Herne. Streichung von Fördermitteln und Lieferengpässe für E-Busse machen kommunalen Verkehrsunternehmen zu schaffen. Wie die HCR in Herne reagiert.

Lieferengpässe, Streichung von Fördermitteln: Für die E-Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr gab es zuletzt schlechte Nachrichten. Der Dortmunder Verkehrsbetrieb DSW21 hat sogar beschlossen, entgegen früherer Beschlüsse auch wieder Dieselbusse anzuschaffen. Und die Herner HCR? Will am Kurswechsel festhalten und plant den Kauf weiterer E-Busse, allerdings nicht ohne einen Vorbehalt.

Der am 1. Februar 2023 gefasste Grundsatzbeschluss für batteriebetriebene Elektromobilität als Hauptantriebstechnologie habe unverändert Bestand, erklärt HCR-Sprecher Dirk Rogalla auf Anfrage der WAZ. Dieser Beschluss werde jedoch jährlich vom Aufsichtsrat des kommunalen Verkehrsunternehmens auf den Prüfstand gestellt.

Kauf von vier neuen E-Bussen für 2025 geplant

Zurzeit setzt die Straßenbahn Herne-Castrop Rauxel GmbH (HCR) 74 Busse im Linienverkehr ein, davon sieben Elektrobusse. Erst im Dezember sind zwei neue Gelenkbusse des chinesischen Herstellers BYD in Herne eingetroffen. Kosten: jeweils 500.000 Euro, (noch) gefördert durchs Land NRW. Diese Förderung umfasse bislang 60 Prozent der Mehrkosten gegenüber Dieselbussen, erklärt Rogalla. Die Preisdifferenz zwischen einem E-Solo-Bus und einem Solo-Bus mit Dieselantrieb betrage etwa 150.000 Euro.

„Die HCR geht aktuell davon aus, dass auch die Landesförderung für den Erwerb von emissionsfreien Bussen künftig eingestellt wird, so dass die Beschaffung von Elektro-Bussen ohne Fördermittel erfolgt“, so der Sprecher der Stadttochter. Für 2025 befinde sich die Ausschreibung für die Anschaffung neuer Fahrzeuge mit den Partnerunternehmen im Ruhrgebiet noch in der Vorbereitung. Die HCR plane eine Anschaffung von vier Elektro-Solobussen - „ohne Fördermittel“.

Dirk Rogalla ist Sprecher der Stadttochter Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH (HCR).
Dirk Rogalla ist Sprecher der Stadttochter Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH (HCR). © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Ein Hoffnungsschimmer: Ab 2026 plane das Land NRW mit einer erhöhten ÖPNV-Pauschale, so Rogalla. Inwieweit diese Mittel die wegfallende Fahrzeugförderung teilweise kompensieren könne, lässt sich aber aktuell noch nicht abschätzen.

Grundsätzlich gelte: Die HCR werde weiterhin am eingeschlagenen Kurs festhalten. Mit der geplanten Umrüstung des Betriebshofes in Börnig setze man „ein klares Bekenntnis zur Antriebswende“. Und: Die HCR unterliege wie auch alle anderen Verkehrsunternehmen der gesetzlich vorgeschriebenen „Clean Vehicles Directive“ bzw. des Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetzes, das eine Beschaffung von einer bestimmten Anzahl emissionsfreier Linienfahrzeuge vorschreibe.

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Für den SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini ist der Kurs der HCR alternativlos. Ansonsten sei das weltweite Klimaproblem nicht in den Griff zu bekommen, sagt der Vorsitzende des Ratsausschusses Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM). Andere Länder wie zum Beispiel Norwegen seien bei der Verkehrswende schon wesentlich weiter als Deutschland. Eine arme Kommune wie Herne werde die zusätzliche Kosten für eine Umrüstung aber nicht ohne weitere Fördermittel durch Land, Bund und EU schultern könne, so Gentilini. „Man verlangt von uns, Klimaschutzziele umzusetzen. Wie sollen wir das schaffen, wenn wir gar nicht die finanziellen Möglichkeiten haben?“


Roberto Gentilini (SPD) ist Vorsitzender des nach der Kommunalwahl 2020 vom Herner Rat installierten Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM):
Roberto Gentilini (SPD) ist Vorsitzender des nach der Kommunalwahl 2020 vom Herner Rat installierten Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM): © SPD-Ratsfraktion Herne

Auch der Grünen-Verkehrsexperte Alfred Apel, ebenfalls Mitglied im DIM, ist vor dem Hintergrund des Klimawandels uneingeschränkt für die Beibehaltung der Mobilitätswende. „Batterie-E-Busse sind ein Schritt, um im ÖPNV Umweltbelastungen zu senken“, sagt er. Das allein rette zwar nicht die Welt, „aber was wäre ein Marathon ohne einen ersten Schritt“. Es stimme ihn zudem optimistisch, dass das Preisverhältnis sich in den kommenden Jahren zugunsten von E-Bussen drehen werde. Schließlich: Von Bund und Land - hier: vom grünen NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer - erwarte er weiterhin Unterstützung: sowohl für die Umrüstung als auch für den weiteren Ausbau des ÖPNV, so Apel.