Mülheim. Die ersten Visualisierungen zur neuen Mülheimer Kaiserstraße haben manche Bürger verärgert. Wir erklären die Details des Baubeschlusses.

Bauliche Veränderungen auf Straßen mit dem Zweck, eine Verkehrswende in Mülheim voranzutreiben, sorgen mit großer Sicherheit stets auch für gespaltene Meinungen: Autofahrer, ÖPNV-Kunden, Fahrradfahrer, Fußgänger – was dem einen nutzt, stößt dem anderen oft stark auf. So auch beim Vorhaben der Stadt, die Kaiserstraße so umzubauen, dass Radfahrern in Zukunft mehr Raum und Sicherheit gegeben ist.

In der vergangenen Woche hatten die Grünen zum geplanten Umbau der Hauptverkehrsader, die die Innenstadt mit Holthausen sowie darüber hinaus mit Raadt und über die B1 mit Stadtteilen im Süden und Nordosten verbindet, Fotomontagen präsentiert. Sie zeigen auf, dass es für Radfahrer gemütlicher und sicherer werden soll auf der Kaiserstraße, für Autofahrer und die Straßenbahn dagegen enger.

Nur die FDP stimmte Ende 2021 gegen den Umbau der Mülheimer Kaiserstraße

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In Kürze noch einmal zusammengefasst, was der Mobilitätsausschuss des Stadtrates bereits am 1. Dezember 2022 mit Stimmen von CDU, Grünen, SPD, AfD und MBI und bei nur einer Gegenstimme der FDP beschlossen hat. Erklärtes Ziel ist es, einen Radweg-Lückenschluss in der Innenstadt zu schaffen – Richtung Holthausen und mit Anschluss an den geplanten Bürgerradweg nach Raadt, der entlang der alten Straßenbahntrasse der Linie 104 bereits seit Längerem im Bau ist.

Der Baubeschluss sieht zwischen Südstraße und Innenstadt beiderseits der Kaiserstraße Radwege vor, die auf der bisherigen Straße rot markiert und klar abgegrenzt sein sollen zum Autoverkehr, der sich infolgedessen mit weniger Straßenraum begnügen muss. Die Radwege sind an verschiedenen Stellen unterschiedlich breit geplant, das gewünschte Maß von 2,50 Meter plus 75 Zentimetern Sicherheitsabstand zu Parkplätzen kann laut Entwürfen nicht überall erreicht werden.

Nicht mehr durchgängig zwei Fahrspuren für Autos auf Mülheims Hauptverkehrsstraße

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Als Folge des Radweg-Ausbaus wird die Kaiserstraße zwischen Südstraße und Kaiserplatz in Zukunft nicht mehr durchgängig zwei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr haben. Stadtauswärts sind zwei Autospuren noch bis kurz hinter der Einmündung in den Muhrenkamp vorgesehen. Im Anschluss sollen sich Nutzer der rechten Fahrspur einfädeln auf die eine verbleibende Spur, die sich nur noch einmal auffächert, um das Rechtsabbiegen in die Oberstraße Richtung Altstadt und Evangelisches Krankenhaus reibungslos vonstatten gehen zu lassen.

Noch eine Fotomontage der Grünen zum Umbau der Kaiserstraße in Mülheim. Dieses Mal der Blick auf die künftige Situation am St. Marien-Hospital. 
Noch eine Fotomontage der Grünen zum Umbau der Kaiserstraße in Mülheim. Dieses Mal der Blick auf die künftige Situation am St. Marien-Hospital.  © P3 Agentur/Total Real/Peter Obenaus

Aus der Gegenrichtung verliert die Kaiserstraße mit der Linksabbiegerspur in die Oberstraße ihre Zweispurigkeit. Erst später, bei Hausnummer 33, soll sich der Autoverkehr wieder auf zwei Spuren auffächern, um den Abfluss über die Althoffstraße auf den Dickswall reibungslos zu gewährleisten.

Parkplätze entfallen für Ausweitung der Kaiserstraße

Nicht nur über die Beeinträchtigungen für Autofahrer ärgern sich Bürger aktuell in Leserbriefen, auch den Verlust an Parkplätzen beklagen sie. Roland Jansen, Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau, benannte auf Anfrage der Redaktion die Ausmaße. Zunächst stadtauswärts: Am Altenhof (Ecke Leineweberstraße) entfallen zwei von fünf Taxi-Stellplätzen, ein Behinderten-Parkplatz wird um die Ecke auf die Leineweberstraße verlegt. Die E-Ladestellen bleiben. Hinter der Einmündung Muhrenkamp entfällt ein Stellplatz, um dort zwölf Rad-Stellplätze zu schaffen. Vor der Oberstraße entfallen noch mal vier Gehwegparkplätze, weil der Raum vom Radweg beansprucht wird.

In Gegenrichtung wird zwischen Paul-Essers- und Oberstraße ohnehin schon illegales Parken durch den neuen Radweg erschwert; wer dort in Zukunft parken würde, stünde auf dem Radweg. Um kurz vor der Einmündung in den Muhrenkamp wieder auf zwei Spuren für den motorisierten Verkehr ausweiten zu können und zusätzlich einen Radweg einzurichten, entfallen an Ort und Stelle neun Stellplätze.

Stadt Mülheim hat Fördermittel beantragt – und will 2024 anfangen zu bauen

Die Stadtverwaltung rechnet mit einem Bewilligungsbescheid für beantragte Fördermittel im Dezember. Im Vorjahr waren für die Baumaßnahmen (inklusive neuem Asphaltüberzug) 1,08 Millionen Euro an Kosten kalkuliert worden, 315.000 Euro davon wären laut Förderrichtlinien von der Stadt selbst zu tragen. Kommt der Förderbescheid, sind die Arbeiten noch auszuschreiben und Aufträge zu vergeben. Jansen stellt einen Baustart für die zweite Jahreshälfte 2024 in Aussicht.

Jansen bekräftigt die Ansicht der Verwaltung, dass die Kaiserstraße in Zukunft leistungsfähig bleibe, es seien „keine größeren Staus zu erwarten“, dafür sorgten die Zweispurigkeit stadtauswärts am Kaiserplatz und stadteinwärts zur Althofstraße, ebenso der Rechtsabbieger zur Oberstraße. In der Spitze fahren laut Jansen 552 Kraftfahrzeuge pro Stunde über die Kaiserstraße stadteinwärts, stadtauswärts sind es in der Spitze (jeweils 16-17 Uhr) 880 Kfz.

Umwälzungen auch im Tunnel der Eppinghofer Straße?

Wenn die Großbaustelle am Dickswall beendet ist, steht der bekanntlich schon vor etlichen Jahren verschobene Umbau des Kaiserplatzes an. Wie es dann mit Blick auf den Tunnel Eppinghofer Straße weitergeht, steht laut Jansen noch in den Sternen. Es gibt den politischen Wunsch, auch im Tunnel Radwege in beide Richtungen zu schaffen für einen Anschluss an den Radschnellweg und in den Stadtnorden. Auch eine Öffnung für den Zweirichtungsverkehr ist immer wieder im Gespräch.

„Die Radspur würden wir wahrscheinlich unterkriegen. Aber das ist erst mal nur ein Gedankenspiel. Es gibt noch keine Planung“, sagt Jansen.

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