Moers. Die Immobilien-Preise sinken. Bei der energetischen Sanierung sind viele Hausbesitzer verunsichert. Wie Experten aus Moers die Lage einschätzen.

Viele Besitzerinnen und Besitzer von älteren Eigenheimen stecken zurzeit in einem Dilemma: Energetisch sanieren, verkaufen oder nichts machen? Das sind die Optionen, die sich ihnen bieten. In Moers sind Eigenheime im Schnitt 56 Jahre alt, wie die Landesbausparkasse (LBS) herausgefunden hat - Sanierungsbedarf ist also gegeben. Doch die unsicheren Zeiten halten offenbar immer mehr Menschen davon ab, zu investieren.

Bundesweit ist nach Angaben des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel zum Beispiel die Nachfrage nach Fassadendämmungen stark gesunken. Ebenso berichtet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle über sinkende Nachfrage nach Wärmepumpen. Über beide Entwicklungen hatte die NRZ am Dienstag berichtet. Die wachsende Zurückhaltung beim wichtigen Thema Sanierung gibt es offenbar auch in Moers.

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Die energetische Sanierung von privat genutzten Gebäude gilt als wesentlicher Faktor, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Bis 2030 sollen der Ausstoß an Schadstoffen im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent reduziert werden. Vor diesem Hintergrund ist das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet worden. Parallel dazu soll es Förderungen geben, um die Belastung für Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien zu senken. Problem: Der Haushalt 2024, in dem die Förderungen enthalten sind, ist noch nicht verabschiedet.

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Eine Zurückhaltung beim Sanierungsbedarf des Eigenheims könnte da durchaus ins Geld gehen. Ein gebrauchtes Einfamilienhaus kommt laut LBS in Moers aktuell für durchschnittlich 467.000 Euro auf den Markt. Doch gerade ältere Gebäude, die nicht gut gedämmt sind, könnten diese Preise laut einer Mitteilung bei weitem nicht mehr erzielen. „Die Angebote fangen bei 370.000 Euro an, denn der Käufer muss in der Regel ja auch noch weiter investieren“, sagt Gebietsleiter Arndt Jarosch.

Die Energiewende im Gebäudebestand muss aber endlich seriös finanziert werden oder das Gebäudeenergiegesetz ausgesetzt werden
Markus Kruse, Geschäftsführer Haus & Grund Grafschaft Moers

Auch Markus Kruse, Geschäftsführer von Haus & Grund Grafschaft Moers, ist über die Signale, die derzeit aus Berlin kommen, nicht gerade begeistert: „Die Energiewende im Gebäudebestand muss aber endlich seriös finanziert werden oder das Gebäudeenergiegesetz ausgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund muss die Bundesregierung eine klare Aussage und klare Beschlüsse treffen, wie hoch die Förderungen sein werden und dass diese tatsächlich verlässlich sind.“ Er befürchtet eine „wirtschaftliche Überforderung der Eigentümer“.

Kruse sieht allerdings die Lage in Moers - noch - nicht dramatisch. Das liege daran, dass etwa die Hälfte der Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer in ihre Immobilie investieren würden, wenn es um energetische Sanierung geht. Er verweist auf Zahlen aus dem aktuellen NRW-Wohnkostenbericht seines Verbandes. In Moers deckten sich die Daten aus dem Bericht mit den Erfahrungen. Allerdings könnten solche Investitionen auch ein Zuschuss-Geschäft sein.

Ab 2024 kann erstmals auch Geld für energetische Modernisierungen aus allen Riesterverträgen genutzt werden.
Arndt Jarosch, Gebietsleiter LBS Moers

Kruse: „Für private Eigentümer steht die Werterhaltung und Entwicklung ihrer Immobilie im Vordergrund. Zugunsten dieser Ziele werden Renditeerwartungen zurückgestellt. Über 50 Prozent der privaten Vermieter überschreiten oder decken die Ausgaben die Einnahmen aus der Vermietung.“ Für die, die trotz der Unwägbarkeiten zurzeit über energetische Sanierung nachdenken, hat Kruse den Hinweis: „Der erste Schritt einer Sanierung sollte immer die Dämmung der obersten Geschoss- und Kellerdecke sein. Hier ist das Kosten-Nutzen Verhältnis am besten.“

Arndt Jarosch vom LBS-Beratungscenter in Moers rät laut Mitteilung beim Thema Finanzen: „Ab 2024 kann erstmals auch Geld für energetische Modernisierungen aus allen Riesterverträgen genutzt werden. Mit Blick auf Fristen zum Jahresende lohne sich deshalb der frühzeitige Check aller Verträge und Sparleistungen, um mögliche Zulagen nicht zu verpassen. Denn Wohnungsbauprämie, Arbeitnehmer-Sparzulage und Riester-Zulagen gebe es immer für das Gesamtjahr, auch wenn die Sparbeiträge erst am Jahresende eingezahlt werden.