Mülheim. Die Lage ist richtig gut, das gastronomische Angebot auch. Dennoch muss das Café Löhberg in Mülheim schließen. Der Betreiber nennt die Gründe.

Hübsch und einladend sehen sie aus: die Tische, Stühle und Sonnenschirme des „Café Löhberg“ neben der „Dröppelminna“. Doch zu wenige Menschen haben sich seit der Eröffnung im Februar 2023 auf der Außenterrasse oder auch im Innenraum einen Kaffee und ein Stück hausgemachten Kuchen gegönnt. Nach einem Jahr geben die Betreiber auf.

Zum Jahresende wird das Café am Löhberg 70 geschlossen. „Der befristete Mietvertrag läuft Ende des Jahres aus und wir werden ihn nicht verlängern“, erklärt Peter Possekel, Prokurist bei der „Gemeinnützigen Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung“ (bbwe). Diese hatte die Räumlichkeiten am Brunnen neben dem Rathaus angemietet, nachdem der Unverpacktladen „Püngel & Prütt“ dort fünf Monate zuvor die Segel gestrichen hatte. Im Rahmen des städtischen Projektes „EG Neu - Dein Quartal für dein Quartier“ war der bbwe eine Mietermäßigung für ein Jahr gewährt worden. „Das Förderprogramm bietet Gründerinnen und Gründern die Chance, sich am Markt auszuprobieren. Im Wallviertel gibt es ja mehrere Kaufleute, die es schon genutzt haben oder noch nutzen“, sagt Citymanagerin Gesa Delija.

Eigentlich optimal: Preise in Mülheimer Café waren niedrig

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Das Experimentierjahr verlief für das Café Löhberg allerdings nicht wie erhofft. Zu wenig Kundschaft, steigende Lohnkosten und die Tatsache, dass die Mietförderung 2024 wegfallen würde, führte nun zur Entscheidung, das kleine Bistro mit den Bio-Speisen wieder aufzugeben. „Selbst mit unseren niedrigen Preisen konnten wir nicht genug Leute herlocken. Es hat sich einfach nicht richtig rumgesprochen, was wir zu bieten haben“, so Peter Possekel. Zur Erklärung: Das bbwe-Café ist gemeinnützig, muss nicht gewinnbringend arbeiten und kann daher die Preise niedrig halten.

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„Unser Konzept sah vor, klein anzufangen und das Café dann nach und nach auszubauen“, berichtet Peter Possekel. Mit einer großen Spielecke konnte man bei Eltern mit Kindern zwar punkten, aber auch diese verzehrten letztendlich nicht genug. Und die Idee, mit der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) zu kooperieren und deren Produkte in der Küche zu nutzen, war zwar gut, aber scheinbar nicht attraktiv genug, um die Gästezahl zu erhöhen.

Mülheimer Ladenlokal wird auf Immobilienmarkt angeboten

Die „Gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung“ unterstützt Menschen, die Deutsch lernen oder sich beruflich orientieren oder qualifizieren möchten. Das Café Löhberg sollte dabei miteinbezogen werden, man wollte beispielsweise niederschwellige Praktika vor Ort anbieten. „Dazu sind wir bisher noch gar nicht gekommen, es ging erst mal nur darum, das Café wirtschaftlich zu betreiben“, so Peter Possekel. Hinzu kam, dass sich für eine Hälfte des Ladenlokals – früher die Verkaufsfläche von „Püngel & Prütt“ – keine „perfekte Nutzungsalternative“ fand.

Ein Happy End bahnt sich für das bbwe-Café nicht an. „Selbst wenn wir die Preise erhöhen würden, würde das nicht viel ändern. Die Einnahmen wären auch dann zu gering, als dass sich das Café dauerhaft tragen könnte“, bedauert Diplom-Sozialwissenschaftler Possekel. So läuft wohl alles auf einen Betreiberwechsel hinaus. Das 480 m² große Ladenlokal wird auf dem Immobilienmarkt auch schon angeboten – unter den Stichworten „Café, Bistro, Eisdiele, Bäcker – ihre Idee neben dem Rathaus“.

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