Herne. In Herne raubt ein Dauerbrummen Menschen den Schlaf. Nun zeigt ein Gutachten: Es ist im Umkreis überall zu laut. Was jetzt dagegen getan wird.
Das Unternehmen Nordfrost in Herne ist zu laut und muss seinen Lärmschutz verbessern - und zwar noch einmal. Das ist das Ergebnis eines neuen Gutachtens. Seit Jahren raubt ein Dauerbrummen den Nachbarinnen und Nachbarn des riesigen Tiefkühllagers an der A42 im Ortsteil Unser Fritz den Schlaf. Selbst eine fast 500 Meter lange Lärmschutzwand, die das Unternehmen zwischenzeitlich um den Komplex baute, sorgte nicht für die nötige Ruhe. Nun wird die Mauer erhöht und verlängert.
Vor vier Jahren wurde das „größte Tiefkühlhaus in Deutschland“ - so die Selbstbeschreibung von Nordfrost - neben dem Malakowturm eröffnet. Seither gibt es von Anwohnerinnen und Anwohnern zum Teil heftige Kritik an der Geräuschkulisse, die von dem Betrieb ausgeht. Grund sind die Kühlaggregate. Sie sorgen für ein „Dauerbrummen“. „Grauenhaft“, „fürchterlich“, „nicht zum Aushalten“ - das sind nur drei Stimmen von Betroffenen. Nordfrost versuchte, für Ruhe zu sorgen und rüstete die kraftstoffbetriebenen Aggregate auf einen elektrischen Antrieb um. Als das kaum bis keine Wirkung zeigte, baute das Unternehmen vor zwei Jahren eine 450 Meter lange und bis zu 14 Meter hohe Lärmschutzwand. Noch immer trat keine Ruhe ein. Die Stadt machte klar, dass es so nicht weitergehen könne. Ein Gutachter wurde beauftragt.
Herne: Mikrofone an vier Messstellen aufgebaut
Für das Gutachten, so berichtete Nordfrost-Projektleiter Ulrich Burmann am Dienstag, 8. Oktober, in der Bezirksvertretung Wanne, seien vor den Sommerferien rund um das Tiefkühlhaus vier Messpunkte im Stadtteil eingerichtet worden. Eine Woche lang seien die Mikrofone dann ununterbrochen eingeschaltet gewesen. Das Ergebnis: Nachts komme es zur Überschreitung der zulässigen Immissionsrichtwerte im Bereich aller Messpunkte. Grund, so Burmann, seien besagte Kühlaggregate. In einem weiteren Gutachten seien anschließend Vorschläge zur Reduzierung des Lärms gemacht worden.
Ergebnis: Im Norden, an der Unser-Fritz-Straße, soll die zwischen 7 und 14 Meter hohe Lärmschutzwand um jeweils zwei Meter erhöht werden. Im Osten, an der Paul- und an der Josefstraße, soll die Mauer um rund 50 Meter verlängert werden. Ziel sei es, dass die Menschen „so schnell wie möglich zur Ruhe kommen“, so der Projektleiter. Die Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen seien bereits beauftragt worden. Sobald die Arbeiten genehmigt seien, könnten sie starten - möglicherweise bereits Anfang kommenden Monats. Die Bauzeit betrage sechs bis acht Wochen. Wenn also alles glattlaufe, dann könnten die Arbeiten noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Und dann? Dann werde noch einmal nachgemessen. „Das ist ein offener Prozess“, stellte Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, klar. Soll heißen: Nur wenn das weitere Gutachten zufriedenstellende Ergebnisse liefert, sei der Fall abgeschlossen. Ansonsten müsse weiter am Lärmschutz gearbeitet werden. Drei bis sechs Monate nach der Erhöhung und Verlängerung der Mauer soll die Abnahmemessung erfolgen, hieß es in der Bezirksvertretung.
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Und die hatte noch Nachfragen. Zwei standen dabei im Mittelpunkt: Wolle Nordfrost, wie in der Vergangenheit schon mal angedacht, das Tiefkühllager erweitern? Und was würde das für den Lärm, etwa auch durch ein Mehraufkommen an Lkw-Fahrten, bedeuten? Zu einer möglichen Erweiterung könne man (noch) nichts sagen, hieß es von Nordfrost. Klar sei aber, dass nicht mehr als 60 Lastwagen pro Stunde aufs Gelände fahren könnten. Das sei das „logistische Limit“. Und diese Zahl habe das Unternehmen in seinen Berechnungen bereits berücksichtigt.
Die Bezirksvertretung lobte abschließend das Vorgehen des Logistikunternehmens aus Schortens/Ostfriesland. Nordfrost-Projektleiter Ulrich Burmann hatte zu Beginn der Sitzung angekündigt: „Wir wollen Sie mitnehmen.“ In der Vergangenheit sei das „nicht immer so“ gewesen, räumte er ein. Das mit dem Mitnehmen hat offensichtlich funktioniert: Dass sich Nordfrost jetzt so sehr für Ruhe im Umfeld einsetze, sei „sehr lobenswert“, resümierte Bezirksbürgermeister Uwe Purwin am Ende.