Mülheim. Wegen Krieg und Bedrohung mussten sie ihre Heimat verlassen. Jetzt in Mülheim sind ihre Gedanken oft bei ihren Verwandten in den Krisengebieten.
Ein Jahr bricht an, ein weiterer Jahreswechsel, den sie fern ihrer Heimat verbringen. Vor Krieg und Unruhen sind sie geflohen aus den Ländern, in denen sie geboren worden sind, das sie eigentlich ihr Zuhause nennen. Nun ist Mülheim ihr Zuhause geworden, doch ihre Wünsche senden sie zurück - in die Ukraine, nach Syrien, Afghanistan und in den Libanon.
Hanna Zhovta ist kurz nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, vor knapp drei Jahren, mit ihrem Sohn Pavlo (12) aus Kiew geflohen und kam bei ihrer Schwester in Mülheim unter. Ihren Mann Vladyslav musste die inzwischen 46-Jährige zurücklassen - als theoretisch wehrfähiger Mann darf er nicht ausreisen. All das zehrt an ihr.
„Ich möchte meine alten Freunde treffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich möchte endlich die deutsche Sprache besser beherrschen, damit ich in diesem Land neue Freunde finden und mich hier wohler fühlen kann“, schildert die Rechtsanwältin.
„Vor allem aber möchte ich, dass mein Mann und der Vater unseres Sohnes die Möglichkeit hat, seinen Sohn beim Aufwachsen zu begleiten und die täglichen Erfolge und Misserfolge seines Sohnes zu erleben. Doch er kann das Land nicht verlassen, um uns auch nur für ein paar Tage zu besuchen. Für das Jahr 2025 wünsche ich mir den lang ersehnten und berechtigten Frieden für mein Heimatland.“
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Syrer in Mülheim: „Jeder soll seine Religion leben können“
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„Jeder in Syrien soll seine Religion ausleben können“, so lautet der Wunsch von Mohammed El-Zein für das neue Jahr - und generell für die Zukunft. Noch nie hat der 35-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Mülheim lebt, das Land besucht, aus dem seine Eltern, seine Vorfahren stammen.
„Dabei wollte ich immer mal dort hin, wollte meine Oma besuchen“, erinnert sich der Lkw-Fahrer, der mit seinen Eltern nach Deutschland kam, als er sieben Monate alt war. „Doch mein Vater hat mich nie nach Syrien gelassen. Der Grund? Ich hätte sofort eingezogen werden können.“
Verbunden fühlt er sich dem Land trotzdem, noch leben Verwandte dort. Auch wenn Deutschland sein Heimatland sei, er hier aufgewachsen ist, Abitur gemacht und inzwischen eine Familie gegründet hat, sei er oft in Gedanken bei denjenigen, die in Syrien ausharren, „bei den Ärmsten, die das Leid ertragen müssen, schon über Generationen. Für sie wünsche ich mir Respekt und Frieden - und das nicht nur für Syrien.“
Libanese in Mülheim: „Meine Schwestern haben sich von Beirut in die Berge gerettet“
„Den Menschen im Libanon soll es endlich besser gehen“, das wünscht sich Bassam Chaaban. Der 56-Jährige, der bei der Diakonie arbeitet, hat seine Kindheit im Libanon verbracht, bevor er nach Deutschland kam. Blickt er zurück, ist da vor allem eine Erinnerung: „Ich bin dort mit dem Krieg groß geworden - und das gilt für die Menschen bis heute so. Das haben sie nicht verdient. Zudem geht es dem Land durch die ständigen Unruhen wirtschaftlich sehr schlecht, die Währung ist nichts wert. Libanon ist ein kleines Land, das wird nicht unterstützt, hat keine Rückendeckung von der EU. Meine Familie war kürzlich da, um die Großeltern zu besuchen. Das war schwierig, denn der Rückflug wurde storniert. Zwei meiner Schwester leben noch dort, sie sind von Beirut in die Berge geflohen, um in Sicherheit zu sein. Die Angst ist immer da. Ich wünsche mir Frieden für meine Heimat.“
„Afghanistan soll ein freies Land sein“, mit dieser Hoffnung für seine Landsleute geht Zarif Rezai ins neue Jahr. Geboren in Afghanistan, musste Zarif Rezai mit acht Jahren in den Iran fliehen, wuchs bei mehreren Verwandten auf. Seine Eltern und Brüder waren da längst umgekommen in dem schrecklichen Krieg, der das Land lange nicht zur Ruhe kommen lässt.
Für sein Geburtsland wünscht sich der 46-Jährige Stärke, damit „die Menschen dort unbehelligt leben können, Frauen etwa wieder wählen gehen dürfen“. Seit 2016 lebt Rezai in Deutschland, hat in Mülheim eine Heimat auf Zeit gefunden und Arbeit in seinem erlernten Beruf als Maler und Lackierer.
Sein persönlich größter Wunsch: „Endlich meine Schwester wiedersehen - nach 15 Jahren.“ Nach Afghanistan reisen würde er dafür aber nicht: „Solange die Taliban da sind, setze ich keinen Fuß in dieses Land.“
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