Herne. Die Stadt Herne hat dem Baukonzern Hochtief offiziell die Baugenehmigung für die Polizeihochschule übergeben. Wie es nun weitergeht.
Autofahrer müssen in der Nähe des Herner Bahnhofs seit einiger Zeit Geduld mitbringen: Baustellen, Sperrungen - es geht langsam voran. Vielleicht können die Autofahrer, wenn sie an einer roten Ampel stehen, einen Blick auf die Baustelle des neuen Funkenberg-Quartiers werfen. Dort ist inzwischen reichlich passiert, und nun soll es richtig vorangehen.
Der Grund: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda hat am Freitag Bernd Holtwick aus der Geschäftsleitung der Hochtief PPP Solutions GmbH als Vertreter des Bauherrn symbolisch die Genehmigung für den Bau der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung (HSPV) übergeben. Die Dauer des Genehmigungsverfahrens ist angesichts der Größe des Projekts rekordverdächtig: nur dreieinhalb Monate.
Anfang 2027 soll die Hochschule bezugsfertig sein
Zur Erinnerung: Hochtief hatte sich in einem Auswahlverfahren gegen andere Bewerber in Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen durchgesetzt, der Konkurrent aus Gelsenkirchen wollte das Votum pro Herne nicht akzeptieren, zog vor Gericht, verzögerte damit das Verfahren und sorgte damit mutmaßlich für erhebliche Baukostensteigerungen. Man habe nach dem Rückzug der Klage angesichts der Kostensteigerungen keine juristischen Schritte in Erwägung gezogen, so Holtwick auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion.
Vielmehr hat sich Hochtief auf den Weg gemacht, um das entscheidende Ziel zu erreichen: Anfang 2027 soll die Hochschule bezugsfertig sein. Schon jetzt sind die Fortschritte auf dem Areal sehr sichtbar. Nicht nur alte Gebäude sind gewichen, wobei einige unbekannte Fundamente für unangenehme Überraschungen sorgten. Auch die Mauer an der Kreuzung Baumstraße/Funkenbergstraße ist verschwunden und öffnet den Blick auf das Kommende - und auf die 300 Meter lange Fortsetzung der Funkenbergstraße. Die ist bereits bis auf die zehn Zentimeter dicke Deckschicht und die Bürgersteige vollendet. Und sie weist eine - nicht sichtbare - Besonderheit auf: einen Stauraumkanal, mit dem das Regenwasser des künftigen Funkenbergquartiers gespeichert und den Bäumen zugeführt wird.
Hochtief baut auch ein nachhaltiges Rechenzentrum
Inzwischen ist auch die Baugrube für das Hauptgebäude der Hochschule zu sehen. Dort beginnt in wenigen Wochen der Rohbau, dann wird es auf der Baustelle vor Arbeitern wimmeln. Bis zu 300 werden am Bau beteiligt sein, bis zu 80 Unternehmen wirken an der Entstehung mit. An anderer Stelle sind erste Fundamente zu erkennen - für das Parkhaus. Neben Autos soll auf dem Gelände auch der Radverkehr eine wichtige Rolle spielen. So wird ein Radweg vom Bahnhof über die bislang verschlossene Brücke über die Baumstraße ins Funkenberg-Quartier führen - und darüber hinaus.
Dagegen ragt Richtung Hermann-Löns-Straße noch eine Ruine in die Höhe. Dort müssen noch Fledermäuse umgesiedelt werden, dann entsteht dort ein Rechenzentrum - auch das baut Hochtief. Auch das weise mehrere Besonderheiten auf, so Holtwick. Nicht nur in seiner Holzbauweise sei es nachhaltig, die Abwärme, die es produziert, werde in das Fernwärmesystem des Quartiers eingespeist. Das Rechenzentrum soll das Siegel des Blauen Engel bekommen.
OB freut sich über den kommenden Status Hernes als Hochschul-Stadt
Wenn die Hochschule in Betrieb geht, sollen die Studenten nicht mehr von Abrissgeräuschen belästigt werden. Die alte Halle, die noch an Pumpen-Müller erinnert, werde 2026 verschwinden. Während sie komplett abgerissen wird, sollen die weiteren Leichtbauhallen, die dort noch stehen, ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.
Auch wenn Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda nur einen einfachen Aktenordner übergab - dieser Ordner hatte für ihn eine hohe Bedeutung: Denn mit der HSPV wird Herne zur Hochschulstadt. Und das gleich doppelt. Am Freitag konnte er auch noch einen Förderbescheid für den Bau des Transformationszentrums für Georessourcen und Ökologie entgegen nehmen.