Herne. Die Evangelische Kirche in Wanne-Eickel bietet künftig weniger Gottesdienste an. Das sorgt für Kritik. Die Kirche wirbt für Verständnis.

Das neue Gottesdienstkonzept der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel ruft Kritik hervor. Wegen Personalmangels reduziert die Kirche ab 1. Januar 2025 die Zahl der Gottesdienste. Die Kirche wirbt um Verständnis - und begründet ihren Schritt noch einmal ausführlich.

Das Pfarrteam in Wanne-Eickel reiche aktuell nicht aus, um in jeder der sechs Kirchen an jedem Sonntag einen Gottesdienst anzubieten, hatte die Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel zuletzt mitgeteilt. Deshalb würden ab Januar Gottesdienste vorerst reihum und zu verschiedenen Zeiten in abwechselnden Kirchen gefeiert. Welche Kirche wann einen Gottesdienst anbietet, sei unter anderem auf der Homepage www.kgwe.de einsehbar.

Hernerin: Kirche beraubt sich ihres eigenen Auftrags

Begründet den Schritt: Pfarrer Arnd Röbbelen, Sprecher der evangelischen Kirche in Herne (r.).
Begründet den Schritt: Pfarrer Arnd Röbbelen, Sprecher der evangelischen Kirche in Herne (r.). © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Diese Ankündigung des Presbyteriums rufe bei den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern in Holsterhausen „Entsetzen und Unverständnis“ hervor, schreibt Christiane Mogge-Wüstenfeld in einem Brief an die WAZ. Die Begründung „Personalmangel“ treffe auf Holsterhausen nicht zu. In der Stephanuskirche könne sonntags problemlos weiterhin Gottesdienst gefeiert werden, weil dort - gerade zur Entlastung des Pfarrteams - die Gottesdienste von Ehrenamtlichen vorbereitet und fast immer Gastprediger eingesetzt würden. „Durch die auch für Holsterhausen vorgeschriebenen Einschränkungen beraubt sich die Kirche ihres eigenen Auftrags, wenn sie ohne Grund davon absieht, den Menschen vor Ort die frohe Botschaft zu verkündigen und ihnen Trost und Zuversicht für ihr Leben zu spenden“, kritisiert Christiane Mogge-Wüstenfeld weiter.

Arnd Röbbelen, Sprecher der Evangelischen Kirche in Herne, wirbt um Verständnis. Die Kirchengemeinde Wanne-Eickel, die 2019 aus fünf zuvor selbstständigen Gemeinden gegründet wurde, habe zunächst die Gottesdienst-Traditionen dieser fünf Gemeinden weitergeführt. Allein: „Im Ergebnis bedeutete das ein paralleles beziehungsweise überschneidendes Gottesdienstangebot an allen Standorten der Kirchengemeinde am Sonntagmorgen mit einem erheblichen Personalaufwand“, sagt er auf Anfrage der WAZ. Hinzu komme der Personalmangel durch den Weggang von zwei Pfarrern. Deshalb habe der Kreissynodalvorstand das Presbyterium zuletzt aufgefordert, ein neues Gottesdienstkonzept vorzulegen - was nun gesehen sei.

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Eine Vorgabe bei der Erstellung des Konzepts: Es soll dem Zusammenwachsen der Großgemeinde dienen, deshalb seien parallele Gottesdienstangebote an unterschiedlichen Orten kontraproduktiv. „Es geht nicht um die Versorgung eines einzelnen Standortes, sondern um das gemeinsame und sich ergänzende Angebot der Evangelischen Kirchengemeinde Wanne-Eickel“, stellt Röbbelen klar. Außerdem müsse das Konzept so funktionieren, dass Pfarrpersonen Gottesdienste im Falle der Fälle auch alleine „bespielen“ können - Stichwort:  Krankheits-, Abwesenheits- und Urlaubsfall. Nicht zuletzt ermögliche das Angebot unterschiedliche Gottesdienstformate und Angebote an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Uhrzeiten - „und eben nicht nur sonntagvormittags um 10 Uhr“.

Das Presbyterium, in dem Gemeindeglieder aus allen Bereichen der Gesamtgemeinde vertreten seien, habe das Konzept gemeinsam beraten und verabschiedet, so Pfarrer Röbbelen. Er betont zugleich: „Es gilt zunächst befristet, bis die vakanten Pfarrstellen wiederbesetzt sind.“ Außerdem stecke das Konzept nur einen Rahmen ab und werde weiterentwickelt. Innerhalb dieses Rahmens könnten sich Freiwillige, die zum Dienst an Wort und Sakrament beauftragt seien, einbringen: „Das ist ausdrücklich erwünscht.“