinbekommt.“
An diesen drei Bedingungen könnte aber nun die Rampe scheitern. Denn dass das AOK-Gebäude eine weitere erschwerende Bedingung für die Rampe bedeutet, daran lässt zumindest Rauhut keinen Zweifel.
Grüne äußern sich eindeutig: Rampe ist nicht vom Tisch
Doch ob der CDU-Sprecher den Begriff „Anbindung“ schon in Voraussicht gewählt hat, dass die Rampe als nicht umsetzbar vom Tisch genommen werden könnte, bleibt zumindest jetzt noch spekulativ. Für den grünen Verkehrsexperten Axel Hercher ist die Rampe indes keinesfalls erledigt: „Ich gehe davon aus, dass es eine Variante geben wird, die zwischen den Gebäuden und um das AOK-Gebäude herum verläuft.“ Das sei eine Variante, die auch dem Ziel näher käme, die Rampe noch deutlicher an den Rathausmarkt anzubinden.
Dass diese folglich nahe an den künftigen Verwaltungsbüros vorbeiführen müsste, sei aus Herchers Sicht zumindest weniger ein Hindernis als es bei einer Wohnbebauung der Fall wäre. In der Zeitfrage zeigt sich der Grüne weniger geduldig: In der Ratssitzung sei bereits gesagt worden, dass Dezernent Blasch die Fachverwaltung beauftragen wird, weitere Varianten zu prüfen. „Ich gehe davon aus, dass man sich nach der Weihnachtspause damit beschäftigen wird. Da es ja nicht mehr viele Entwurfsmöglichkeiten gibt, gehe ich davon aus, dass man hier über Wochen und nicht Monate spricht.“
Das bestätigt auf Anfrage auch die Stadt: Die Rampe werde als Projekt nicht aufgegeben. „Die Realisierung einer Rampe bei gleichzeitigem Erhalt des AOK-Gebäudes ist grundsätzlich möglich“, heißt es aus dem Dezernat VI. Derzeit werde eine alternative Planung zur Umsetzung des Bauwerks erarbeitet.
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