Mülheim. Die Landesregierung will im Sozialbereich kürzen. Dagegen protestieren auch Kita-Mitarbeitende aus Mülheim. Eltern müssen am 13.11. umplanen.

Manche Mülheimer Eltern müssen in der kommenden Woche umplanen, denn in einigen Kitas wird am Mittwoch, 13. November, lediglich eine Notbetreuung angeboten. Grund dafür ist eine Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag gegen geplante Kürzungen im Sozialbereich, von denen auch Kindertagesstätten direkt betroffen wären.

Der Protest richtet sich gegen den Haushaltsentwurf der nordrhein-westfälischen Landesregierung für das kommende Jahr, der Kürzungen bei zahlreichen sozialen Diensten und Angeboten in Höhe von insgesamt 83 Millionen Euro vorsieht.

„Keine übermäßige Beteiligung“ aus Mülheim in Düsseldorf

„Die geplanten Kürzungen betreffen Familien mit (kleinen) Kindern und stellen deren gleichberechtigte Teilhabe weiter in Frage“, betont der Mülheimer Stadtelternrat in einem Aufruf auf seinen sozialen Kanälen. Alle freien Träger haben zur Teilnahme aufgerufen. „Es wird eine gute, aber keine übermäßige Beteiligung sein“, schätzt die Vorsitzende des Stadtelternrates, Daniela Heimann.

Viele Einrichtungen wollen ihr Betreuungsangebot an diesem Tag aufrechterhalten. So zum Beispiel auch die drei Caritas-Kitas in den Kirchengemeinden Christ König, St. Joseph und St. Raphael. Dennoch werden sich Beschäftigte an der Aktion in Düsseldorf beteiligen.

Welche Probleme die Mülheimer Caritas auf die Träger zukommen sieht

Denn die Caritas sieht grundlegende Probleme auf die Träger zukommen. Dazu zähle etwa die unklare Finanzierung von Sachkosten. „Auch die nicht ausreichenden Steigerungen der Kindpauschalen proportional zu den Tarifsteigerungen sowie den allgemeinen Kostensteigerungen wirken sich in den Einrichtungen aus“, sagt Christiane Thöne, Fachdienstleiterin für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Unter anderem müssten Stunden für Alltagshelfer gekürzt werden.

Mülheimer Kitas und Familienzentrum sehen massive Schwierigkeiten auf sich zukommen.
Mülheimer Kitas und Familienzentrum sehen massive Schwierigkeiten auf sich zukommen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Nur eine Notbetreuung wird es bei den drei Mülheimer Kitas der Bethanien Diakonissen-Stiftung geben, damit sich ein überwiegender Teil der Belegschaft für die eigenen Belange engagieren kann. „Die Situation ist jetzt schon prekär, wir kommen durch Krankheiten immer wieder ans Limit und bekommen die Gruppen oft nicht vollständig aufgestellt“, sagt Maida Prada Canelo, stellvertretende Leiterin des Familienzentrums Kunterbunt in Dümpten.

Mülheimer Kitas wollen durch den Protest vor allem sichtbarer werden

Dabei zähle ihre Einrichtung noch zu den gut besetzten. „Wir mussten dieses Jahr nur einmal eine Notbetreuung anmelden. Da ist es an vielen Orten noch viel schlimmer“, weiß die Erzieherin. Durch den Protest erhofft sie sich auch ein ganzes Stück mehr Sichtbarkeit. „Es wird nicht gesehen, wie sehr bei uns Not am Mann ist. Die Rolle der Erzieherinnen hat immer noch ein falsches Bild in der Sicht der Menschen. Dabei machen wir nicht nur Erziehung, sondern auch Bildung“, sagt Prada Canelo.

Auch die evangelische Kirche in Mülheim hat zur Unterstützung der Proteste aufgerufen. Denn die Kitas und Familienzentren seien durch die Kürzungen im Bereich der Beratungsstellen und der Familienbildung sehr konkret betroffen. Vor allem die Erziehungsberatung oder unterstützende Angebote der Eltern- und Familienbildung müssten stark gekürzt werden.

Evangelische Kirche in Mülheim will starker Pfeiler bleiben

Generell sähen sich die Kitas nicht auskömmlich finanziert. Die Träger (für die evangelischen Kitas in Mülheim ist das überwiegend der Kita-Verband an Emscher und Ruhr) müssen ausbleibende Dynamisierungen aus Rücklagen zwischenfinanzieren. Um das Personal aufzustocken, gibt es oft keine Rücklagen aus eigenen Mitteln mehr. Dabei kommt es durch die knappe Berechnung der Mindestpersonalstundenzahl immer wieder zu reduzierten Öffnungszeiten oder Notgruppen, sobald nur wenige Krankheitsfälle eintreten.

So läuft der Protest

Ursprünglich sollte die Demonstration mit einem Protestmarsch vom Hauptbahnhof zum Landtag starten. Dieser fällt aufgrund größerer Baustellen und nach Rücksprache mit Polizei und Feuerwehr aus. Die Veranstaltung wird stattdessen direkt um 12:05 Uhr auf den linksrheinischen Rheinwiesen zwischen Rheinknie-Brücke und Oberkasseler Brücke starten. Die Kundgebung endet gegen 14 Uhr.

„Wir als Kirche wollen gerne weiter ein starker Pfeiler im sozialen Gefüge unseres Landes bleiben. Das geht aber nur mit auskömmlicher Finanzierung“, sagt Superintendent Michael Manz, der hinzufügt: „Gerade Menschen, die am meisten von unseren Angeboten profitieren, wären von den Kürzungen am stärksten betroffen Es geht nicht an, dass wir einerseits beklagen, dass der soziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft erodiert und andererseits derart massive Kürzungen an der sozialen Infrastruktur unseres Landes hinnehmen. Daher schließe ich mich dem Protest an und rufe zur Teilnahme auf.“

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