Mülheim. 1,5 Millionen Euro hat Mülheims Kämmerer locker gemacht, um fünf weitere Straßenbereiche bald zu erneuern. Welche Straßen es trifft.
Hätte die Abteilung Straßenbau im Mülheimer Amt für Verkehrswesen und Tiefbau finanziell völlig freie Hand, sie würde wohl gut und gerne über 300 Millionen Euro in den Zustand von Mülheims Straßen investieren. Insofern wirkt das, was im kommenden Jahr tatsächlich an Geld in die Hand genommen wird, auf den ersten Blick wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Zu den bereits festgesetzten Straßenbauvorhaben wird der Rat der Stadt am 5. Dezember aber aller Voraussicht nach noch mehrere zusätzliche Maßnahmen beschließen.
Bisher waren für das kommende Haushaltsjahr 6,4 Millionen Euro für den Dickswall (4 Mio.), die Nollendorfstraße (1,35) und die Kaiserstraße (1,08) vorgesehen. Für 4,2 Millionen Euro soll ein Ersatzneubau für Brücke an der Hauskampstraße in Styrum entstehen, an weiteren Brücken und einer Tiefgarage werden Erhaltungsmaßnahmen in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro durchgeführt. Dazu kommen 584.000 Euro für die DIN-gerechte Anpassung von Zebrastreifen und 530.000 Euro für den Umbau von Haltestellen.
Schwarz-grün will den „Werteverfall der Infrastruktur eindämmen“
Wie im Mobilitätsausschuss nun erstmals bekanntgegeben wurde, werden weitere 1,5 Millionen Euro in fünf zusätzliche Maßnahmen investiert. „Mit dem Beschluss zusätzlicher Maßnahmen für das kommende Jahr können wir für einen besseren Straßenzustand sorgen, den Werteverfall der Infrastruktur eindämmen und den Wirtschaftsstandort Mülheim stärken“, erklärt Christina Küsters, Fraktionsvorsitzende der CDU.
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„Es gab ein gewisses Budget, das wir mit dem Kämmerer verhandeln konnten. Wir haben uns dann die Straßen angeschaut, die große Rotbereiche aufweisen“, sagt Siegfried Rauhut, verkehrspolitischer Sprecher der CDU. Die Signalfarbe rot heißt in dem Fall „dringend sanierungsbedürftig“ und ihr Anteil steigt in Mülheim stetig.
Neuer Beschleunigungsbereich für den Busverkehr entsteht in Saarn
Aus den Reihen von Schwarz-Grün ist zu hören, dass es durchaus ein schwieriger Kompromiss war, das zur Verfügung stehende Budget auf alle Stadtbereiche zu verteilen. Ein Drittel der Summe fließt in den oberen Teil der Straßburger Allee zwischen Kölner Straße und Friedrich-Freye-Straße. „Das fanden wir verkehrlich schon sehr wichtig“, sagt Rauhut, weil dort parallel ein Beschleunigungsbereich für den Busverkehr entstehen (wird durch ÖPNV-Regionalisierungsmittel finanziert) und die Bushaltestelle barrierefrei ausgebaut wird.
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Mit jeweils 300.000 Euro werden die Maßnahmen am Dümptener Heifeskamp (zwischen Mannesmannalle und Mellinghofer Straße) sowie an der Winkhausener Freiherr-vom-Stein-Straße (zwischen Hardenbergbrücke und Müllerstraße) geschätzt. Eine Viertelmillion soll an der Kämpchenstraße zwischen Paul-Essers- und Südstraße verbaut werden. Neben der Erneuerung der Fahrbahndeckschichten stehen dort auch Teile der Gehwege auf dem Programm. „Das hat auch sportpolitische Gründe, weil in Mülheim im kommenden Jahr auch die World University Games stattfinden und da sollten die Straßen im Umfeld schon vorzeigbar sein“, findet Timo Spors, Fraktionsvorsitzender der Grünen.
Eine Straße abseits des Pkws hat es ins Mülheimer Zusatz-Programm geschafft
In Selbeck hat schon der ein oder andere Anwohner bei Bekanntwerden der Vorlage die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, dass es ausgerechnet die Straße Fährbaum weit abseits der B1 ins Programm geschafft hat. „Das ist eine Straße für Radfahrer und Fußgänger, die wirklich in einem bescheidenen Zustand ist“, wie CDU-Mann Rauhut erklärt. 150.000 Euro sollen für die Erneuerung der Decke des ländlichen Weges investiert werden.
Für manchen Selbecker bleibt dennoch die Entscheidung, ausgerechnet dieses Teilstück vor dem ehemaligen Restaurant Jagdgrenze zu sanieren, „nicht mehr nachvollziehbar“, meint ein Selbecker Urgestein, der nicht genannt werden möchte. Aus seiner Sicht wären die „Steuergelder“ besser in die Verlängerung der Wedauer Straße gesteckt worden. Denn die Fahrradstraße, über die man bis zum Nachbarsweg und Entenfang kommen kann, ist nur bis Weidmannsheil erneuert worden. Wegen des Entenfangs seien aber hier deutlich mehr Radfahrer unterwegs als am Fährbaum.
Welche Straßen haben es nicht in den 1,5-Millionen-Euro-Topf geschafft? „Da fallen mir zuerst die Klopstock- und Bruchstraße im Dichterviertel ein“, sagt Grünen-Chef Spors. An der Kampstraße am Rande der Stadtmitte müssen über kurz oder lang die Schienen des stillgelegten sogenannten Kahlenberg-Astes entfernt werden. „Da wünschen wir uns gerade als Mobilitätsbereich natürlich eine Lösung“, so Spors.
Mülheims Grüne freuen sich über Startschuss an der Kaiserstraße
Gerade das Beispiel Kampstraße hätte aber bedeutet, dass nur eine Straße hätte berücksichtigt werden können. „Wir wollten natürlich lieber fünf kleine als nur eine große nehmen“, betont Spors.
Die Grünen freuen sich in erster Linie über den Start des neuen Radweges auf der Kaiserstraße, dessen Bau noch in diesem Jahr beginnen soll. Bis 2026 soll die neue Kaiserstraße fertiggestellt sein, so dass man zukünftig besser mit dem Fahrrad von der Innenstadt nach Holthausen und zurück gelangen kann. Spors hofft, dass einige Teilabschnitte bereits früher befahrbar sein werden.
Der Grünen-Fraktionschef selbst kann dem Bild vom Tropfen auf den heißen Stein nicht ganz widersprechen. „Wir haben in den letzten Jahren viel im Immobilienbereich investiert, was auch richtig und wichtig ist, weil wir bei den Schulen da jetzt gut aufgestellt sind. Aber dann ist es eben immer ein hin- und hergeschiebe von Posten, wenn man nur begrenzt Geld zur Verfügung hat.“
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