Kamp-Lintfort. Nach der Rettung zahlreicher Tiere aus einem Messie-Haushalt in Kamp-Lintfort gibt es schwere Vorwürfe. Hätte das Ausmaß verhindert werden können?
Es ist ein Bild, das er so schnell nicht mehr vergessen wird. Als am Dienstag, 3. Dezember, Tierschützer des Bundes Deutscher Tierfreunde (BDT) und Mitarbeitende des Veterinäramtes des Kreises Wesel 251 Tiere aus einem Mobilheim auf der Freizeitanlage Altfeld in Kamp-Lintfort retteten, da war auch Markus Michels vor Ort. Er ist seit Jahren Verwalter der Anlage. „In der Form hat das keiner erwartet“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
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Nur 20 Zentimeter ließ sich die Tür zum Mobilheim öffnen. „Wir haben festgestellt, dass direkt dahinter klatschnasses Heu mit Kot und Urin lag“, schildert er die Situation. Kurze Zeit später war klar: Nicht nur im Eingangsbereich, sondern im ganzen Haus bot sich dieses Bild. „Das hat so gegärt, dass mein Mitarbeiter nach wenigen Sekunden die Brille abnehmen musste, weil sie beschlagen war.“ Kot und Urin liefen zudem den Türrahmen herunter. Eine Situation, die Michels nicht mal aus dem Fernseher kannte.
Tiere in Kamp-Lintfort gerettet: Diskussion im Netz
Dass im betroffenen Haus etwas nicht stimmen konnte, war Michels bewusst. „Wir sind davon ausgegangen, dass da 20 bis 30 Hasen sind“, sagt er. „Aber so eine flächendeckenden Katastrophe hat wirklich keiner erwartet.“ Als der BDT den Vorgang am Dienstag publik machte, brach in sozialen Netzwerken eine hitzige Diskussion aus. Der Tenor: Wie kann es sein, dass niemand von der Situation wusste und die Vorgänge gemeldet hat? Mutmaßungen, die Michels stark zurückweist. Denn: „Wir haben das bereits vor knapp einem Jahr gemeldet“, erklärt er. Und nicht nur einmal. Rund 20 Meldungen gingen laut Michels an die Ämter raus, neben der Verwaltung hätten sich auch zahlreiche Mieterinnen und Mieter auf der Anlage beschwert, unter anderem über den „bestialischen Gestank“ im Sommer.
„Das Veterinäramt war auch schon mal hier, auch das Ordnungsamt war involviert“, berichtet der Verwalter. „Ich gehe aber davon aus, dass die da gar nicht reingeschaut haben. Die haben das so abgetan, als wäre das gar nicht schlimm.“ Ein Vorgehen, dass Michels bis heute nicht nachvollziehen kann. Er kritisiert die Tatenlosigkeit der Behörden. „Wir sind mehr als enttäuscht, es ist für uns unbegreiflich, wie sowas so lange laufen kann.“
Kreisverwaltung Wesel sind drei Meldungen über die Vorgänge in Kamp-Lintfort bekannt
Die Kreisverwaltung Wesel erklärt auf Anfrage der Redaktion, dass zum Thema insgesamt drei Meldungen eingegangen sind. Die erste Beschwerde ging demnach telefonisch und anschließend schriftlich bereits am 6. und 7. November 2023 ein, erklärt Kreissprecher Nils Gockel. Nur wenige Tage später folgte eine unangekündigte Kontrolle durch zwei amtliche Tierärztinnen. Die Bilanz: Vor Ort wurden etwa zehn Kaninchen, drei Meerschweinchen, zwei kleine Mischlingshunde und etwa 20 Wellensittiche vorgefunden. „Die Haltungsbedingungen waren tolerabel“, betont Gockel. „Es gab einzelne Verbesserungsbedarfe, die besprochen wurden.“
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Eine weitere Meldung ging beim Kreis am 17. Mai 2024 ein, eine Kontrolle sollte am 21. Mai folgen, „scheiterte jedoch mangels Anwesenheit.“ Laut Angaben des Sprechers ergaben sich „keine hinreichenden Erkenntnisse“, die genügt hätten, das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung zwangsweise zu brechen. Heißt: Der Kreis sah keine Möglichkeit, die Wohnung ohne das Wissen der Bewohnerin zu öffnen. Aber: an den folgenden zwei Tagen bestand telefonischer Kontakt. Die dritte Meldung folgte dann Ende November. Mittlerweile sollten sich vier Hunde im Mobilheim befinden, neben weiteren Kleintieren, hieß es. „Zudem gäbe es keinen Strom und kein Wasser mehr. Tierschutzwidrige Handlungen wurden beschrieben“, ordnet der Sprecher ein. „Es gab einen dringenden Handlungsbedarf.“ Dieser wurde schließlich am 3. Dezember umgesetzt.
Gerettete Tiere in Kamp-Lintfort: Tierhaltungs- und Betreuungsverbot wird geprüft
Wie geht es jetzt weiter? Wie berichtet, werden die geretteten Tiere aktuell in Kamp-Lintfort und Weeze untergebracht und versorgt. „Es wird ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot geprüft“, erklärt Gockel zudem. Nach Auswertung einer Anhörung, die bereits zugestellt und für deren Rücklauf eine Mindestfrist einzuräumen sei, könne erst über das Verbot entschieden werden. Gockel: „Anschließend wird über den weiteren Verbleib der Tiere entschieden.“