Mülheim. Mülheimer Tier-Webcams gewähren exklusive Einblicke und nehmen mit zu Familie Falke, Meise und Co.: Bei den Turmfalken wird Nachwuchs erwartet.
Wenn im Frühling überall die Natur erwacht, gibt es für Naturfreunde viel zu beobachten. Normalerweise müssen sie dabei allerdings stets gebührenden Abstand wahren. In Mülheim ist es trotzdem möglich, einmal aus der Nähe zu erleben, wie ein Vogelweibchen die ersten Eier ins Nest legt oder die Küken endlich schlüpfen: Per Webcam und Livestream lässt sich kostenlos ein Blick in Falkenhorst und Meisenkasten oder auf Bienenstöcke werfen.
Längst schon stadtbekannt sind die Falken, die alljährlich im Turm der Petrikirche brüten und von den Gemeindemitgliedern auf die Namen Gerda und Lutz getauft wurden. Die Vögel können sich in Mülheim wortwörtlich ins gemachte Nest setzen: Küster Harald Helming-Arnold legt für sie den Hohlraum hinter der Turmuhr extra schon im Winter mit frischen Holzspänen aus.
Turmfalken an der Mülheimer Petrikirche setzen sich ins gemachte Nest
Er war es auch, der die Idee hatte, eine Webcam zu installieren, um sehen zu können, wie es im vorbereiteten Nest weitergeht. Umsetzen konnte er das gemeinsam mit Hendrik Peek. Der Wirt des benachbarten Restaurants Mausefalle ist technikaffin und nutzte den Corona-Lockdown 2020/2021, um sich mit der nötigen Hard- und Software auseinanderzusetzen.
Die Bilder aus dem Falkennest stießen auf deutlich größeres Interesse, als die Initiatoren vermutet hatten: „Als Dauerbeobachtung war das gar nicht geplant, wir wollten nur ab und zu mal ins Nest gucken können. Der Livestream hat sich aber viel dynamischer entwickelt“, erzählt Peek. In der Spitze schauten schonmal 50 Menschen gleichzeitig zu, das sei „für so eine profane Falkenkamera nicht schlecht“. Ganz profan ist eine Kamera in einer Kirche aber natürlich nie: In diesem Jahr gibt es erstmals auch die Glocke der Petrikirche im Livestream zu sehen.
„Wenn die Küken geschlüpft sind, ist richtig Action“
Neben dem Falkenhorst befindet sich im Glockenturm eine weitere Nische, die beispielsweise Eulen als Nistplatz dienen könnte. Auch sie ist „kameraüberwacht“, aber aktuell verwaist. Bei den Falken sieht es hingegen vielversprechend aus: Gerda und Lutz sitzen abwechselnd auf sechs Eiern. „Wenn die Küken erstmal geschlüpft sind, ist dann richtig Action“, weiß Küster Helming-Arnold. Ende Mai dürfte es ihm zufolge so weit sein.
Wer nicht so geduldig warten möchte, kann im Meisenkasten am Haus Ruhrnatur vorbeischauen. Hier hat sich in diesem Jahr ein Blaumeisen-Pärchen eingerichtet und bereits „alle Schnäbel voll“ zu tun: Aus den zehn Eiern, die das Weibchen ins Nest gelegt hat, sind über das Wochenende die Küken geschlüpft und warten hungrig auf Würmer und Insekten, die die Eltern im Minutentakt hereinbringen.
Im Meisenkasten an Mülheims Haus Ruhrnatur herrscht schon reges Treiben
Für Christa Schragmann, die Leiterin von Haus Ruhrnatur und Aquarius Wassermuseum, den Bildungszentren der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW), ist es trotz 30 Jahren beruflicher Beschäftigung mit der heimischen Natur immer ein Wunder, wie die Vögel bis zu zwölf Küken auf einmal großziehen können.
„Wir hatten auch schon Unglücksfälle, in denen die Küken nicht überlebt haben“, erinnert sich die Biologin. Deswegen ist sie froh, „wenn nichts Spektakuläres passiert“. Mitfiebern können alle: Den Livestream aus dem Nistkasten kann man nicht nur auf einem Fernseher im Haus Ruhrnatur, sondern auch vom eigenen Computer aus über die Videoplattform Youtube verfolgen.
Mülheimer Demeter-Imkerei zeigt mehrere „Bienenwohnungen“
Auch der Imker Dirk Eickmeier betreibt eine Webcam. Er streamt auf der gleichnamigen Homepage aus seiner Demeter-Imkerei Citybienen (citybienen.de), die er gemeinsam mit seiner Tochter betreibt. Die Zuschauer können hier verschiedene artgerechte „Bienenwohnungen“ sehen und den Bienen beim Ein- und Ausfliegen zusehen.
Besonders stolz ist der Imker auf seinen sogenannten Weißenseifener Hängekorb. Der ist der natürlichen U-Form eines Bienenstocks nachempfunden und steht auf Holzpfählen, die ihn in etwa zwei Metern Höhe fixieren. „Eigentlich leben Bienen am liebsten sogar vier bis fünf Meter über dem Boden, das wäre für uns Imker aber zu hoch“, erklärt Eickmeier.
Fan der Tier-Webcams gründete eigene Whatsapp-Gruppe
Die Idee zur Bienen-Webcam kam ihm durch seine hauptberufliche Tätigkeit: Außer der Imkerei gehört ihm auch eine Firma, die unter anderem Netzwerkkameras für Videoüberwachung anbietet. Mit dem Bienenstock-Livestream sollten sich potenzielle Kunden ein Bild von der Qualität der Kameras machen können. Tatsächlich habe sich aber herausgestellt, dass die Aufnahmen auch von Menschen geschaut würden, die sich für die Bienen interessieren, aber selber keine Bienen halten können oder wollen, so der Imker und Unternehmer.
Jemand, der regelmäßig alle drei Livestreams verfolgt, ist Angelika Gube. Die Mülheimerin hat sogar eine eigene Whatsapp-Gruppe gegründet, um sich mit anderen über ihre Beobachtungen austauschen zu können. Im Moment gibt es fast täglich neue Entwicklungen, die in der Gruppe geteilt und diskutiert werden. Wer Lust auf Naturbeobachtungen hat und gerne mit anderen darüber in Kontakt kommen möchte, findet den Link zur Gruppe „Mülheim an der Ruhr - Naturbeobachtungen“ in der Videobeschreibung der Livecam von der Petrikirche auf Youtube.
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