Moers/Meerbusch. Realschülerin Nelya aus Moers durfte drei Wochen lang Tierärzte begleiten. So kommt sie ihrem Berufswunsch näher. Was sie dabei verblüfft hat.

Gastroskopie, Endoskopie und zahlreiche Hufgeschwüre – alles Dinge, mit denen sich ein Tierarzt, der auf Pferde spezialisiert ist, auseinandersetzen muss. Die 15-jährige Nelya aus Moers möchte gerne Tierärztin werden und hatte nun die Chance, ihrem Traum ein Stückchen näher zu kommen. Während seines Schülerbetriebspraktikums hat das Mädchen in einer Pferdeklinik am Niederrhein gearbeitet. Eine absolute Ausnahme in dem Betrieb, wie die Klinikleitung mitteilt, weshalb der Name der Klinik nicht genannt werden darf.

Eigentlich besucht Nelya die neunte Klasse der Heinrich-Pattberg-Realschule in Moers. Drei Wochen lang hat sie Tierärzte der Klinik auf Termine und bei Behandlungen begleitet, hat sie aufmerksam bei ihrer Arbeit beobachtet und hat ihnen, so oft sie eben durfte, assistiert. Bei einem Besuch in der Pferdeklinik erzählt die Realschülerin von ihrem neuen Berufsalltag und von ihren Eindrücken.

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Richtige Eingriffe, Impfungen und Sedierungen

„Morgens machen die Tierärzte und ich erstmal einen Rundgang durch den Stall, dabei schauen wir, welche Behandlungen heute auf dem Plan stehen“, beschreibt Nelya. Oft seien es Hufgeschwüre gewesen, die es zu behandeln galt, erzählt die Realschülerin. Was sie dabei total verblüfft habe, ist, dass für die Behandlung dieser Geschwüre offenbar auch ein Alltagsgegenstand wie Panzertape verwendet werde: „Das ist total cool. Ich wusste das gar nicht.“

Sie konnte aber auch bei richtigen Eingriffen zuschauen: „Am krassesten fand ich die Gastroskopie.“ Beeindruckt beschreibt die 15-Jährige die Untersuchung: „Da führt man einen Schlauch mit einer kleinen Kamera durch die Nase bis in den Magen. So kann geguckt werden, ob das Pferd Magenprobleme hat.“

Wenn Nelya den Tierärzten der Klinik nicht gerade über die Schulter schaut, bereitet sie das Futter für die kranken Pferde vor.
Wenn Nelya den Tierärzten der Klinik nicht gerade über die Schulter schaut, bereitet sie das Futter für die kranken Pferde vor. © Louisa Boscheck | Louisa Boscheck

Neben den Behandlungen und Untersuchungen, die in der Pferdeklinik stattfanden, war die 15-Jährige mit auf jeder Menge Außenterminen bei den zu behandelnden Pferden in deren eigenen Ställen, erzählt sie. „Das sind dann vor allem oft Impfungen oder Termine, weil ein Pferd lahmt, also Probleme beim Laufen hat“, erklärt Nelya.

„Einmal waren wir sogar auf der Pferderennbahn in Mülheim und haben dort Pferde sediert, damit ihre Zähne behandelt werden konnten“, erinnert sie sich. Sie selbst dürfe zwar bei den meisten Einsätzen nur zuschauen, aber das sei für sie vollkommen okay, gibt das Mädchen zu: „Dabei kann man auch super viel lernen und ich habe mir immer so viel gemerkt, wie ich konnte.“ Nebenbei hat Nelya auch das Futter für die Tiere mit vorbereitet und die Tiere unter Aufsicht putzen dürfen.

„Da führt man einen Schlauch mit einer kleinen Kamera durch die Nase bis in den Magen. So kann geguckt werden, ob das Pferd Magenprobleme hat.“

Nelya
15-Jährige Schülerin aus Moers und Praktikantin einer Pferdeklinik am Niederrhein

Gute Gelegenheit, seinen Traumberuf auszuprobieren

So cool sie das Praktikum auch fand: Morgens plötzlich so früh aufstehen zu müssen, sagt Nelya, sei ihr an ihrem neuen Job auf jeden Fall am schwersten gefallen. Um sechs musste sie aus dem Bett, damit sie um sieben Uhr los zur Arbeit fahren konnte: „Das war echt hart.“ Sie war das von der Schule nicht gewohnt. Doch dafür hat es sich auf jeden Fall gelohnt, betont sie, außerdem sei sie auch gar nicht mehr müde gewesen, wenn sie erstmal bei ihrer Arbeit angekommen sei.

Nelya aus Moers konnte ihren Traumberuf ausprobieren.
Nelya aus Moers konnte ihren Traumberuf ausprobieren. © Louisa Boscheck | Louisa Boscheck

Ein Oberarzt der Pferdeklinik, der Nelya während der drei Wochen betreut hat, ist von seiner Praktikantin überzeugt: „Sie ist eine gute Assistentin gewesen.“ Er befürworte Schülerberufspraktika sehr und auch, dass sich so junge Menschen bereits für diesen Beruf interessieren und sich vor allem auch anschauen wollen, ob der Job wirklich etwas für sie ist. „Je früher, desto besser“, findet der Tierarzt. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, bevor man sich auf ein fünfeinhalb Jahre dauerndes Studium einlässt, genau herauszufinden, ob dieser Beruf zu Einem passt.“

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Auch Nelya findet, dass das Schülerbetriebspraktikum eine gute Gelegenheit ist, sich Berufe anzuschauen, oder eben sogar seinen Traumberuf, falls man schon einen hat. „Ich wünschte mir nur, es wäre noch etwas länger. In drei Wochen hat man halt gerade mal den Betrieb so richtig kennengelernt. Eigentlich könnte man dann so richtig mitarbeiten, weil man sich schon ein bisschen besser auskennt“, gibt die 15-Jährige zu.

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Außerdem würde sie sich wünschen, dass es leichter für Schüler sei, an Praktikumsplätze heranzukommen, sagt sie. „Ich hatte hier wirklich großes Glück, aber einer aus meiner Parallelklasse zum Beispiel, der wollte gerne sein Praktikum in der Pflege machen und hat die Stelle einfach nicht bekommen.“