Essen. Was wünschen sich Menschen, bevor sie sterben? Ein Ehrenamtler des Wünschewagens Essen begleitet Todkranke – und erfüllt kleine und große Träume.
Noch ein letztes Mal in den eigenen Garten zurückkehren oder einmal im Leben mit einem Profirennfahrer eine Runde über die Nordschleife des Nürburgrings drehen: Bei einer Fahrt mit dem Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) erfüllen Ehrenamtliche todkranken Menschen ihren letzten Herzenswunsch.
Roderich Drößer (67) fährt seit drei Jahren ehrenamtlich beim Wünschewagen in Essen mit. „Meine Frau und ich hatten viel Glück im Leben und wollten der Gesellschaft etwas davon zurückgeben“, erzählt der Rentner. „Der Wünschewagen war eine gute Gelegenheit dafür.“
Wünschewagen fährt bis nach Italien
Seit 2014 gibt es die Wünschewagen des ASB Regionalverband Ruhr in Essen, der mit Hospizen, Palliativstationen und ambulanten Pflegediensten eng zusammenarbeitet. Die Fahrten werden durch Spenden finanziert und sind für die erkrankten Fahrgäste und ihre Begleitperson kostenlos.
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Zwölf Menschen hat Drößer schon auf dem Weg zu ihren letzten Wünschen begleitet. Einmal ist er dafür 1960 Kilometer gefahren. Das sei eine seiner längsten und zugleich bewegendsten Fahrten gewesen, erinnert sich Drößer. „Der Mann war erst 48 Jahre alt und hat hier in Essen in einer Pizzeria gearbeitet.“ Seine Stimme stockt beim erzählen und er bekommt feuchte Augen. „Sein letzter Wunsch war es, noch einmal seine Mutter zu sehen, die auf Sizilien lebt.“ Bis in die Südtiroler Stadt Bozen habe er den Fahrgast begleitet, dann hätte das Wünschewagen-Team vor Ort in Italien übernommen.
Zum letzten Mal „Feuerwehr gucken“
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Ob er es schafft, die Erlebnisse vom Tag nicht mit nach Hause zu nehmen? „Das geht gut“, sagt Drößer.„Wenn wir als Team gemeinsam in den Wagen einsteigen, dann sind wir in einer anderen Welt, als wenn wir wieder aussteigen.“ Schwieriger stelle er sich die Situation bei Kindern vor. Über Kollegen hat der Wunscherfüller von einem achtjährigen Jungen gehört, der das letzte Mal in seinem Leben „Feuerwehr gucken“ wollte. „Das geht einem schon sehr nahe.“ Wieder zittert seine Stimme.
Obwohl die Fahrgäste wüssten, dass sie bald sterben werden, würden sie die tödliche Krankheit während der Fahrt für einen Augenblick vergessen. Das mache die Situation für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen einfacher, sagt Drößer. „Wenn wir die Menschen zurückbringen, haben sie immer ein breites Lächeln im Gesicht.“ Es sei ein gutes Gefühl zu wissen, dass man den Menschen noch einen schönen Moment bereiten konnte.