Herne. In Herne beklagen mehrere Schulen Vandalismus und Drogenhandel, aber auch Diebstähle auf Schulhöfen. Die Stadt will jetzt sechs Schulen sichern.
Video- und Sensorüberwachungen an Schulen sollen in Herne vorerst nicht eingeführt werden. Konkret wurden Kameras zuletzt für die Realschule Crange und die Mont-Cenis-Gesamtschule gefordert. Dort gab es nach Schulschluss immer wieder Probleme mit Drogen beziehungsweise Vandalismus. Das Rathaus hat stattdessen ein Paket geschnürt, um gleich sechs Schulen besser zu schützen - darunter auch die Realschule Crange und die Mont-Cenis-Gesamtschule. Moderne Technik soll dazu aber nicht angewendet werden.
Zum Hintergrund: Die Realschule Crange und die Politik hatten vor einem Jahr Alarm geschlagen. Nach Schulschluss sei das Gelände an der Semlerstraße ein Umschlagplatz für Drogen, außerdem würden Drogen dort konsumiert. Mehr noch: Schulfremde Dealer und Drogensüchtige veranstalteten abends „wilde Partys und Orgien“, so der stellvertretende Schulleiter Marc Bethke im Juni 2023 zur WAZ. SPD-Ratsherr Mathias Bluhm nannte die Lage an der Schule „dramatisch“. Auf Initiative von SPD und CDU sollte die Stadt prüfen, ob an der Realschule eine Videoüberwachung sowie Radar- und Sensortechnik eingerichtet werden kann, um unerwünschte Besucherinnen und Besucher zu später Stunde entdecken und abschrecken zu können. Später sagte die Stadt zu, die Einführung der Technik auch für die Mont-Cenis-Gesamtschule in Sodingen zu prüfen. Dort gab es zuletzt innerhalb eines Jahres zehn Glasbruchschäden.
Herne: Video- und Sensorüberwachung würde 140.000 Euro kosten
Die Prüfung ist nun abgeschlossen. Durchgeführt wurde sie unter der Leitung von Stadtdirektor Frank Burbulla. Für die Prüfung, sagt er zur WAZ, seien nicht nur die beiden genannten, sondern alle weiterführenden Schulen nach ihren Bedarfen und Vorschlägen für Sicherungsmaßnahmen befragt worden. Auf diese Weise habe das Rathaus jetzt einen Überblick über die Lage an allen Schulen - und entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht, wo es nötig sei.
Eine Video- und Sensorüberwachung plant die Verwaltung aber nirgendwo. Eine Kameraüberwachung an einer Schule würde rund 100.000 Euro kosten, eine Radarüberwachung rund 40.000 Euro, heißt es in einem Bericht der Stadt an die Politik. Das Problem: Bei einer Video- oder Sensorüberwachung könnten Kamerabilder beziehungsweise Sensordaten nicht Tag und Nacht live verfolgt werden. Dafür, so Stadtdirektor Burbulla, gebe es im Rathaus keine Zentrale. Kamerabilder könnten zwar nachträglich begutachtet werden, was durchaus einen abschreckenden Faktor haben könnte. Sensordaten dagegen könnten erst gar nicht gespeichert werden. Kurz: Mit Blick auf Kosten und Nutzen habe sich die Stadt gegen Kameras und Sensoren ausgesprochen.
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Die Verwaltung will nun vor allem mit (höheren) Zäunen und Beleuchtungsspots für mehr Sicherheit sorgen (siehe Maßnahmen am Textende). Burbulla, auch Ordnungsdezernent, glaubt, dass bereits diese geplanten - und weitaus preiswerteren - Maßnahmen reichen, um an den sechs Schulen, die Bedarf angemeldet haben, für deutliche Verbesserungen zu sorgen. Sollte das nicht der Fall sein, könne man, wenn erforderlich, später durchaus zusätzlich auch über eine Videoüberwachung nachdenken, sagt er.
Die Politik diskutiert über das Ergebnis des Prüfauftrags am Donnerstag, 12. September, im Schulausschuss (Aula des Gymnasiums Eickel) und im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung am Mittwoch, 18. September (Ratssaal im Rathaus Herne); Beginn der öffentlichen Sitzungen ist jeweils um 16 Uhr. SPD-Ratsherr Matthias Bluhm sagt schon vorab, dass er „nicht glücklich“ darüber sei, dass die Stadt kein Pilotprojekt für eine Video- oder Sensorüberwachung plant. Das dürfe nicht das letzte Wort sein. „Wir werden uns die Kosten noch einmal anschauen“, so Bluhm zur WAZ. Um anzufügen: „Man kann ein Projekt auch schlechtrechnen.“
>>> Diese Maßnahmen plant die Stadt an den Schulen
- Realschule Crange: Noch vor Beginn der dunklen Jahreszeit sollen Beleuchtungsspots installiert werden, die durch Bewegung ausgelöst und schlecht einsehbare Ecken des Geländes ausleuchten, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Außerdem soll der Schulhof-Zaun auf zwei Meter Höhe erhöht werden. Kosten: Beleuchtungsspots rund 17.100 Euro, Zaunerhöhung rund 20.400 Euro.
- Mont-Cenis-Gesamtschule: Dort sollen ebenfalls noch vor der dunklen Jahreszeit Beleuchtungsspots installiert werden. Die Erhöhung des Zauns auf zwei Meter Höhe entlang von Privatgrundstücken sei bereits erfolgt. Kosten: Beleuchtungsspots rund 10.000 Euro. Bei der Neugestaltung des Außengeländes der Schule nach Abschluss der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten soll der Schulhof zudem so gestaltet werden, dass dieser für Passanten und Passantinnen als Querungsstrecke/Abkürzung möglichst unattraktiv wird.
- Erich-Kästner-Schule: Die Zaunlücke zwischen Spielcontainer und Zaun soll geschlossen werden. Kosten: etwa 3600 Euro. Möglichkeiten, das Klettern auf den Container zu verhindern, sollen zudem geprüft werden.
- Emschertal-Berufskolleg, Dependance Steinstraße: Die Türschließ-Anlage soll 2025 durch eine elektronische Schließanlage ersetzt werden. Kosten: ca. 65.000 Euro.
- Pestalozzi-Gymnasium: Das Untergeschoss und die Aula sollen auf weitere Sicherungsmöglichkeiten gegen Einbrüche überprüft werden. Die Schule, so die Stadt, beklage regelmäßig die Beschädigung beziehungsweise den Diebstahl von Fahrrädern und wünsche, die Fahrrad-Abstellanlage zu sichern, etwa durch einen Zugang über Chips im Schülerausweis. Die Umsetzung soll laut Stadt 2025 erfolgen. Kosten: etwa 16.000 Euro.
- Otto-Hahn-Gymnasium: Auch dort sollen an schlecht einsehbaren Ecken des Geländes und der Pausenhalle Beleuchtungsspots installiert werden, die durch Bewegung ausgelöst werden. Kosten: circa 17.800 Euro.
Die Grundschulen, so das Rathaus weiter, seien nicht Teil der Umfrage gewesen. Durch Auswertung der Schäden in den zurückliegenden drei Jahren seien aber einzelne Grundschulen identifiziert worden, an denen - in Abstimmung mit den Schulleitungen - Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen. Für weitere Bedarfe sollen für Zäune in 2025 zudem einmalig 100.000 Euro bereitgestellt werden.