Herne. Die Eickeler Vinothek bietet Gästen einen Hauch von Spanien. Weine und Tapas stehen im Mittelpunkt. Wie es dort schmeckt - unsere Gastrokritik.

Lecker Essen in Herne: Die Eickeler Vinothek mitten in Eickel wirbt mit hausgemachten Tapas sowie über 80 Weinen und Spirituosen. Das kommt bei den Gästen an: Wer am Wochenende spontan vorbeischaut, muss Glück haben, einen Platz zu ergattern. Eine Reservierung empfiehlt sich - am besten auch unter der Woche.

Atmosphäre: Gemütlich, urig, authentisch. Kein Schnick-Schnack, kein Schickimicki. So wie man das aus Spanien kennt. Wer dort Tapas essen geht, der erwartet leckere Häppchen und leckeren Wein - und keine Stoffservietten oder Gruß aus der Küche. Die Vinothek ist klein, hat zwei Bereiche mit insgesamt neun Tischen. Im ersten Raum stehen Weinregale, Kassenbereich und Bistrotische, im zweiten steht die Bar. Angenehm sind die bezogenen, weichen Stühle. Klapprige Holzstühle, mit denen sich vermeintlich authentische Spanier gerne schmücken, gibt‘s zum Glück nicht. Dass es laut ist, wenn die Tische besetzt sind, versteht sich von selbst: Man is(s)t hier in einer Tapas-Bar! Etwas deplatziert wirken die batteriebetriebenen Lämpchen auf den Tischen. Bei jeder Berührung werden sie heller oder dunkler. Kerzen oder Blumen wären die bessere Wahl.

Angebot: Solide. Auf der Speisekarte gibt es rund 35 Tapas. Von A wie Aioli bis Z wie Zucchini (kalt) beziehungsweise Albondigas (spanische Hackfleischbällchen) bis Ziegenkäse (warm). Damit bietet das Restaurant das Grund-Abc der spanischen Tapas-Küche. Leider gibt es keine Tages- oder Wochenkarte. Zwei bis drei wechselnde, ungewöhnliche Tapas, abseits des Mainstreams, wären ein Pluspunkt. Minuspunkt: Auf der Karte steht kein einziger Nachtisch! Der Kellner, darauf angesprochen, sagt, dass sich das nicht lohne; Nachtisch werde kaum nachgefragt. Wer aber gerne einen hätte, kein Problem: Der möge das bei der Reservierung sagen. Ein toller Service, der leider nicht auf der Karte oder Homepage steht.

Gastrokritik Eickeler Vinothek
So muss der Tisch aussehen, wenn man Tapas bestellt: Das Essen wurde in der Eickeler Vinothek zügig serviert, obwohl das Restaurant voll war. © Michael Muscheid | WAZ

Weine, ob Rot, Rosé oder Weiß, gibt‘s in großer Auswahl, nicht nur aus Spanien. Deutschland ist dabei, unter anderem auch Österreich, Italien, ja Chile und Neuseeland. Und wer lieber Bier mag, bekommt ein Frischgezapftes von Stauder oder ein Flaschenbier. Natürlich gibt es auch die üblichen Soft- und Heißgetränke, darüber hinaus Sekt und Longdrinks.

Geschmack: Bei den kalten Tapas nehmen wir, zu viert angereist, die Gemischten Tapas (16,90 Euro), da hat man von allem etwas: Manchego, Weichkäse, eingelegte Pilze und Paprika, Oliven und für die Nicht-Vegetarier auch Schinken und Salami. Die Auswahl ist üppig, das Ganze sehr lecker - alle sind zufrieden. Das Brot dazu muss man kaufen, sechs Scheiben kosten 2,50 Euro. Bei den warmen Tapas kann sich der mediterrane Schafskäse (9,50 Euro) sehen lassen. Frisch aus dem Ofen ist er weich, cremig, würzig - klasse. Die mediterranen Kartoffeln (6,90 Euro) sind dagegen vergleichsweise langweilig. Serviert werden halbe Kartoffeln, in Öl gegart und gewürzt. Schade, dass auf der Karte keine Patatas bravas stehen. Soßen, vor allem wenn sie raffiniert sind, adeln spanische Kartoffeln.

Gastrokritik Eickeler Vinothek
Mhmm: der mediterrane Schafskäse. © Michael Muscheid | WAZ

Der Rest der Gruppe meldet: Es schmeckt sehr gut! Der gebratene Lachs (13,90 Euro) sei zart, auf den Punkt zubereitet und zergehe auf der Zunge, und das Hähnchenfilet Marokkanische Art (7,90 Euro) lasse keine Wünsche offen. Empfehlung aus der Runde: Kartoffelscheiben mit Käse und Sahne gratiniert, dazu Hähnchenbrust (10,90 Euro). Die Zutaten, in dieser Kombination gebacken, seien spannender als die Gerichte einzeln - und eine prima Mahlzeit.

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Der Rotwein muss aus Spanien sein (in einer Tapas-Bar!). Der Rioja Nobleza (7,70 Euro für 0,25 Liter) und der Barbazúl (3,90 Euro für 0,1 Liter) sind genau so, wie sie sein müssen: trocken, tiefrot, aromatisch-fruchtig.

Gastrokritik Eickeler Vinothek
In Schälchen serviert: mediterrane Kartoffeln und Hähnchenfilet Marokkanische Art (r. oben). © Michael Muscheid | WAZ

Service: El jefe ist an diesem Abend nicht da, alle Tische sind besetzt, die beiden Kellner haben deshalb gut zu tun. Unablässig wuseln sie zur Primetime hin und her, nehmen Bestellungen auf, servieren und kassieren zwischendurch ab. Das Essen kommt dennoch zügig. Zeit, um zu fragen, wie es denn schmecke, haben die beiden Bedienungen nicht. Und als wir Nachschub möchten - erst Brot, dann Wasser, später ein zweites Glas Wein - müssen wir uns jeweils melden. Das alles macht aber nichts: Die beiden Männer wirken zu keiner Zeit gestresst, eilen schnell herbei, vergessen anschließend nichts und nehmen sich Zeit, Fragen zu beantworten.

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Fazit: Empfehlenswert! Wer spanische Tapas mag, der wird in der Eickeler Vinothek nicht enttäuscht. Das Essen ist sehr gut, die Portionen sind großzügig, die Preise angemessen. Das kleine, gemütliche Restaurant tut sein Übriges: Es sorgt dafür, dass der Gast einen durchweg schönen Abend verbringt. Wer mal andere, außergewöhnliche Tapas essen möchte, muss woanders hin.

Bewertung:
Geschmack: 4 von 5
Atmosphäre: 4 von 5
Service: 4 von 5
Preis-Leistung-Verhältnis: 4 von 5

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Weitere Informationen: Eickeler VINOthek, Herzogstraße 4, 44651 Herne, Telefon 02325 666982. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 17 bis 22 Uhr, Freitag und Samstag 17 bis 23 Uhr, Sonntag Ruhetag. Weitere Informationen, auch über einen Lieferdienst, gibt es auf der Homepage www.eickelervinothek.de. Dort sind auch die Speisen und Getränke aufgelistet.

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Er ist Vegetarier. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.