Mülheim.

Sieben Menschen wurden Ende Juni auf der Kirmes in Gevelsberg verletzt, als ein Wagen aus dem „Schlager-Express“ gerissen wurde. Nur eine Woche später drehen sich auch in Saarn die Fahrgeschäfte wieder.

Doch wie Heike Blaeser-Metzger, Prokuristin bei der Veranstalterin MST (Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH), jüngst im WAZ-Interview betonte, wurde nach diesem Unfall noch mehr auf die Sicherheit beim Mülheimer Rummel geachtet. An ein in Saarn geschehenes Unglück konnte sich Heike Blaeser-Metzger da nicht erinnern – doch einem geschichtsfester WAZ-Leser ist ein entsprechendes Ereignis im Gedächtnis geblieben: Vor 55 Jahren wurden 35 Menschen in Saarn verletzt, als die Bühne des „Teufelsrads“ einstürzte.

Die Kirmes lief am 9. Juli 1957 bereits seit einigen Tagen – und das eher schleppend. Statt des Traditions-Regens verhagelte eine Hitzewelle den Schaustellern das Geschäft, in der WAZ klagten sie über ein eher maues Geschäft. Abhilfe schaffen sollte da ein „Rock-and-Roll-Preistanzen“. Die Fläche, auf der sich sonst das „Teufelsrad“ drehte, wurde freigeräumt, die umliegenden Tribünen blieben. Und die füllten sich an jenem Dienstagabend schnell: Immer mehr Menschen drängten auf den Platz und die Zuschauerränge.

Die Rettung gestaltete sich schwierig

Von 700 bis 800 Personen, die sich auf einer Tribüne befanden, sprachen Polizeibeamte später – und diese Last war zu viel für die Konstruktion aus Stahl und Holz. Gegen 22 Uhr brach sie zusammen, die Trümmer begruben Menschen unter sich. Die Umstehenden gerieten in Panik, wollten nur weg von der Unglücksstelle und flüchteten alle auf die gegenüberliegende Tribüne – die daraufhin ebenfalls einstürzte.

35 Menschen wurden bei dem Unglück verletzt, 20 schwer und 15 leicht. Dass es bei Verletzungen blieb, war auch Glück, denn deren Rettung gestaltete sich schwierig. Zwar leisteten Ärzte aus der Nachbarschaft Erste Hilfe, doch Schaulustige versperrten den Rettungskräften den Weg. Schließlich wurde trotz des schweren Unfalls das traditionelle Feuerwerk gezündet, in der Hoffnung, die Menschen von der Unglücksstelle abzulenken.

Bundesinnenminister Gerhard Schröder besuchte die Kirmes

Auch der damalige Bundesinnenminister Gerhard Schröder besuchte an jenem Abend den Saarner Kirmesplatz und machte sich ein Bild. Er war in Mülheim zu Besuch, um vor der CDU-Mittelstandsvereinigung zu sprechen, brach seinen Vortrag jedoch ab.

Sechs Krankenwagen und vier Funkstreifenwagen der Polizei waren im Einsatz, transportierten die Verletzten in die beiden Mülheimer Krankenhäuser. Doch die Bergung der unter den Tribünentrümmern Verschütteten dauerte. Vorsichtig mussten die Retter vorgehen und auch gegen Mitternacht, zwei Stunden nach dem Zusammenbruch der Zuschauerränge, waren noch nicht alle Menschen geborgen.

Saarner Kirmes

Rundgang über die Saarner Kirmes
Rundgang über die Saarner Kirmes © WAZ FotoPool
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