Mülheim. An der Villa Magis in Mülheim herrscht Stillstand, doch am Auehof passiert etwas. Könnten auf dem einstigen Skandal-Areal wieder Pferde stehen?

Vladan P. hätte es nicht weit von seinem neuen Domizil zur zweiten Neuerwerbung in seinem Portfolio. Einmal von der Villa Magis an der Mendener Höhe herunter zum Fluss, über die Mendener Brücke der B1 über die Ruhr, dann zweimal links. Als Erstes an der Mintarder Straße empfängt der Auehof, der jahrelang regelmäßig Besuch von Ordnungsamt und Polizei erhalten hatte. Das skandalumwitterte Anwesen gehört inzwischen ebenfalls der Familie des Mannes, der als Rotlicht-Größe auf der Flaßhofstraße in Oberhausen zahlreiche Etablissements betrieben hatte und dem gute Kontakte zu den Hells Angels nachgesagt wurden.

Seine Lebensgefährtin will nun offenbar auf dem Auehof den Pferdebetrieb reaktivieren. Auf ihrer Facebook-Seite hat sie schon vor einiger Zeit verkündet, dieses Profil künftig nur noch privat nutzen zu wollen und stattdessen eine eigene Präsenz für den Auehof aufzubauen. In der Szene der Pferdehalter in Mülheim rumort es seitdem.

In einem großen, parkähnlichen Areal liegt die denkmalgeschützte Villa Magis. Das Anwesen ist im Mai vor zwei Jahren zwangsversteigert worden, der Vorbesitzer soll aber noch immer darin wohnen. (Archiv-Bild)
In einem großen, parkähnlichen Areal liegt die denkmalgeschützte Villa Magis. Das Anwesen ist im Mai vor zwei Jahren zwangsversteigert worden, der Vorbesitzer soll aber noch immer darin wohnen. (Archiv-Bild) © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auf dem Auehof finden nach Angaben der Stadt Mülheim derzeit Aufräumarbeiten statt. Außerdem würden teils nicht genehmigte Anlagen der Vorbesitzer und Pächter zurückgebaut. Dass dort zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein Pferdehof sein könnte, wäre nach Angaben der Verwaltung „denkbar, aber an Rahmenbedingungen geknüpft“. Diese würden dann in einem Genehmigungsverfahren geprüft. Noch gebe es aber keine konkreten Anträge.

Geprüft würden in einem Verfahren zudem die „fachliche Befähigung der Betriebsleitung sowie zahlreiche weitere Nachweise“. Auch bei der möglichen Anzahl der Tiere, die auf dem im Landschaftsschutzgebiet gelegenen Hof gehalten würden, hat die Stadt ein Mitspracherecht. Eine Folgenutzung des Areals sei in jedem Fall wünschenswert, heißt es auf Anfrage.

VR-Bank kauft Laufhäuser in Oberhausen

Der Auehof komme „vom Regen in die Traufe“, fürchtet eine Halterin, deren Name nicht öffentlich genannt werden soll. Mario B., der vorbestrafte und zuletzt erst wieder verurteilte ehemalige Pächter des Auehofs, sei der Schmied ihres Pferdes gewesen: „Ich habe mitbekommen, was da los war.“ B. habe sich auch „mehrere Dinge“ mit ihr und ihren Pferden erlaubt, „die nicht gingen“. Einstallerin sei sie dort früher nicht gewesen, wohl aber die neue Besitzerin, der mehrere in Essen und Mülheim stehende Tiere gehörten, mit denen sie auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet auch heute noch regelmäßig handele. Ein Pferd auf dem Auehof noch einmal unterzubringen, das komme für sie und alle Pferdefreunde aus ihrem Bekanntenkreis nicht mehr infrage: „Um Gottes Willen“, sagt die Halterin.

