Herne/Bochum. In Herne soll ein Mann (45) seine Tochter jahrelang sexuell missbraucht haben. Vor Gericht streitet er alles ab. Warum er sich aber „doof“ nennt.
Das sind schwere Anschuldigungen: Weil er vor Jahren in Herne seine Tochter in Serie sexuell missbraucht haben soll, muss sich ein 45-jähriger Familienvater seit Mittwoch, 11. September, vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt wies der inzwischen in Österreich lebende Angeklagte die Vorwürfe zurück: „Ich habe meinem Kind nichts getan.“
Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen: Die Anklageschrift skizziert insgesamt 51 väterliche Übergriffe zwischen Februar 2009 und April 2016. Die geschilderten Details und die Intensität sind erschreckend. Begonnen haben soll die Missbrauchsserie kurz nach dem neunten Geburtstag des Mädchens. Laut Staatsanwaltschaft verging sich der Vater fast ausnahmslos in drei Herner Mietwohnungen an seinem Kind – zunächst an der Bismarckstraße, dann an der Hermann-Löns-Straße und zuletzt an der Gewerkenstraße. In einem Fall soll sich ein Sex-Übergriff auf die Tochter während eines Zwischenstopps im Familienurlaub im Süden ereignet haben. Die Stiefmutter und zwei Geschwister sollen währenddessen im selben Bett geschlafen haben.
Angeklagter: „Ich habe meinem Kind nichts getan“
Sofort nach der Verlesung der Anklageschrift wies der Vater - graues Oberhemd, Vollbart, Brille - die Anschuldigungen zurück. „Ist an der Anklage etwas dran?“, fragte ihn Richter Volker Talarowski. „Da ist nichts dran“, erwiderte der 45-Jährige mit fester Stimme. „Ich habe meinem Kind nichts getan. Ich habe meine Tochter nie angefasst.“ Auch den richterlichen Hinweis, dass man durchaus auf Widersprüche und Auffälligkeiten in den entlastenden Zeugenaussagen seiner Verwandten in den Akten gestoßen sei, ließ der 45-Jährige an sich abprallen. „Der Angeklagte weiß genau, was hier für eine Straferwartung für ihn im Raum steht. Wir haben das intensiv besprochen“, sagte sein Herner Verteidiger Ingo Benninghoven.
„Für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, sagte der Vater auf die Frage, welchen Gedanken er bei Kenntnis der Vorwürfen seiner Tochter gehabt habe. Und nannte sodann auch das für ihn einzig denkbare Motiv für die Vorwürfe: „Sie will sich für alles rächen, was ich ihr angetan haben soll.“ Weiter: „Ganz nach dem Motto: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ Vor allem auf ihre zwei Halbgeschwister, ein Mädchen und einen Jungen, sei seine Tochter (inzwischen 24 Jahre) offenbar massiv eifersüchtig gewesen, habe sich „ungleich behandelt“ gefühlt. Dazu muss man wissen: Das mutmaßliche Missbrauchsopfer lebte für lange Zeit in der neuen Familie des Vaters. Die ohnehin wohl nur wenige Monate andauernde Beziehung zur Herner Kindsmutter war bereits früh zerbrochen.
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Dass seine Tochter ihn zu Unrecht belastet, will der Vater sogar schwarz auf weiß gehabt haben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe will der 45-Jährige angeblich im Zimmer der Tochter in einem Ordner einen DIN-A4-Zettel entdeckt haben, auf dem das Mädchen die Beweggründe für die Intrige zugegeben und aufgeschrieben haben soll. „Da stand alles drin“, so der Vater.
Und wo ist dieser Zettel? „Den habe ich zerrissen“, behauptete der Vater. „Ja, da war ich doof. Ich habe gedacht, wenn die Leute so etwas lesen, denken die doch ich bin bekloppt.“ Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 2. Oktober anberaumt.