Mülheim. Ein Unternehmen, das weltweit Spezial-Spielgeräte baut, plant das Herzstück für Mülheims inklusiven Spielplatz. Dieses Detail ist einzigartig.

Der inklusive Spielplatz für Mülheim bekommt ein Gesicht. Ein Unternehmen aus Brandenburg, das schon in Australien, USA und in ganz Europa außergewöhnliche Spielgeräte entwickelt hat, hat eine Planung für das zentrale Spielgerät vorgelegt. Nun gibt es einen ersten Blick in den eigens für Mülheim gefertigten Entwurf und es wird klar: Das wird eine große Sache.

Inzwischen gibt es auch eine Kostenübersicht. Etwa 1,5 Millionen Euro sind für die Gesamtmaßnahme veranschlagt. 80 Prozent der Kosten, nämlich 1,15 Millionen Euro, werden durch Fördermittel des Landes gedeckt. Der Rest muss aus Eigenmitteln gestemmt werden. Eine Spende in Höhe von 104.000 Euro hat der Verein Rolli Rockers Sprösslinge gerade erst der Stadt übergeben. Darin enthalten sind Großspenden von einer Mülheimer Stiftung und einem Unternehmer.

Jetzt ist noch einmal die Unterstützung der Mülheimer gefragt

10.000 Euro werden noch aus der Jolanthe-Aktion für den Spielplatz übergeben, bei der Leserinnen und Leser für den Spielplatz gespendet haben. Aber deutlich wird damit auch: Es werden weitere Spender gebraucht. Rolli-Rockers-Gründer Bernd Nierhaus setzt weiterhin auf die Einsatzbereitschaft der Mülheimerinnen und Mülheimer. Zumal wenn jetzt endlich deutlich wird, dass hier wirklich ein außergewöhnliches Projekt entsteht.

Auch interessant

An solche Dimensionen hat wohl niemand geglaubt, als Bernd Nierhaus vor knapp zwei Jahren mit der Idee um die Ecke kam. Damals kündigte der Gründer des Vereins Rolli Rockers Sprösslinge an, einen Spielplatz für alle Kinder, ob mit, ohne oder mit welcher Beeinträchtigung stemmen zu wollen. „Das wird Zeit brauchen, aber mit vereinten Kräften und Spenden schaffen wir das schon“, sagte der Mann damals, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Ein Spielplatz als Wahrzeichen für Mülheim?

Inzwischen ist die Stadt mit an Bord, denn die hat 2027 die Internationale Gartenausstellung IGA zu Gast und dafür wird der in die Jahre gekommene Spielplatz am Schlossberg/Fossilienweg komplett neu geplant. Eine Arbeitsgruppe begleitet die Planungen. Kinder wurden im Rahmen einer Bürgerbeteiligung nach ihren Wünschen befragt.

Der Spielplatz am Schlossberg in Mülheim ist in die Jahre gekommen und wird anlässlich der IGA 2027 erneuert. Dafür muss der Radweg, der jetzt noch mitten durch das Gelände führt, verlegt werden.
Der Spielplatz am Schlossberg in Mülheim ist in die Jahre gekommen und wird anlässlich der IGA 2027 erneuert. Dafür muss der Radweg, der jetzt noch mitten durch das Gelände führt, verlegt werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„New York hat die Brooklyn Bridge, Budapest hat die Kettenbrücke. Und jetzt bekommt Mülheim diese hier“, sagt Robert Lettau, Head of Design bei Spiel-Bau. Wenn das brandenburgische Unternehmen angeheuert wird, dann nicht, um einen kleine Rutsche zu bauen. Dann geht es um speziell zugeschnittene Leuchtturmprojekte.

Mülheimer Kinder zusammenbringen

Wie hell Mülheims Leuchtturm strahlen soll, wird einem erst klar, wenn man sich anschaut, welches zentrale Spielgerät dafür geplant ist. Eines mit Brücke nämlich und sieben Metern Höhe. Robert Lettau sagt: „Eine Brücke mit einem Turm ist ein Statement. Wie ein Magnet, auf den die Menschen von alleine zusteuern.“

Auch interessant

Die gesamte Fläche soll so gestaltet sein, dass ein Miteinander für Kinder mit sämtlichen Beeinträchtigungen, von einer Geh- über eine Seh- bis hin zur geistigen Behinderung möglich sein. Und das nicht, wie Robert Lettau betont, „indem jeder alles nutzen kann. Es geht vielmehr darum, jedem etwas anzubieten und Situationen zu schaffen, die zusammenbringen“.

