Bochum/Herne. Wenn der Nachbar zum Albtraum wird: Wiederholt macht ein Herner seinen Nachbarn das Leben zur Hölle. Was dem „Terror-Mieter“ jetzt droht.

Eingetretene Türen, verängstigte Nachbarn: Nach einem Randale-Auftritt in einem Mietshaus in Herne steht ein ehemaliger Hausbewohner in Bochum vor Gericht. Der Beschuldigte ist drogenabhängig, gilt als unberechenbar und psychisch krank. Schon vor acht Jahren hatte der 42-Jährige anderen Nachbarn in Herne-Süd das Leben zur Hölle gemacht.

Weil die Staatsanwaltschaft den Herner krankheitsbedingt als schuldunfähig einstuft, geht es vor der 10. Strafkammer am Bochumer Landgericht nicht um Strafe, sondern um eine Sicherungsmaßregel. Die Richter prüfen, ob der Wiederholungstäter zum Schutz der Allgemeinheit möglicherweise auf unbestimmte Zeit in ein geschlossenes psychiatrisch-forensisches Krankenhaus einzuweisen ist. 

Herner: „Wo ist er? Wo ist er? Ich bringe dich um“

Justizzentrum Bochum
Schauplatz des Prozesses: das Justizzentrum in Bochum. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Am späten Abend des 4. Juni 2024 soll der 42-Jährige in dem Mietshaus völlig ausgerastet sein und eine Spur der Verwüstung hinterlassen haben. Der Herner soll zunächst lautstark in seiner eigenen Wohnung randaliert, sodann in den Flur gelaufen und durch Fußtritte die Türen seiner Mitmieter demoliert haben. Laut Staatsanwaltschaft wurden die Türen dermaßen zerstört, dass die Türzargen herausbrachen. Mehrere Nachbarn sollen in ihren Wohnungen in Angst und Panik geraten sein. Bei einer Nachbarin soll der Beschuldigte außerdem in den Flur eingedrungen und gebrüllt haben: „Wo ist er? Wo ist er? Ich bringe dich um.“

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Zum Auftakt des Sicherungsverfahrens räumte der Beschuldigte am Freitag, 10. Januar, den Randale-Streifzug durch sein früheres Mietshaus weitestgehend ein. „Mein Leben war völlig aus den Fugen geraten“, erklärte der 42-Jährige den Richtern. Er sei frustriert über seine Jobsituation, seine Schulden und seinen kurz zuvor verlorenen Führerschein gewesen, habe deshalb erneut zu Amphetaminen gegriffen. „Dann habe ich wieder diesen Ausraster gekriegt“, berichtete er. Und: Kurz vor dem Zerstörungsstreifzug durch das Haus seien ihm plötzlich Stimmen in seinen Kopf geschossen, er habe dann geglaubt, dass seine Bewährungshelferin in der Wohnung über ihm festgehalten werde. „Als Ventil habe ich dann die Türen eingekloppt“, so der 42-Jährige.

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Schon im Frühjahr 2017 hatte der Herner in einem Mehrfamilienhaus in Herne-Süd Nachbarn auf ganz ähnliche Weise tyrannisiert. Auch damals schon getrieben von inneren Stimmen, hatte der Mieter seine Nachbarinnen und Nachbarn durch Hammer- und Nägel-Einschläge in die Türen, aggressiven Poltern, nächtliches Klavierspiel und hektisches Irren durch den Hausflur terrorisiert. Einen Hausnachbarn hatte der 42-Jährige damals nach einem Sturmklingeln und dem Öffnen der Tür sofort brutal durch eine Salve an Faustschläge attackiert. Im Februar 2019 überwies eine andere Strafkammer am Bochumer Landgericht den „Terror-Mieter“ daraufhin in eine geschlossene Drogenentzugstherapie.

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„Das mit der Therapie hat aber gar nicht funktioniert“, gab der Beschuldigte jetzt zu. Er habe sich letztlich wie schon bei seinen zahlreichen Psychiatrie-Aufenthalten seit 2000 nie wirklich krankheitseinsichtig gezeigt, verordnete Medikamente nie eingenommen beziehungsweise eigenmächtig abgesetzt. Seit Juli 2024 ist der Herner nun bereits vorläufig in einer psychiatrischen LWL-Klinik untergebracht. Urteil: voraussichtlich 31. Januar.