Kamp-Lintfort. Pflegegemeinschaft „Igelnest Pappelsee“ plant, Igelauffangstation zu werden und einen Verein zu gründen. Wo die Tierretter Unterstützung brauchen.

„Ganz schön aufregend, ganz schön turbulent“, resümiert Heike Schoenfeld das vergangene Jahr für die Pflegegemeinschaft „Igelnest Pappelsee“. Zum Winterschlaffest haben sich rund 60 ehrenamtliche Igelpäpplerinnen und -päppler sowie Igelpaten und Freunde des Zusammenschlusses vierer Pflegestellen für kranke und verwaiste Igel in der Gastronomie des Kalisto-Tierparks im Kamp-Lintforter Zechenpark zusammengefunden, um gemeinsam über das letzte Jahr in den Austausch zu treten, sich mit anderen Igelfreunden zu vernetzen und einen Blick auf 2025 zu wagen. „Ein voller Erfolg“, wie Schoenfeld meint, hätten sie beim ersten Winterschlaffest vor einem Jahr noch mit lediglich 20 Personen zusammengesessen. 

Was vor gut drei Jahren als Rettungsaktion eines einzelnen schwachen Igels im heimischen Garten begann, hat sich für Heike Schoenfeld inzwischen zu weitaus mehr als einer bloßen Freizeitbeschäftigung entwickelt. Seit dem letzten Jahr agiert die Igel-Retterin nicht mehr als Einzelkämpferin. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Maria Tschernack, Kerstin Schulte und Stefanie Wiedmann aus Duisburg, Moers und Neukirchen-Vluyn organisiert die Kamp-Lintforterin die Rettung und Pflege von Igeln innerhalb der Pflegegemeinschaft. Der Zusammenschluss zahlt sich aus: Etwa 500 Igel wurden im Jahr 2024 aufgenommen, „und einen Großteil konnten wir retten“, berichtet Schoenfeld stolz. 

Pflegestellen aus Kamp-Lintfort und Umgebung investieren 13.000 Euro in die Igelrettung 

Doch die Bewerkstelligung einer solch hohen Schlagzahl an Igelrettungen erfolgt nicht kostenlos. Tierarztbesuche, Futter, Schlaf- und Futterhäuser sowie Brutkästen verursachten Ausgaben von rund 13.000 Euro, private Ausgaben der Igelpflegerinnen und Igelpäppler ausgenommen. Maria Tschernack aus der Pflegestelle Duisburg rechnet vor: Bei mindestens drei Wochen Verweildauer in der Pflegestelle entstünden im Schnitt 70 Euro Kosten pro Igel. „Zum Glück konnten wir einen Großteil durch Patenschaften und Spenden stemmen“, erläutert Schoenfeld. Die Unterstützung sei im vergangenen Jahr überwältigend gewesen. 

Stefanie Wiegmann, Heike Schoenfeld, Kerstin Schulte und Maria Tschernack, von links, setzen sich für Igel ein.
Stefanie Wiegmann, Heike Schoenfeld, Kerstin Schulte und Maria Tschernack, von links, setzen sich für Igel ein. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Für das Wildtier des Jahres 2024 setzt sich die Kamp-Lintforter Igelretterin auch außerhalb ihrer Pflegestelle ein. Als Referentin des Grünen Klassenzimmers leitet sie den Workshop „Igel kennenlernen“ für Grundschulkinder. Ihrer Meinung nach bedarf es auch bei den Erwachsenen weiterer Aufklärungsarbeit - insbesondere, da der westeuropäische Igel seit einem Jahr von der Weltnaturschutzunion auf der Roten Liste als potenziell gefährdete Art aufgeführt wird.

Das liege nicht zuletzt am massiven Insektenrückgang innerhalb Deutschlands. „Der Igel hat nicht mehr genug zu fressen“, stellt Schoenfeld heraus. Seinen durchschnittlichen Tagesbedarf von 300 Kilokalorien könne ein ausgewachsener Igel kaum noch decken. Ein Käfer liefere eine Kilokalorie – und Käfer suche man in Schotter- und Rasengärten lange, erklärt die erfahrene Igelpflegerin. 

Igelpäppler in Kamp-Lintfort, Moers, Duisburg und Neukirchen-Vluyn gesucht

Kranke und verwundete Igel, bei denen eine medikamentöse Behandlung notwendig ist, landen zunächst in den von Heike Schoenfeld und ihren Kolleginnen im Eigenheim betriebenen Pflegestellen. Sind die Igel stabil und genesen, werden sie in die Obhut sogenannter Päppler übergeben. „Die füttern die dann richtig an und päppeln die auf“, erklärt Schoenfeld.

Für das kommende Jahr haben sich die Igelpflegenden einiges vorgenommen: „Wir wollen eine offiziell anerkannte Igelauffangstation werden und einen Verein gründen“, verrät Schoenfeld den anwesenden Igel-Freunden in ihrer Rede beim Winterschlaffest, bevor sie das Buffet aus mitgebrachtem Fingerfood der Igelpatinnen und -paten eröffnet. 

Igelpäppler oder -pate werden

Über neue Päpplerinnen und Päppler freut sich die Pflegegemeinschaft „Igelnest Pappelsee“ jederzeit. Interessierte können sich über Facebook, telefonisch (0160 2020 870) oder via E-Mail an igelnest@icloud.com mit der Pflegegemeinschaft in Verbindung setzen. 

Für die Übernahme einer Namenspatenschaft für einen geretteten Igel fällt eine Zuwendung von mindestens 30 Euro an. Paten erhalten nach Namensvergabe eine Patenschaftsurkunde samt Namen und Foto des Igels. Anfragen können an igelnestpappelsee.patenschaft@gmail.com gestellt werden.