Der Auehof aus der Luft: rechts im Bild die B1, oben die Mintarder Straße. Im Süden schließt sich der Ruhrdeich an.
Der Auehof aus der Luft: rechts im Bild die B1, oben die Mintarder Straße. Im Süden schließt sich der Ruhrdeich an. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die frühere Besitzerin des Hofs, die an Mario B. verpachtet hatte, lebe inzwischen nicht mehr in Mülheim, heißt es. P. war liquide, als er den Auehof erwarb. Ende des vergangenen Jahres soll das gewesen sein. P. und andere Immobilienbesitzer hatten mehrere ihrer Laufhäuser in Oberhausen zwischen den Jahren 2021 und 2023 an die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG, eine Genossenschaftsbank in Thüringen, ebenfalls skandalumwittert, als „Effenberg-Bank“ bekannt und hinreichend verrufen, verkauft.

Auehof hatte lange keinen guten Leumund

Das Handelsblatt in Düsseldorf will einen Verkaufspreis von neun Millionen Euro für die Häuser in Oberhausen herausgefunden haben. Die VR-Bank kaufte im Mai 2022 die Villa Magis im Rahmen einer Zwangsversteigerung über einen Anwalt am Amtsgericht Mülheim für 2,4 Millionen vermutlich über Wert, um sie dann Monate später an P. für einen Aufschlag weiterzureichen - angeblich in überschaubarer Höhe. Wie viel Geld für den Auehof floss, ist ebenso unklar wie die Frage, ob die Genossenschaftler aus Thüringen auch daran beteiligt waren. Die Bank macht zu konkreten Geschäften keine näheren Angaben, obwohl sie sich inzwischen mehr Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat und die Bankenaufsicht gegen sie ermittelt.

Ende März im Landgericht Duisburg: Mario B. mit seinem Anwalt Matthias Rahmlow. Der ehemalige Pächter des Auehofs wird in einer Berufungsverhandlung wegen diverser Straftaten zu einer Haftstrafe verurteilt.
Ende März im Landgericht Duisburg: Mario B. mit seinem Anwalt Matthias Rahmlow. Der ehemalige Pächter des Auehofs wird in einer Berufungsverhandlung wegen diverser Straftaten zu einer Haftstrafe verurteilt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der stillgelegte Auehof hatte lange Zeit alles andere als einen guten Leumund. Tiere wurden beschlagnahmt, verwahrloste und kranke Pferde wurden dort ebenso gefunden wie Diebesgut. Das Vorstrafenregister des ehemaligen Pächters B. überblickt möglicherweise niemand mehr. Zuletzt wurde er in der Berufungsverhandlung am Landgericht Duisburg zu 15 Monaten Haft wegen Urkundenfälschung, gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt. Sein Anwalt, der auch schon Ex-Schlager-Star Michael Wendler und einen Kriegsverbrecher verteidigt hatte, zieht in der Regel durch alle Instanzen.

An der Villa Magis in Mülheim herrscht weiter Stillstand

Während sich am Auehof etwas tut, herrscht an der Villa Magis weiter Stillstand. Dort wohnt nach Informationen dieser Redaktion weiter Günther D., pleite gegangener Ex-Modeunternehmer und früher Betreiber des Radrennstalls Coast. Warum das noch immer so ist, ist unklar. Hintergrund könnten privatrechtliche Auseinandersetzungen zwischen P. und D. sein. Sorgen von Anwohnern in Menden-Holthausen, dass die Villa verfalle, entkräftet die Stadt: „Die Bauaufsicht hat kürzlich eine Baukontrolle durchgeführt. Im Bereich des Vordachs ist zwar eine Unterdecke abgängig, größere Schadensbilder liegen augenscheinlich jedoch nicht vor. Sicherlich muss in das Gebäude altersbedingt investiert werden.“

Dabei gelten strenge Vorgaben, Gebäude und Außenbereich stehen unter Denkmalschutz. Der Sanierungsstau ist enorm, das hatte ein Gutachten schon vor Jahren gezeigt. Am Auehof hingegen haben die neuen Besitzer mehr Spielraum. Denkmalschutz gibt es dort nicht. P. habe diesbezüglich „ein erstes Gespräch mit Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und der Bauaufsicht geführt“, teilt die Stadt Mülheim mit. Sein Architekt sei dabei gewesen. „Entwicklungsmöglichkeiten und -grenzen“ seien besprochen worden. Der Architekt werde nun „erste Ideen“ ausarbeiten.

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