Mülheim. Eine Mülheimerin wurde offenbar von einem Pflegehelfer krankenhausreif geschlagen. Das Altenheim alarmierte die Polizei und feuerte den Mann.

Am Donnerstagvormittag, 12. Dezember, bringt der Rettungsdienst die Bewohnerin eines Mülheimer Pflegeheims in die Notaufnahme des St. Marien-Hospitals. Die Frau, 83 Jahre alt, schwer demenzkrank, ist offensichtlich verletzt. Jedoch nicht wegen eines Sturzes.

Alles spricht dafür, dass sie geschlagen und misshandelt wurde. Unter Verdacht steht ein Altenpflegehelfer, der sie im Pflegeheim betreut hat. Die Familie der Frau, die anonym bleiben möchte, ist entsetzt. Und stellt Fragen.

Bewohnerin eines Mülheimer Pflegeheims kommt ins Krankenhaus - Allergie?

Ehemann und Sohn der 83-Jährigen schildern den Vorfall im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Sohn ist auch gesetzlicher Betreuer seiner Mutter, die seit etwa fünf Jahren in dem Mülheimer Altenheim lebt. Von dort kam, wie er berichtet, am Donnerstag gegen 11.30 Uhr ein Anruf: Man habe seine Mutter ins Krankenhaus bringen lassen, vermutete einen allergischen Ausschlag im Gesicht, weil sie Kekse gegessen habe.

Ob Allergien bekannt seien?

Mülheimerin (83) wurde offenbar von einem Pfleger geschlagen

Etwa zwei Stunden später habe sich das Haus erneut gemeldet, diesmal die Pflegedienstleitung, so der Sohn weiter: „Und da wurde mir eröffnet, sie sei von einem Pfleger geschlagen worden. Der Name wurde mir nicht genannt. Die Polizei sei aber alarmiert.“ Er sei zum St. Marien-Hospital geeilt und habe gerade noch gesehen, wie Polizeibeamte aus der Notaufnahme kamen.

Ein Polizeisprecher bestätigt auf Anfrage, dass die Polizei am Donnerstag gegen 12.30 Uhr in die Notaufnahme des St. Marien-Hospitals gerufen wurde und eine Strafanzeige wegen Körperverletzung aufgenommen habe. Details könne man aber zunächst nicht mitteilen.

Blutergüsse im Gesicht und am Ohr

Seine Mutter habe massive blaue Flecken im Gesicht und am Hals, berichtet der Sohn. „Es sieht schlimm aus.“ Er gehe davon aus, dass die 83-Jährige mit Faustschlägen misshandelt wurde.

Ein Foto, das dieser Redaktion vorliegt, zeigt die alte Dame mit geplatzten Adern in den Augen, starken Blutergüssen im Gesicht und auch am linken Ohr. Nach Aussage des Sohnes haben Röntgenaufnahmen zum Glück keine schwerwiegenderen Verletzungen gezeigt.

Geschäftsführung des Mülheimer Altenheims: Mitarbeiter sofort entlassen

Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt die Geschäftsführung der betroffenen Einrichtung den Vorfall. Das Pflegeunternehmen habe von sich aus die Polizei gerufen. Außerdem heißt es dort: „Wir haben den Mitarbeiter, der in Betracht kam, direkt angesprochen. Er ist unmittelbar aus dem Dienst entlassen worden. Wir bedauern den Vorfall sehr.“

Der Altenpflegehelfer sei erst im August 2024 neu eingestellt worden, so die Geschäftsführung. Bei der Einstellung würden selbstverständlich auch polizeiliche Führungszeugnisse geprüft. „Der Mann war in allen Belangen unauffällig.“ Er habe auch alle Vorwürfe bestritten. Bis zum Beweis des Gegenteils müsse die Unschuldsvermutung gelten.

Sohn kritisiert Mülheimer Pflegeheim: Schon vor Wochen Hinweise auf Verletzungen

Der Ehemann der demenzkranken Frau, ebenfalls schwer krank, wirkt erschüttert und ratlos. Der Sohn richtet Kritik gegen das Pflegeheim. Er sagt, schon vor drei beziehungsweise zwei Wochen habe er bei Besuchen verschiedene Verletzungen seiner Mutter wahrgenommen und das Personal darauf aufmerksam gemacht. Beim ersten Mal sei es eine geplatzte Ader im Auge gewesen, später ein Bluterguss zwischen Nase und Oberlippe.

„Die Antwort war: Wir beobachten das. Die Pflegedienstleitung kümmert sich.“ Per Fax habe er das Team gebeten, die Zimmertür seiner Mutter nachts abzuschließen, so dass keine anderen Bewohner hereinkommen können, nur Pflegepersonal. Man habe es ihm zugesichert. Dass jemand aus dem Team seine Mutter verletzt haben könnte, sogar mit Absicht, schien ihm offenbar nicht vorstellbar.

Sohn der Mülheimerin will einen Anwalt einschalten

Die schwer Demenzkranke selber zu fragen, was passiert ist, hält der Sohn für wenig hilfreich. Seine Mutter habe schon häufiger „sehr krimihafte“ Vorfälle geschildert, auch Gewaltvorfälle, die es definitiv nicht gegeben habe. „Und wenn sie unter Stress gerät, bekommt man nur wenig aus ihr heraus.“

Nach einer Nacht im Krankenhaus sollte die 83-Jährige schon am Wochenende zurück ins Pflegeheim entlassen werden. „Wir müssen schauen, wie es gehen kann“, sagt der Sohn. Er wünsche, dass seine Mutter in ein anderes Zimmer verlegt werde, zu ihrer Sicherheit: „Man weiß ja nicht, wie verrückt dieser Mann ist.“ Außerdem will er einen Anwalt einschalten und gegen den Heimbetreiber juristisch vorgehen. „Wenn schon ein Verdacht besteht, und den gab es ja, kann man doch nicht beobachten und warten, bis wirklich was Schlimmes passiert.“

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