Herne. Döner für 2 Euro: SPD und Grüne in Herne und Bochum haben im Wahlkampf den Döner als „Lockmittel“ ausgemacht und Erfolg. Waffeln ziehen weniger.

Mit Döner zum Schleuderpreis von 2 Euro hat SPD-Kandidat Hendrik Bollmann für die bislang wohl meistbeachtete Aktion im Herner Bundestagswahlkampf gesorgt. Die Aktionen an der Kebab-Hütte an der Herner Mont-Cenis-Straße und bei La Mekan an der Hauptstraße in Wanne sorgten für lange Schlangen. Wie weit muss man sich Aufmerksamkeit bei Wählerinnen und Wählern kaufen? Und funktioniert das überhaupt?

„Was am Ende davon hängen bleibt, kann man natürlich nicht sagen“, erklärt Hendrik Bollmann auf Nachfrage. Er habe aber das Gefühl, dass die Menschen in der Schlange nicht nur den Günstig-Döner abgreifen wollen. „Wir haben so viele Gespräche im politischen Bereich geführt. Viele junge Menschen merken, dass man positive Live-Erfahrungen mit Politik machen kann.“ Ob sich das am Ende in Stimmen auszahle, wisse er nicht, aber man sei immerhin in Kontakt gekommen.

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Gekaufte Aufmerksamkeit - lohnt sich das?

Während in der Vergangenheit sogar durchaus kreative Aufrufe zum politischen Austausch verhallten, erreichte das Döner-Angebot Menschen. Die Aktion habe sich alleine über Social Media verbreitet, betont der Berufsschullehrer. Der reduzierte Preis sei auch ein guter Einstieg, um über Politik zu reden. Bollmann: „Döner-Preise stehen für viele auf einen augenzwinkernde Art, aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit dafür, wie teuer das Leben geworden ist.“

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Die Aktion habe ihr Vorbild beim SPD-Kollegen in Recklinghausen, betont Bollmann, der sich die Lorbeeren für die Idee nicht anheften will. Der Bochumer Kandidat Serdar Yüksel verschenkte den Döner sogar ganz „auf meinen Nacken“, limitiert auf 200 Stück. Unterm Strich steht gleichwohl eine gekaufte Aufmerksamkeit. Die SPD zahlte aus der Wahlkampfkasse den Döner-Gastronomen einen Ausgleich für den Rabatt.

Döner mit Bollmann; Herne
Lädt in Herne zum Döner essen: Hendrik Bollmann (SPD). © SPD | Bollmann

Das sei aber im Vergleich zu anderen Wahlkampf-Aktionen eher günstig. „Eigentlich ist das ein ganz gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagt Bollmann. Nehme man zum Beispiel die Kosten von Veranstaltungen mit Partei-Promis, für die trotz überschaubarer Publikumsresonanz eine Bühne und mehr bezahlt werden müsse, dann sei der Döner eine lohnenswerte Investition. Die SPD habe auch viel gelernt, wie man Menschen erreichen könne. Tiktok alleine könne nicht das Mittel sein, um junge Menschen für Politik zu interessieren.

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Parteiaktionen in Herne: Grünkohl, Pizza und falsche Fischstäbchen

Auch bei den Grünen soll der Döner Aufmerksamkeit bringen. Bundestagskandidatin Anna di Bari verbrachte jüngst ein paar Stunden hinter der Theke im kleinen Döner-Laden May-Döner bei den Bushaltestellen an der Bebelstraße in Herne. Sie habe viel gelernt, schreibt di Bari bei Instagram. Ihre Bilanz: „Hier wird über alles gesprochen, ziemlich ungefiltert: Inflation, Sicherheit und der Zustand von Schulen! Die meisten, die hierhin kommen, sind Stammgäste und es gibt ein großes Vertrauensverhältnis, auch über solche Themen zu sprechen! Hier politische Konzepte zu diskutieren, die wir haben, ist ein ziemlich guter Realitätscheck.“

Di Bari warb bei ihrem Arbeitseinsatz nicht mit Gratis-Döner oder Rabatten. Aber auch bei den Grünen ging im Wahlkampf bereits die Wähler-Liebe durch den Magen. Zum Besuch von Polit-Promi Anton Hofreiter gab‘s Gratis-Grünkohl. Bei ihrem Fest im Circus Schnick-Schnack servierten die Grünen dann „Pizza Anna di Bari“, verpackt in extra produzierten Kartons.

Auch „Die Linke“ lud jüngst zur „Kennenlern-Pizza“ in die Geschäftsstelle ein, in Fortsetzung einer Tradition von „Advents-Brunch“ und „Kennenlern-Frühstück“. Die Aktion „Miethaie zu Fischstäbchen“ am City-Center war dagegen nicht wörtlich gemeint, Kulinarisches gab‘s dabei von der Würstchenbude.

CDU-Kandidat Christoph Bußmann wirbt mit „Waffeln für den Politikwechsel“. Die verschenkt die Union an einem Stand auf der Herner Fußgängerzone, Bratwürste gibt‘s dort für 2 Euro. Beide Speisen, sagt Bußmann, kämen beim Publikum bestens an. So würden etwa jedes Wochenende 250 Würstchen auf den Grill gelegt - und die seien schnell ausverkauft.

Bei FDP-Kandidat Moritz Ritterswürden und AfD-Kandidat Daniel Zerbin blieb die Küche kalt.