Mülheim. Mülheims Rumbach soll wieder mehr Raum bekommen. Das ist nicht nur ökologisch schlau, sondern hilft gegen Hochwasser. Es gibt aber auch Kritik.

Wenn sich im Herbst und Winter wieder reichlich Regen ankündigt, schauen die Anwohner am Rumbach wieder sorgenvoll auf ihren Bach. Der Hochwasserschutz ist hier seit Jahrzehnten ein Thema und auch ein Streitpunkt.

Doch es gibt Bewegungen in der Sache: Erst zum Jahresbeginn hatte die Stadt das Vorkaufsrecht auf ein Grundstück an der Riemelsbeck geltend gemacht, das künftig als Überschwemmungsgebiet dienen und Hochwasser abhalten soll. Nun soll ein weiterer Abschnitt in Teilen renaturiert und der Bachlauf umgelegt werden, um Anwohner und Häuser zu schützen.

Im Fokus steht hier der letzte von vier Maßnahmenbereichen im Verlauf des Rumbachs, konkret von der Kreuzung Kattowitzer bis zur Walkmühlenstraße, Hausnummer 10. Im Kern will die Stadt von der ursprünglichen Planung abweichen und den Rumbach nun in einem größeren Maße als bisher offenlegen. Das erfordert aber auch weitere Schutzmaßnahmen im direkten Umfeld.

Stadt Mülheim will den Rumbach verbreitern, um Häuser zu schützen

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Derzeit führt der Rumbach relativ nah an der Rückseite des Gebäudes mit der Hausnummer 10 vorbei. Die Maßnahme sieht vor, den Verlauf vom Haus weiter weg an den Randbereich des Mühlteiches zu verlegen und das Bett des Rumbachs zu verbreitern, wie die Verwaltung im Umweltausschuss darlegte.

Auch an der späteren Bachkaskade zwischen den Hausnummer 10 und 6 soll der Rumbach breiter fließen dürfen. Die Verbreiterung des Bachbettes soll dazu führen, dass der Abfluss aus den Hochwasserrückhaltebecken an der Hölterstraße verbessert wird, erläuterte die Verwaltung.

Blick auf den Mühlteich: Um das Gebäude besser zu schützen, soll der Rumbach, der zwischen Haus und Teich führt, verbreitert und durch einen Damm abgegrenzt werden.
Blick auf den Mühlteich: Um das Gebäude besser zu schützen, soll der Rumbach, der zwischen Haus und Teich führt, verbreitert und durch einen Damm abgegrenzt werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Mülheims Rumbach: Maßnahmen sollen Wasserabfluss deutlich vermindern

Zusätzlich soll vor den Häusern an der Walkmühlenstraße ein kleiner Damm angelegt werden. Bei Starkregen soll sich der ansteigende Bach somit von den Häusern weg in Gegenrichtung ausdehnen können. Oder in den anliegenden Mühlenteich fließen, so dass dieser Bereich insgesamt als weitere Rückhaltefläche dienen kann.

Und nicht zuletzt will man den kleinen Nebenzulauf Wetzmühle, der von Richtung Oppspring auf Höhe des Mühlenteichs in den Rumbach mündet, ebenfalls offenlegen.

Mehr Raum geben: Das schmale Bett des Rumbachs an der Walkmühlenstraße soll breiter werden, auch um die Abflussgeschwindigkeit zu senken.
Mehr Raum geben: Das schmale Bett des Rumbachs an der Walkmühlenstraße soll breiter werden, auch um die Abflussgeschwindigkeit zu senken. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Was aber bringen die Maßnahmen? Im Vergleich zu heute geht die Verwaltung anhand von Rechenmodellen davon aus, dass sich der Hochwasserablauf - und somit die Gefahr von Überschwemmungen für die Anlieger und die Innenstadt - durch Retentionsflächen und Bachverbreiterung deutlich von derzeit zwölf Kubikmetern pro Sekunde auf fünf reduzieren lässt.

Rückhalteflächen, Kanalanbindung, Brückenzufahrt: Das kostet die Maßnahme

Auf einem Grundstück an der Riemelsbeck in Mülheim soll eine Retentionsfläche für dem Rumbach als Hochwasserschutzmaßnahme entstehen.
Auf einem Grundstück an der Riemelsbeck in Mülheim soll eine Retentionsfläche für dem Rumbach als Hochwasserschutzmaßnahme entstehen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Nebenbei werde der Rumbach so auch ökologisch aufgewertet und füge sich besser ins Landschaftsbild. Da diese Maßnahmen in der ursprünglichen Planung vor gut zehn Jahren nicht vorgesehen waren, wird es jedoch teurer. Mit 3,35 Millionen Euro statt ursprünglich 2,6 Millionen schlagen die Planänderungen zu Buche. 1,1 Millionen Euro kosten die Hochwasserschutzmaßnahmen und ökologischen Verbesserungen. Rund 80 Prozent (770.000 Euro) davon sollen jedoch durch Fördermittel getragen werden.

Im Ausschuss stimmte die Politik den Maßnahmen zu, erinnerte aber auch daran, dass die Anwohner vor diesem letzten Teilbereich ebenfalls auf Schutz warten. „Das ist nur eine von vielen Maßnahmen am Rumbach, die in der Summe den Hochwasserschutz verbessern“, sagte Umweltdezernent Felix Blasch die Umsetzung weiterer Projekte wie das Rückhaltebecken Schlippenbach, Entlastungspolder und einen Retentionsraum an der Rembergstraße sowie an der Neckelstraße zu.

„Weiterhin schlimm“: Anwohnerfotos zeigen die Auswirkungen des Rumbachs im Bereich „Im Look“ nach Starkregenereignissen im Frühjahr.
„Weiterhin schlimm“: Anwohnerfotos zeigen die Auswirkungen des Rumbachs im Bereich „Im Look“ nach Starkregenereignissen im Frühjahr. © IG Rumbachtal | BUCHHORN

Skepsis bei Mülheimer Anwohnern: Es braucht ein Konzept von oben bis unten

Wer mit Anwohnern entlang des gut 7,4 Kilometer langen Bachlaufs spricht, hört auch skeptische Stimmen und Kritik, dass wieder zuerst an die Innenstadt gedacht worden sei. „Es ist auch im oberen Verlauf des Rumbachs weiterhin schlimm“, berichtet eine Anwohnerin, die nahe des Restaurants Pantheon wohnt, „wir brauchen deshalb ein schlüssiges Konzept von oben nach unten“.

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