Mülheim/Duisburg. In unserer Serie blicken wir auf „spektakuläre Blaulicht-Einsätze“ in Mülheim. Im Jahr 1979 starben acht Menschen durch ein tragische Unglück.

Der Titel des 1980 uraufgeführten Kinofilms „Nebel des Grauens“ hätte dem, was wenige Monate zuvor, am 21. Februar 1979, geschehen war, alle Ehre gemacht. Am frühen Morgen dieses Tages kam es auf der A3 unweit der Stadtgrenze Mülheim/Duisburg zu einem schweren und ungewöhnlichen Unglück, das acht junge Menschen nicht überleben sollten.

In der Nacht hatte sich aufgrund der feuchten und kalten Wetterlage sowohl Glatteis als auch starker Nebel gebildet. Die Schwaden war so dicht, dass man an vielen Stellen des Ruhrgebiets teilweise Sichtweiten von unter fünf Metern hatte. In dieses Szenario fiel auf der noch nachtdunklen Autobahn, nur ein paar hundert Meter von der Speldorfer Akademie Wolfsburg entfernt, gegen 6 Uhr morgens starker Berufsverkehr.

Mülheimer Brücke hatte sich durch Unglück gelöst

Um 6.20 Uhr sollte das Unglück an diesem Ort dann seinen Lauf nehmen. In Höhe der Brücke Aktienweg, der zu dieser Zeit nur noch als Verbindung zwischen zwei Parkplätzen neben der Autobahn diente, näherte sich in Richtung Köln ein schwerer Tieflader, der einen Bagger geladen hatte. Die Arbeitsmaschine war – wie bei den späteren Ermittlungen festgestellt werden konnte – 20 Millimeter zu hoch geladen, sodass der Ausleger des Baggers gegen die Brücke stieß. Mit einer kinetischen Energie von 250 Tonnen war der Aufprall so stark, dass die auf Rollen gelagerte Brücke aus ihrer Verankerung geschoben wurde. Das Bauwerk sank anschließend in einer Knickfalte genau auf die Fahrbahnen der Autobahn.

Ein VW-Bus mit sechs jungen Arbeitern darin wurde von der Brücke zerquetscht.
Ein VW-Bus mit sechs jungen Arbeitern darin wurde von der Brücke zerquetscht. © oh | Feuerwehr Mülheim

In dem Moment des Brückeneinsturzes raste ein VW-Bus mit sechs jungen Arbeitern unter die Konstruktion. Der Bus wurde wie eine Blechdose und den vielen Tonnen Stahl und Beton zerquetscht. Die Insassen, zum Teil Mülheimer, zum Teil Duisburger, hatten keinerlei Überlebenschance. Zur gleichen Zeit rasten noch zwei junge Autofahrer aus Wuppertal in das Chaos. Auch sie verloren ihr Leben in dem riesigen Hindernis, das auf die Straße gekracht war. Wie durch ein Wunder blieben die Leben der Insassen des Lastwagens, der das Unglück verursacht hatte, verschont.

Serie „spektakuläre Blaulicht-Einsätze in Mülheim“:

A3 bei Mülheim: Nebel sorgt für widrige Umstände

Der damalige Leiter der Autobahnwache, die für diesen Bereich zuständig war, Polizeihauptkommissar Michael Zons, erinnert sich an den Moment, als er am Unglücksort eingetroffen war. Nachdem er zu Hause aus dem Bett geschellt und zum Unglücksort alarmiert worden war, hatte er selbst etliche Kilometer durch die Nebelwand zurücklegen müssen: „Am Einsatzort eingetroffen, versuchte ich trotz des Nebels zu orientieren. Quer über beide Richtungsfahrbahnen lag eine verbogene, teilweise in sich verdrehte Stahlbrücke. Auf der Richtungsfahrbahn Köln stand ein Tieflader mit einem aufgeladenen Bagger unmittelbar davor. Eine weitere Anzahl von Fahrzeugen stand mehr oder minder stark beschädigt kreuz und quer. Menschen irrten herum, Feuerwehrleute hasteten eilig hin und her.“

Der Tag, an dem an der Grenze zu Mülheim acht Menschen starben, sollte übrigens als einer der schwärzesten Tage in die deutsche Autobahngeschichte eingehen. Auch im Bereich Meckenheim waren im undurchdringlichen Nebel 40 Fahrzeuge auf der Autobahn ineinander gerast. Sieben weitere Menschen waren gestorben.

In der WAZ vom 22.02.1979 wurde groß über das schreckliche Unglück berichtet.
In der WAZ vom 22.02.1979 wurde groß über das schreckliche Unglück berichtet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die für den Unfall Verantwortlichen, der Halter, der Fahrer und der Beifahrer des Lastwagens, wurden später zu jeweils zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Negativ beeindruckt zeigte sich Hauptkommissar Zons später auf einer Pressekonferenz zu dem Fall. Dort hatte ein Repräsentant der zahlungspflichtigen Versicherung mehr oder weniger ungewollt über den Wert menschlichen Lebens aufgeklärt. Er verkündete, dass seine Gesellschaft unbürokratisch 40.000 D-Mark für die Hinterbliebenen zur Verfügung stellen würde - wie sich später herausstellte, nicht für jede der Familien, sondern für alle zusammen.

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