Herne. Im Herner Real-Markt gingen im März 2024 endgültig die Lichter aus. Der Eigentümer stellt für dieses Jahr Entscheidungen in Aussicht.

Das Ende war unwürdig: Wochenlang wurde die noch vorhandene Ware zu immer höheren Rabatten verkauft, Schnäppchenjäger feierten ein Fest, ehemalige Mitarbeiterinnen verglichen den Schlussverkauf mit Leichenfledderei. Am vorgesehen letzten Verkaufstag, es war der 23. März, standen Kundinnen und Kunden vor verschlossenen Türen - es war schlicht keine Ware mehr vorhanden. Seitdem ist es still geworden um das Gebäude in Baukau. Doch im Hintergrund wird an der Zukunft der Immobilie gearbeitet.

Vordergründig hat sich der ehemalige Real-Markt in eine Art „Lost Place“ verwandelt, in einen verlorenen Ort. Die Atmosphäre ist teilweise skurril bis gespenstisch. So kann man durch die Glastüren sehen, dass die Detektoren im Kassenbereich, die bei Diebstahl ein Signal geben soll, nach wie vor grün leuchten. Auch die Schriftzüge von „mein Real“ sind bislang nicht entfernt worden. Der Parkplatz wird von verschiedenen Fahrzeugen genutzt - vom Pkw bis zum Schulbus. Offenbar sorgen die neuen Eigentümer dafür, dass das Gelände nicht vermüllt. Zwar liegt zum Zeitpunkt des WAZ-Besuchs ein Altreifen dort, wo früher die Einkaufswagen parkten, doch im Großen und Ganzen macht das Areal einen ordentlichen Eindruck.

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Seit der Schließung Ende März ist es still geworden am ehemaligen Real-Markt. Doch im Hintergrund wird an der Zukunft gearbeitet. © WAZ | Tobias Bolsmann

Textilreinigung harrt aus, muss jedoch Umsatzrückgänge verkraften

Gänzlich verlassen ist es auch gar nicht. Die Reinigung Herdrich harrt in dem kleinen Pavillon aus, weit über 30 Jahre ist Manfred Herdrich, der seinen Stammsitz in Recklinghausen hat, inzwischen am Großmarkt vertreten. Für ihn war Real immer idealer Standort, weil die Kundinnen und Kunden mit dem Auto vorfahren können. Deshalb entschied er sich, auch nach der Real-Schließung weiter zu öffnen. Er hatte keine Bedenken, dass das Geschäft ohne Real nicht läuft. Das habe auch damit zu tun, dass sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer mehr Reinigungen verabschiedet hätten, auch in Herne. Die wenigen, die noch existieren, hätten ein auskömmliches Geschäft. Doch in den vergangenen Monaten musste Herdrich einen Umsatzrückgang verkraften, den er so nicht erwartet habe. Der große Einbruch sei nach der Cranger Kirmes gekommen. Herdrich hat inzwischen die Öffnungszeiten deutlich eingeschränkt. Er hofft, dass in absehbarer Zeit wieder Leben ins Gebäude einkehrt.

Manfred Herdrich harrt mit seiner Textilreinigung auf dem Parkplatz des ehemaligen Real-Marktes aus, doch der Umsatz ist eingebrochen.
Manfred Herdrich harrt mit seiner Textilreinigung auf dem Parkplatz des ehemaligen Real-Marktes aus, doch der Umsatz ist eingebrochen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Der Eigentümer dürfte über die notwendige Erfahrung verfügen, um den Standort zu reanimieren. Es handelt sich um die Phoenix Development GmbH mit Sitz in Weiden in der Oberpfalz. Die Referenzliste ist umfangreich. Phoenix hat unter anderem die Volme-Galerie in Hagen oder die Stadtgalerie in Witten in ihrem Eigentum. Die Hertener Höfe sind das aktuelle Projekt des Unternehmens. Für eine Stellungnahme gegenüber der Herner WAZ-Redaktion war Phoenix zunächst nicht erreichbar. Allerdings bestätigte Hernes Wirtschaftsförderer Dirk Drenk, dass er sich in einem regelmäßigen Austausch mit Phoenix befinde. In diesem Jahr würden die Weichen für die Zukunft gestellt, so Drenk.

Baugenehmigung unter anderem für Lebensmittel

Und diese Weichen weisen in Richtung Lebensmittel-Einzelhandel. Das liegt an der Genehmigungssituation für das Gebäude. Dazu teilt die Stadt Herne auf Anfrage mit: „Für den ehemaligen Real-Markt besteht eine aus 2018 stammende und seither mehrfach verlängerte Baugenehmigung. Sie definiert die hier zulässigen Verkaufsflächen. Genehmigt sind insgesamt 5552 Quadratmeter Verkaufsfläche, davon 830 Quadratmeter für zentrenrelevante und 3313 Quadratmeter für zentren- und nahversorgungsrelevante (insbesondere Lebensmittel) Sortimente. Der Real-Markt hatte eine Verkaufsfläche von etwa 6000 Quadratmeter.“ Das bedeute: Insgesamt sei eine Entwicklung im Rahmen des Bestandsschutzes auf Grundlage der vorliegenden Baugenehmigung möglich.

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