Herne. Auch in Herne hat es in der Silvesternacht Ausschreitungen gegeben. So wurde eine Rakete in die Sparkassen-Filiale am Buschmannshof geschossen.

• Jugendliche schießen Rakete in Wanner Sparkassen-Foyer

• Sonnenschirm vom Imbiss Xtrawurst geht in Flammen auf

• Feuerwehrgewerkschafter beklagt schwindenden Respekt

Die Szenen mögen nicht mit den Zuständen in Berlin oder anderen deutschen Städten vergleichbar sein, doch auch in Herne hat es in der Silvesternacht offensichtlich handfeste Ausschreitungen gegeben.

So sind auf der Videoplattform TikTok Videos hochgeladen worden, die den Buschmannshof in Wanne-Eickel zeigen. Darauf ist unter anderem zu sehen, wie ein junger Mann eine Silvesterrakete anzündet und sie gezielt ins Foyer der dortigen Sparkassen-Filiale abfeuert. In anderen Szenen kann man erkennen, dass auch auf andere Gebäude, zum Beispiel auf die Ruhr-Apotheke, mit Feuerwerkskörpern geschossen wird. Auch Passanten werden gezielt beschossen. Irgendwann kommt die Polizei mit Einsatzwagen an den Ort des Geschehens. Die Polizei bestätigt den Einsatz auf Nachfrage. In diesem Zusammenhang seien auch zwei Strafanzeigen gestellt worden.

Sparkasse will Öffnungen in der Silvesternacht überdenken

Das Video mit dem Sparkassen-Beschuss liegt auch dem Kreditinstitut vor. Sparkassen-Sprecher Jörg Velling sagt im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, dass die Rakete keine größeren Schäden verursacht habe, die Schmauchspuren seien vom Reinigungsdienst entfernt worden. Velling: „Man kann nur froh sein, dass sich zu diesem Zeitpunkt keine Personen in dem Foyer aufgehalten haben.“ Man sei zurzeit dabei, den Vorfall juristisch zu bewerten, wahrscheinlich werde die Sparkasse Strafanzeige stellen. Darüber hinaus werde die Sparkasse kritisch hinterfragen, wie man zu Silvester mit Öffnungen von Filialen umgeht.

Eine teure Silvesternacht wird es für Anja Greitszus. Die Inhaberin der Boutique Magnum Anja und des Imbisses Xtrawurst am Buschmannshof beklagt den Verlust eines Sonnenschirms. Der war in Flammen aufgegangen. Ein neues Exemplar würde etwa 6500 Euro kosten, so Greitszus. Sie weist daraufhin, dass bereits in den Tagen vor Silvester übermäßig geknallt worden sei.

Feuerwehr-Gewerkschafter beklagt schwindenden Respekt gegenüber Rettungskräften

Angesichts der Ausschreitungen rund um Silvester – auch in Herne hatte es bereits am 30. Dezember einen Vorfall gegeben, bei dem eine Frau schwer verletzt worden ist – wurde mehrfach der Ruf nach einem Verbot von Böllern und Raketen geäußert. Doch davon hält Guido Schiller, Vorstandsmitglied der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft NRW, nichts. „Wir können nicht 95 Prozent der Bevölkerung bestrafen, weil sich die anderen fünf Prozent nicht benehmen können.“ Allerdings liegt Schiller damit nicht auf der Linie von Siegfried Maier, dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft. Er fordert die Einrichtung von feuerwerksfreien Zonen und als Alternative zentrale, öffentliche Feuerwerke.

Guido Schiller, Vorstandsmitglied der Feuerwehrgewerkschaft NRW, registriert einen schwindenden Respekt gegenüber Rettungskräften.
Guido Schiller, Vorstandsmitglied der Feuerwehrgewerkschaft NRW, registriert einen schwindenden Respekt gegenüber Rettungskräften. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Schiller weist auf ein aus seiner Perspektive größeres Problem hin: den „unbeschreiblich“ schwindenden Respekt gegenüber Ordnungs- und Rettungskräften. In der Silvesternacht hatte es in zahlreichen Städten Attacken auf Kräfte von Polizei und Feuerwehr gegeben. In Herne ist aus der Silvesternacht kein Fall bekannt. Es habe sich aber bei manchen Menschen eine gewisse Grundaggressivität breit gemacht, im Rettungsdienst sei das Anspucken von Einsatzkräften eine Zeit lang fast an der Tagesordnung gewesen. Bei der Ursachenforschung zeigt sich Schiller ein wenig ratlos: „Wir wissen nicht, warum das so ist.“ Um dieser Aggressivität zu begegnen, könnten Bodycams ein Mittel sein. Die Stadt Herne will sie für die Mitarbeiter des Ordnungsamts testen.

Regelmäßige Deeskalationstrainings

In Herne geschehe bereits einiges, um Auseinandersetzungen vorzubeugen. So führe die Herner Feuerwehr regelmäßig Deeskalationstrainings durch, die seien sehr wichtig, um sich in gefährlichen Situationen richtig zu verhalten, so Schiller. Der Gewerkschafter lobt außerdem, dass die Stadt Herne vor wenigen Wochen der Landes-Initiative „Sicher im Dienst“ beigetreten ist. In Herne gibt es eine zentrale Fachdienststelle, an die sich Betroffene von Übergriffen wenden können. Dort erhalten betroffene Beschäftigte Beratung für die Meldung von Übergriffen oder beim Erstatten von Strafanzeigen.