Moers. Mehr als 600 Wohnungen hat Vivawest im Moerser Norden erneuert. Nun gewährt das Unternehmen Einblick – und erklärt eine große Kostensteigerung.

Die größte Quartiersmodernisierung der Unternehmensgeschichte hat Vivawest kürzlich abgeschlossen. Die rund 640 Wohnungen in den Eicker Wiesen betrachtet der in Gelsenkirchen ansässige Konzern als Vorzeigequartier für die gesamte Region. Möglichst barrierearmes und energieeffizientes Wohnen mit einer hohen Aufenthaltsqualität, all das verspricht sich Vivawest durch sein 75-Millionen-Euro-Investment im Moerser Norden. Erfüllt das Quartier diese Erwartungen? Bei einem Rundgang gewähren die Verantwortlichen Einblick in Planung, Bau und ins Innere der sanierten 1970er-Jahre-Gebäude.

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Wer die Siedlung betritt, wird von sechs- bis neungeschossigen Bauten im farbenfrohen Design begrüßt. Auf den Wegen zwischen den roten, orangen oder braunen Mehrfamilienhäusern prägt vor allem die Farbe grün das Erscheinungsbild. Die einst grauen Garagenkomplexe mussten weichen, eine parkähnliche Anlage lädt die Mieterinnen und Mieter nun zum Entspannen, Spielen und Verweilen ein. „Hier war es vorher etwas trister. Heute hat das Quartier eine ganz andere Aufenthaltsqualität“, meint Giovanni Costanza, Leiter des niederrheinischen Kundencenters.

Vivawest-Siedlung in Moers: Asbest-Fund hat Modernisierung von Wohnungen verzögert und Kosten erhöht

Nach sechs Jahren Bauzeit – 2018 begann die Modernisierung in den Eicker Wiesen – ist auch das letzte Haus bezugsbereit. Auf diesem Weg stand das Unternehmen vor mehreren Hürden. „Die Baukosten sind in den vergangenen Jahren explodiert“, sagt Costanza. Zudem wurde in manchen der rund 50 Jahre alten Bauwerke Asbest gefunden. Die Beseitigung des Schadstoffs stellte für Vivawest „die größte Planänderung“ dar, zog die Bauzeit in die Länge und trieb die Kosten in die Höhe: Ursprünglich hatten die Verantwortlichen mit rund 50 Millionen Euro kalkuliert. „Viele Mitbewerber hätten nach dem Schadstofffund ausgecasht und die Gebäude verkauft. Aber wir bekennen uns zur Siedlung“, betont der Kundencenterleiter.

Die Vivawest-Verantwortlichen Holger Blumensaat, Giovanni Costanza, Jens Rospek, Lucas Elsen und Jörg Sniegon zeigen die modernisierte Mehrfamilienhaus-Siedlung im Moerser Norden.
Die Vivawest-Verantwortlichen Holger Blumensaat, Giovanni Costanza, Jens Rospek, Lucas Elsen und Jörg Sniegon zeigen die modernisierte Mehrfamilienhaus-Siedlung im Moerser Norden. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Dieser unerwartete Kostensprung macht sich bei der Miete bemerkbar. Wer sich für eine der 30 noch verfügbaren Wohnungen interessiert, zahlt im Monat nach Angaben von Vivawest-Sprecher Jens Rospek zwischen 8 und 8,50 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In einer Pressemitteilung von 2018 zum Start der Maßnahme hatte das Unternehmen noch einen Mietpreis von 5,60 Euro pro Quadratmeter angekündigt, der unter dem Normalpreis in Moers liegen sollte.

Weitere Folge des Asbestfundes: Die Hoffnung, alle Wohnungen im bewohnten Zustand zu modernisieren, war dahin. Mieterinnen und Mieter der betroffenen Häuser zogen in „Ersatzwohnraum“ von Vivawest. Nun, nach Abschluss aller Maßnahmen, hatten sie ein Vorgriffsrecht auf die grunderneuerten Wohnungen in ihrer altbekannten Hausgemeinschaft. „Viele sind in die Eicker Wiesen zurückgekehrt, weil es hier so schön geworden ist“, berichtet Giovanni Costanza. Nur ein Sechstel der Wohnungen werde mit „neuen“ Mietern belegt.

