Mülheim. Ist eine Kinder-Betreuung von 45 Stunden pro Woche dauerhaft leistbar? Mülheimer Experte fordert dazu auf, sich auf Kernzeiten zu einigen.
Wer Mutter oder Vater eines Kleinkindes ist, hat es in diesem Herbst womöglich schon erlebt: Notgruppen in der Kita. Grund dafür sind aktuell hohe Krankenstände in Kombination mit dem allseits zu spürenden Fachkräftemangel. Nachdem uns zwei Familien aus unterschiedlichen Kitas berichtet haben, wie drastisch sich Betreuungsausfälle auf ihr Familienleben auswirken, haben wir bei der Stadt nachgefragt: Was kann die Verwaltung tun, um eine stabile Kinderbetreuung zu gewährleisten?
Die Stadt unterhält als Trägerin selbst 36 Kitas und ist auch für alle anderen Einrichtungen im Stadtgebiet Ansprechpartnerin, wenn es zu personellen Engpässen kommt. Sie war auch eng im Gespräch mit der Kita Heilig Geist, als es dort zu verkürzten Betreuungszeiten kam (wir berichteten). Auch in einer eigenen Einrichtung, der städtischen Kita Mandala, kam es zu Engpässen, nachdem fünf Fachkräfte gleichzeitig ausgefallen waren.
Personalvorgaben des Landes seien äußerst knapp bemessen
Zuletzt kam es in der städtischen Kita Uhlandstraße zu einer tageweisen Schließung der Einrichtung, da nahezu das gesamte Team erkrankt war. „Zu Schließungen kommt es sehr selten. Ja, es kommt immer wieder vor, dass es in einzelnen Kitas eng wird, aber es ist kein Flächenbrand“, sagt Marc Heiderhoff, Abteilungsleiter für den Bereich Kita bei der Stadt Mülheim. In Ausnahmesituationen sei es auch möglich, sein Kind in einer anderen städtischen Kita mitbetreuen zu lassen. Das käme aber nur in sehr seltenen Fällen vor.
Die Lage in diesem Winter schätzt er als „üblich für diese Jahreszeit“ ein. Angesprochen auf die angespannte personelle Lage in vielen Kitas sagt er: „Natürlich ist der Fachkräftemangel ein Thema und macht das System anfälliger für Störungen. Allerdings ist die personelle Besetzung in Kitas, wie sie das Land vorsieht, auch nicht so umfangreich, wie man sich das vorstellt.“ In einer Gruppe mit bis zu 25 Kindern über drei Jahren seien eine Erzieherin und eine pädagogische Ergänzungskraft, zum Beispiel eine Kinderpflegerin, vorgeschrieben. Dementsprechend schnell komme es zu Problemen, sobald eine Erzieherin krank werde.
Experte: „Kita-Betreuung ist nicht in erster Linie dazu da, Erwerbstätigkeit sicher zu stellen“
„Natürlich steht die Vereinbarkeit im Fokus. Aber Kita-Betreuung ist nicht in erster Linie dazu da, um die Erwerbstätigkeit der Eltern sicherzustellen, sondern um eine gute frühkindliche Förderung zu ermöglichen.“ Mit Blick in die Zukunft sei vielmehr die Frage, ob sich unsere Gesellschaft auf Kernzeiten einigen könne. „Dort, wo Familien besondere Notlagen haben, finden wir Lösungen. Der Anspruch, dass Kitas um 7 Uhr öffnen und um 16.30 Uhr schließen, wird jedoch immer schwerer zu erfüllen.“
Marc Heiderhoff fürchtet, dass die anhaltende Debatte über die Personalnot in den Kitas Menschen abschreckt, den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers zu ergreifen. Aktuell sucht die Stadt für ihre eigenen Kitas nach Azubis. „Wer mag, darf sich gern bewerben“, sagt der Abteilungsleiter.
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