Herne. Erinnerung an Opfer der Nazis: Wie das Auftakttreffen für „Stolpersteine“ in Herne verlief, wann und für wen die ersten Steine verlegt werden.
Der Anfang ist gemacht: Mehr als 40 Interessierte haben sich im Heimatmuseum Unser Fritz getroffen, um über die Verlegung von „Stolpersteinen“ auch in Herne und Wanne-Eickel zu sprechen und weitere Schritte festzulegen. Ein grober Fahrplan steht für dieses zivilgesellschaftliche Projekt. Und auch erste Namen ermordeter und verfolgter Nazi-Opfer, die auf diese Weise gewürdigt werden sollen, zeichnen sich ab.
Vertreterinnen und Vertreter unter anderem der DGB-Geschichtswerkstatt, der Zeugen Jehovas und mehrerer Schulen sowie Einzelpersonen seien der Einladung des Vereins „Förderkreis Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne“ gefolgt, berichtet Stadthistoriker Ralf Piorr, der sich bei diesem Projekt als Bindeglied zwischen Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Kräften versteht. Tenor sei gewesen: Zum Kreis der auf diese Weise zu Ehrenden zählten nicht nur die von Nazis Ermordeten, sondern auch Menschen, die die Verfolgung überlebt hätten. „Wir wollen uns möglichst breit aufstellen, alle Opfergruppen sollen berücksichtigt werden“, betont Piorr. Und: Niemand wolle eine „Opfer-Konkurrenz“, die Personen würden nach bestem Wissen und Gewissen ausgewählt.
Bis zur ersten Verlegung wird es aber noch zwölf Monate dauern. Der Termin Dezember 2025 sei vom Büro des Stolpersteine-Initiators Gunter Demnig (siehe auch unten) vorgegeben worden. „Er legt Wert darauf, die ersten Steine in einer Kommune selbst zu verlegen“, sagt Piorr. Bis zu zwölf ermordete Herner NS-Opfer sollen zum Auftakt gewürdigt werden. Bereits geeinigt habe man sich unter anderem auf Pfarrer Ludwig Steil, KPD-Politiker Viktor Reuter, Helene Gotthold von den Zeugen Jehovas sowie Sally und Frieda Neugarten von der Jüdischen Gemeinde.
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Der Zeitplan sieht vor, dass dann im Sommer 2026 die nächsten Stolpersteine in Herne und Wanne-Eickel verlegt werden. Die Entscheidung über die Auswahl der Namen sollen die Mitglieder eines Gremium vornehmen, die sich beim ersten Treffen freiwillig für diese Aufgabe gemeldet haben. An Namen von NS-Opfern werde es nicht mangeln, so der Stadthistoriker. Es gebe eine Art „Gedenkstau“, den es zu bearbeiten gelte. Er habe in den vergangenen zehn Jahren allein aus dem Ausland mehr als zehn Anfragen von Nachfahren von NS-Opfern erhalten. Zuletzt habe sich beispielsweise eine Frau aus New York gemeldet, deren Angehörige sich 1940 gerade noch aus Herne hätten retten können und in die USA geflüchtet seien.
Die Herner und Wanne-Eickeler Standorte der Stolpersteine - möglichst der letzte Wohnort des jeweiligen Opfers - sollen auf einer Karte im Geoportal der Stadt markiert werden, ergänzt durch biografische Informationen. Die Kosten für die Herstellung der Steine durch das Büro Demnig - 130 Euro pro Exemplar - sowie für die Verlegung sollen allein über Spenden finanziert werden.
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Dass die Stolpersteine nun auch in Herne verlegt werden, geht auf eine Initiative der Grünen zurück. Auf Antrag der Stadtverordneten Tina Jelveh beschloss der Rat im April einstimmig die Umsetzung. Gunter Demnig hatte das Gedenkprojekt 1992 ins Leben gerufen. Inzwischen sind mehr als 100.000 Gedenksteine in mehr als 1800 deutschen Kommunen verlegt worden. Und auch in Europa zieht das Projekt inzwischen Kreise.
Kontakt zum Koordinierungskreis: Stolperstein@Erinnerungsort-Herne.de.