Herne. Das bevorstehende Aus des Real-Markts in Herne brachte die Reinigung vor dem Gebäude in Schwierigkeiten. Nun gibt es eine neue Entwicklung.
Keine drei Wochen mehr, dann ist Real in Herne Geschichte. Dieser 16. März - der letzte Verkaufstag am Großmarkt - machte auch Manfred Herdrich seit einiger Zeit schwer zu schaffen. Er wusste nicht, wie wie es mit seiner Reinigung, die vor dem Gebäude steht, weitergeht. Inzwischen kann Herdrich wieder ruhiger schlafen.
Der Grund: Nachdem er mit dem Gebäude- und Grundstückseigentümer – unter Vermittlung der Herner Wirtschaftsförderung – gesprochen hatte, steht fest: Die Reinigung kann erstmal an Ort und Stelle stehen bleiben. Auch die Tatsache, dass der Stromzähler sich im Real-Gebäude befindet, sei keine unüberwindbare Hürde. Und für seine Mitarbeiterinnen werde er ein Dixie-Klo aufstellen. Bislang nutzen sie die Toiletten bei Real. Aufgrund der Schließung würden wohl auch die Öffnungszeiten reduziert und eher Richtung Nachmittag verlegt, so Herdrich.
Geplanter Umbau bei Real wurde nie realisiert
1987 hat Herdrich den kleinen Zweckbau errichtet, damals firmierte der Markt noch unter dem Namen Divi. Vor sechs Jahren habe ihm Real mitgeteilt, dass er ihn abreißen müsse. Das Unternehmen hatte damals offenbar große Pläne. Nach den Worten von Herdrich sollte das Gebäude auf der gesamten Breite erweitert werden, ihm habe man einen Platz in der geplanten Ladenzeile versprochen. Doch der Umbau kam nie in Gang, stattdessen trennte sich der Metro-Konzern von Real. „Ich habe dann irgendwann nichts mehr erfahren“, erzählt Herdrich im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Deshalb sei er froh, dass es nun einen Draht zum Gebäude-Eigentümer gebe.
Weit über 30 Jahre ist Herdrich, der seinen Stammsitz in Recklinghausen hat, inzwischen am Großmarkt vertreten. Für ihn ein idealer Standort, weil die Kundinnen und Kunden mit dem Auto vorfahren können. Deshalb hat er auch keine Bedenken, dass das Geschäft ohne Real nicht läuft. Das hat auch damit zu tun, dass sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer mehr Reinigungen verabschiedet hätten, auch in Herne. Die wenigen, die noch existieren, haben ein auskömmliches Geschäft.
Veränderte Garderobe und Corona bedeuteten für viele Reinigungen das Aus
Für das Verschwinden der Reinigungen nennt Herdrich, er selbst inzwischen 78 Jahre alt ist, mehrere Gründe. Schon vor Corona sei das Geschäft rückläufig gewesen. „Die Garderobe hat sich verändert.“ Viele jener Männer, die in früheren Jahren beruflich Anzug mit Bügelfalte getragen hätten, kämen nun mit Jeans aus. „Früher hatten wir 30 bis 40 Anzüge pro Woche, jetzt ist es vielleicht noch ein halbes Dutzend.“ Die lässigere Kleidung mache sich auch in anderer Hinsicht bemerkbar. Sein Unternehmen habe auch einen Schuhdienst (in Herne ist nur die Annahme), doch statt Schuhen mit Absätzen – die regelmäßig erneuert werden müssen – trügen viele Menschen nun Sneaker.
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Einige seiner Kollegen hätten auch die Corona-Pandemie nicht überstanden. Herdrich: „Ob Hochzeiten, Beerdigungen oder Abiturfeiern: Es fand ja nichts mehr statt.“ Er erzählt, dass in Recklinghausen die Ruhrfestspiele und mit Surberg die größte Gastronomie zu seinen Kunden zählen. Und da in Zeiten der Lockdowns die Menschen im Homeoffice gesessen hätten, sei bei den Männern der Bedarf an gewaschenen und gebügelten Oberhemden ebenfalls eingebrochen.
Inzwischen habe sich das Geschäft wieder erholt – was man am gut gefüllten Kleiderständer sehen kann. Deshalb ist Manfred Herdrich auch zuversichtlich, dass sein Betrieb auch ohne den großen Supermarkt genug Kundschaft haben wird.
Ausverkauf bei Real biegt auf die Zielgerade ein
Der Ausverkauf bei Real biegt derweilen auf die Zielgerade ein. Schon seit Wochen leeren sich die Regale – und werden nicht wieder aufgefüllt -, nun hat das Unternehmen die nächste Stufe gezündet. So gebe es seit Montag drastische Preisnachlässe auf das gesamte Sortiment, teilt das Unternehmen mit.