Mülheimer Kinder sollen es nicht zu leicht haben

Für Mülheim wurde ein vielfältig nutzbarer Spielturm entwickelt, der auf verschiedenen Plattformen Herausforderungen bietet. Dadurch, dass das Spielplatzgelände zwei Niveaus hat, ergibt sich folgende Konstruktion: Eine lange, rollstuhlgeeignete Holzbrücke führt in das Erdgeschoss des Turms und zwar auf eine Plattform, die rund um den Turm führt. „Dort entsteht reichlich Gelegenheit, um sich zu begegnen“, erklärt Juliane Bock, Landschaftsarchitektin und verantwortliche Planerin für das Mülheimer Großspielgerät.

Hier links neben der kleineren Rutsche zu sehen: Die Sitzleiter für Kinder, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Kraft ihrer Arme können sie sich wieder hochhangeln.
Hier links neben der kleineren Rutsche zu sehen: Die Sitzleiter für Kinder, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Kraft ihrer Arme können sie sich wieder hochhangeln. © Spiel-Bau | Spiel-Bau

„Es muss aber auch immer Herausforderungen geben“, schildert sie. So ist auf der Plattform eine leichte Gummirampe als Hindernis eingebaut, die beispielsweise Rollstuhlfahrer als Herausforderung überwinden können, wenn sie mögen. „Da muss man ein bisschen knobeln“, sagt die Expertin.

Auch wichtig für die Planer: Faxen machen und gemeinsam lachen

Von der Plattform aus kann man weiter nach oben klettern, eine Röhrenrutsche nutzen oder die verschiedenen Klettermöglichkeiten im Untergeschoss nutzen, etwa eine Hangelleiter oder ein Netz. „Unten wird es zudem ein Memoryspiel geben, akustische Elemente, Balanciermöglichkeiten, eine Kaufladen-Situation und Spiegel zum Faxen machen und gemeinsam lachen“, erklärt Juliane Buck.

Bernd Nierhaus und seine Tochter Janine Willrich, Vorsitzende des Vereins Rolli Rockers Sprösslinge, haben das Projekt angestoßen. Dass etwas derart Großes daraus wird, hätten sie anfangs wohl auch nicht zu träumen gewagt.
Bernd Nierhaus und seine Tochter Janine Willrich, Vorsitzende des Vereins Rolli Rockers Sprösslinge, haben das Projekt angestoßen. Dass etwas derart Großes daraus wird, hätten sie anfangs wohl auch nicht zu träumen gewagt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Turm bietet von unten nach oben zunehmende Herausforderungen und Schwierigkeitsgrade. „Das ist wichtig, um langfristig interessant zu bleiben“, sagt Robert Lettau. Genauso gehören aber auch Ruheecken und Versteckmöglichkeiten dazu.

Mülheim plant noch mehr besondere Spielgeräte

Eine in der Region wohl einzigartige Konstruktion ist eine Leiter für Gehbehinderte. So kann man über die Brücke mit dem Rollstuhl auf die erste Plattform fahren, den Rollstuhl stehen lassen und die Röhrenrutsche runterrutschen, um dann mit Hilfe der eigenen Armkraft über eine Leiter mit Sitzmöglichkeiten wieder nach oben zurückkehren.

Mindestens 300.000 Euro wird die individuelle Mülheim-Konstruktion kosten. Als Materialien werden Edelstahl und Robinie verwendet. Alle Teile werden vom Unternehmen selbst gefertigt und montiert. Zusätzlich wird es weitere Spielgeräte von anderen Anbietern geben, darunter ein Rollstuhlkarussell und eine Vogelnestschaukel. Schon im Januar sollen erste Vorbereitungsarbeiten auf dem Gelände beginnen.

Wer sich mit einer Spende am inklusiven Spielplatz beteiligen möchte, kann das Spendenkonto des Vereins Rolli Rockers Sprösslinge nutzen. Mehr unter: rollirockers.de

Mehr zum Thema

Bleiben Sie in Mülheim auf dem Laufenden!

>> Alle Nachrichten aus Mülheim lesen Sie hier. +++ Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter per Mail oder Whatsapp! +++ Hier kommen Sie zu unseren Schwerpunktseiten Wohnen, Gastronomie, Handel/Einkaufen und Blaulicht. +++ Zu unserem Freizeitkalender geht es hier. Legen Sie sich doch einen Favoriten-Link an, um kein Event zu verpassen! +++ Lokale Nachrichten direkt auf dem Smartphone: Laden Sie sich unsere News-App herunter (Android-VersionApple-Version).