Mülheim. Rund ein Jahr nach Umzug vom Kohlenkamp und gefeierter Eröffnung hat das Café seine Türen schon wieder geschlossen. Was bislang dazu bekannt ist.
Unter der Überschrift „Rathausmarkt Mülheim: Zwei neue Läden sorgen für mehr Leben“ hatte die Redaktion im Oktober 2023 vom Umzug zweier gefragter Läden berichtet, die zuvor am Kohlenkamp ansässig waren. Und vor allem auch vom Optimismus erzählt, den die Ladeninhaber an den Tag legten. Nur ein Jahr danach sind die Fenster der Eisbar Sorelli‘s mit Folie abgehängt, seit Ende Oktober ist der Verkauf eingestellt. Das Team hat sich per Aushang verabschiedet: „Schweren Herzens müssen wir euch mitteilen, dass unser Sorelli‘s in Mülheim endgültig schließen wird.“
Auch wenn es aktuell sicher nicht die beste Zeit für Eis im Hörnchen ist: Immer wieder bleiben Passanten vor der Tür des Sorelli‘s stehen, mit Fragezeichen im Gesicht. Es ist doch erst ein paar Monate her, dass es hier losgegangen ist - und jetzt steht da etwas von einer „wundervollen Zeit“, die nun vorüber ist? Dabei waren Franchisenehmerin Lena Collett und ihr ebenfalls neu an den oft als schwierig bezeichneten Standort gezogener Nachbar, Julian Schick, im Herbst 2023 doch noch so zuversichtlich gewesen...
Im Herbst 2023 herrschte Aufbruchstimmung an Mülheims Rathausmarkt
Im Herbst 2023 herrschte Aufbruchstimmung. Lena Collett, damals 24, hatte ihren Laden gemütlich eingerichtet. Und sie hatte hochfliegende Träume: So wollte sie die Eisbar auch „für Veranstaltungen nutzen, für Vorlesenachmittage oder Backkurse für Kinder“ und Hochzeitspaaren nach der Trauung im Rathaus Raum geben für einen Sektempfang. Zur Belebung des über Jahre brachliegenden Rathausmarktes wurden auch Aperitiv- und Weinabende mit Musik angedacht - im Duett mit Julian Schick vom „Good life“ nebenan. Dessen „Wein doch“-Abende an der Alten Dreherei wurden damals bereits sehr gut angenommen. Kurz darauf wurde das Format dann auch tatsächlich im Rahmen der „Schön hier“-Reihe erfolgreich auf dem Rathausmarkt etabliert.
Nun aber, seit anderthalb Monaten: Stillstand. Laut Gino Cassaro, Inhaber von Sorelli‘s mit zwei weiteren Läden in Essen-Werden und -Rüttenscheid, ist noch nicht abschließend geklärt, was vor Ort passiert: „Es ist unklar, wie es an dem Standort weitergeht“, sagte er auf Nachfrage. Mehr wollte der Geschäftsmann, der Mitte 2021 den Schritt nach Mülheim gewagt hatte, aktuell nicht kundtun. Auch Geschäftsführerin Lena Collett will sich bis dato nicht öffentlich zu möglichen Nachfolge-Ideen äußern. Auf der Sorelli‘s-Homepage findet sich nur der kleine Vermerk „Im Winterschlaf“.
Julian Schick denkt über „alternative Ausrichtung“ seines „Good life“-Ladens nach
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Julian Schick, der Nachbar, hat unterdessen Rabattschilder im Fenster aufgehängt. Und verrät, dass auch er „über ein anderes Geschäftsmodell, über eine alternative Ausrichtung des Ladens“ nachdenkt. Der Einzelhandel sei in Mülheim „total schwierig“, jeder kaufe im Internet ein. Die Zahl derer, die den Handel vor Ort zu schätzen wissen und auch tatsächlich dort shoppen gehen, belaufe sich „nicht mal mehr auf eine Person unter Hundert“. Besonders Dreiste kommen in den Laden, um die sorgfältig ausgewählte Ware abzufotografieren - und sie dann im Netz zu bestellen. „So kann ich nicht existieren und so möchte ich es auch nicht. Ich muss auch Geld damit verdienen.“
2016 war Schick mit seinem „Good Life Concept Store“ am Dickswall als eine der „Stadtrandperlen“ an den Start gegangen, hatte vorab vor allem aufs Online-Geschäft und auf individuell zusammensetzbare Lichterketten gesetzt. Mitte 2019 ging es für den umtriebigen Geschäftsmann in die Fußgängerzone, Schick betrieb für drei Monate den mietfreien Pop-up-Shop am Kohlenkamp. Auch danach blieb er in dem Eckladen, in dem in Kürze das Perfetto Vino aufmachen soll. Im Herbst 2023 stand besagter Umzug an den Rathausmarkt an, im Einklang mit dem Sorelli‘s.
Für die Neueröffnung der beiden Betriebe hatte es seinerzeit eine Förderung der Stadt gegeben
Für die Neueröffnung des Ladens und der Eisbar hatte es eine Förderung seitens der Stadt gegeben, Mittel aus dem sogenannten Projekt „EG neu“. Die Kommune wiederum hatte dafür Unterstützung vom Land erhalten. „Mithilfe dieser Fördermittel in Form von Mietzuschüssen konnten wir in den vergangenen Jahren einige Shop-Eröffnungen im Wallstraßenviertel ermöglichen“, freute sich Citymanagerin Gesa Delija damals. Und betonte: „Wir haben uns relativ schnell entschieden, auch diese beiden zu unterstützen. Es hat uns überzeugt, dass sie viele Veranstaltungen planen. Wir trauen ihnen zu, dass sie es schaffen.“
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