Herne. Eine „Prämie für Streikbrecher“ bei einer Herner Stadttochter löste Turbulenzen aus. Der Tarifstreit wurde nun beigelegt. Warum es Kritik gibt.

Das Ausloben einer „Prämie für Streikbrecher“ durch die Herner Stadttochter WHE hatte hohe Wellen geschlagen, doch am Ende konnte der Arbeitskampf um den Eisenbahnertarifvertrag (ETV) noch vor Weihnachten beigelegt werden. In Herne waren die Unternehmen Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH (WHE) und ETZ Betriebs GmbH betroffen von der Tarifauseinandersetzung. Die Gewerkschaft Verdi sieht jedoch nach wie vor Handlungsbedarf - auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2025.

Der Herner Verdi-Ortsvorstand zeigte sich in einer Pressemitteilung zufrieden mit der tariflichen Einigung. So seien unter anderem eine Inflationsausgleichszahlung von 1300 Euro sowie zwei Lohnerhöhungen für 2025 erreicht worden. Die ausgerufene „Streikbruchprämie“ habe ihr Ziel verfehlt und wurde nach Kenntnis von Verdi „von niemandem in Anspruch genommen“, so die Gewerkschaft.

Für WHE (110 Beschäftigte) und ETZ (30) gebe es jedoch einen Wermutstropfen. Von den Lohnerhöhungen kämen bei vielen langjährig Beschäftigten der WHE im Jahr 2025 erneut nur 90 Prozent im Portemonnaie an. Grund hierfür seien bestehende haustarifliche (Absenkungs-) Vereinbarungen. Und auch bei ETZ verringerten sich die Tariflöhne durch entsprechende interne Regelungen.

Der Herner Verdi-Sekretär Eric Lobach will nicht locker lassen und im Kommunalwahlkampf auf die Parteien zugehen.
Der Herner Verdi-Sekretär Eric Lobach will nicht locker lassen und im Kommunalwahlkampf auf die Parteien zugehen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Verdi-Gewerkschaftssekretär Eric Lobach kündigte an, sich intensiv mit den haustariflichen Vereinbarungen auseinandersetzen zu wollen. Solche Absenkungsvereinbarungen passten nicht mehr in die Zeit, erklärt er. In seiner Bilanz übt Lobach zudem deutliche Kritik am WHE-Beiratsvorsitzenden, dem SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini: „Anstatt unserer Streiks teilweise in Frage zu stellen, hätte ich mir hierzu eine Positionierung gewünscht.“ Hintergrund: Gentilini hatte in der Debatte um die „Streikbruchprämie“ bei der WHE auf Anfrage der WAZ Verständnis sowohl für die Beschäftigen als auch für den Arbeitgeber geäußert.

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In diesem Zusammenhang erinnert Verdi an eine Kontroverse aus dem Jahr 2014: Damals sei der Aufsichtsrat bei der WHE abgeschafft und durch einen lediglich beratenden Beirat ersetzt worden. Auch bei der städtischen Gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft (GBH) habe es etwa zeitgleich eine ähnliche Entwicklung gegeben. „Die damaligen Befürchtungen von Gewerkschaften, Betriebsräten und teilen der Politik scheinen sich bestätigt zu haben“, erklärt Verdi-Ortsvorsitzender Kolja Arndt. Für die Gewerkschaft ist das Thema nicht vom Tisch: Der Herner Verdi-Vorstand kündigte an, im Vorfeld der Kommunalwahl 2025 die Herner Parteien mit entsprechenden kommunalpolitische Forderungen zu konfrontieren.