Immobilien in Moers: Vivawest vermarktet sanierte Mietwohnungen in verschiedener Größe

Damit sich die neuen Bewohnerinnen und Bewohner gut in die Nachbarschaft einfinden, verfügen die Eicker Wiesen seit Anfang Dezember über einen eigenen Quartierstreff. In der Reinhold-Büttner-Straße 33 lädt die Sozialeinrichtung SCI Moers von nun an zu Kaffee und Kuchen, auch ein Repaircafé könnte hier bald organisiert werden. Handwerklich geschickte Hände gibt es ohnehin: In der Werkstatt im hinteren Teil der Räumlichkeiten werden Jugendliche im Rahmen einer berufsvorbereitenden Maßnahme ins Berufsleben eingeführt. Direkt neben dem Quartierstreff befindet sich ein Vivawest-Servicebüro für alle Mieterinnen und Mieter.

Der Zugang zu den Mehrfamilienhäusern erfolgt barrierearm. Per Fahrstuhl, der in allen Gebäuden entweder schon vorhanden war oder nachgerüstet wurde, gelangen die Bewohner auf die richtige Etage. Um der Nachfrage nach verschiedenen Wohnungsgrößen gerecht zu werden, hat Vivawest den Schnitt verändert. Statt Einheitsgrößen werden nun Wohnungen mit 2,5, 3,5 und sogar einige mit 4,5 Zimmern vermietet.

Eicker Wiesen in Moers: Vivawest vermarktet energieeffiziente Wohnungen mit Fernwärme-Heizung

Beheizt werden die mehr als 600 Wohnungen im Quartier mit Fernwärme. Damit möglichst viel der Wärme in der Wohnung bleibt, sind die Gebäude umfassend energetisch saniert worden. Die Reduzierung der Heizleistung sei zentrales Ziel der Modernisierung gewesen, teilt Vivawest mit. Dank der Dämmung der Gebäudehülle und Fassade sowie der energetischen Sanierung der Fenster habe man die notwendige Heizleistung um zwei Drittel senken können, heißt es.

Die modernen und ebenerdigen Badezimmer gehören zu den Highlights der sanierten Vivawest-Wohnungen in Moers.
Die modernen und ebenerdigen Badezimmer gehören zu den Highlights der sanierten Vivawest-Wohnungen in Moers. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Besonders stolz präsentieren die Vivawest-Repräsentanten in einer Musterwohnung das moderne Badezimmer mit ebenerdiger Dusche und den erneuerten Balkon mit Blick in die grüne Nachbarschaft. Vom Balkon aus reicht der Blick, je nach Etage, bis nach Meerfeld. Dort ertüchtigt das Gelsenkirchener Unternehmen derzeit eine weitere große Siedlung. Seit 2021 werden pro Jahr bis zu 200 Wohnungen an Bernsteinstraße, Kurlandstraße, Haffstraße und Co. modernisiert. 2026 soll die Maßnahme abgeschlossen sein, kündigt Giovanni Costanza an: „Dann haben wir mit den Eicker Wiesen zusammengerechnet 1300 Wohnungen in Moers saniert.“ Insgesamt bewirtschaftet Vivawest in Moers aktuell 6700 Wohnungen, die meisten davon sind in Repelen.

2025 erfolgt Baustart für neues Parkhaus

Mit der Fertigstellung der insgesamt 25 Wohngebäude ist die Ertüchtigung des Vivawest-Quartier in den Eicker Wiesen noch nicht abgeschlossen. Im Jahr 2025 soll der Bau eines zweiten Parkhauses für die Bewohnerinnen und Bewohner erfolgen. Dieses soll, wie das bereits vorhandene Parkhaus im Modularstil an der Reinhold-Büttner-Straße, über rund 50 Stellplätze auf zwei Etagen verfügen. Bei der Gestaltung setzt das Wohnungsunternehmen auf einen begrünten, hellen und offenen Bau. „Das Parkhaus soll bewusst kein Angstraum werden“, kündigen die Vivawest-Vertreter an.