Herne. Nach der Realschule Crange soll eine weitere Herner Schule eine Videoüberwachung erhalten. Die Gründe sind allerdings andere als in Crange.

Weil der Schulhof der Realschule Crange nach Unterrichtsschluss zum Umschlagplatz von Drogen wird, will die Politik dort eine Videoüberwachung einführen. Auch wenn die Umsetzung durch die Stadt noch nicht abgeschlossen ist, hat die Stadt bereits eine weitere Schule für eine solche Sicherheits- und Präventivmaßnahme in den Blick genommen: die Mont-Cenis-Gesamtschule in Sodingen.

Vertreter der Realschule Crange und der SPD schlugen 2023 Alarm: Der Schulhof werde nach Schulschluss zum Drogen-Hotspot, hieß es.
Vertreter der Realschule Crange und der SPD schlugen 2023 Alarm: Der Schulhof werde nach Schulschluss zum Drogen-Hotspot, hieß es. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Das berichtete Karla Fürtges vom städtischen Gebäudemanagement in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen auf Anfrage der SPD. In einer verwaltungsinternen Runde unter Federführung des Ordnungsamtes sei Ende Februar festgelegt worden, dass direkt nach der Realschule Crange auch die Sodinger Gesamtschule eine Videoüberwachung erhalten soll.

Einen Zeitplan für die Umsetzung dieser Maßnahmen nannte sie nicht. Was Fürtges jedoch bereits mitteilen konnte: Aus finanziellen Gründen werde die Stadt von einer „Live-Aufschaltung“ der Videobilder zu einer Sicherheitsfirma absehen. Für eine solche Technik würden pro Monat und Standort Kosten von 10.000 Euro entstehen. Stattdessen sei eine „aufzeichnende Videoüberwachung“ geplant, die nur im Falle von Vandalismusschäden zurate gezogen würde.

Karla Fürtges ist Leiter des städtischen Gebäudemanagements in Herne.
Karla Fürtges ist Leiter des städtischen Gebäudemanagements in Herne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die Probleme auf Schulhöfen sind in Herne nicht neu. Bereits vor sechs Jahren machte die SPD nach Gesprächen in fast allen Herner Schulen die zunehmenden Klagen über Müll, Vandalismus und Drogen öffentlich. Schon damals sprachen sich Schulleitungen für Videoüberwachung nach Unterrichtsschluss aus. „Der Schutz der Schule sollte vor übertriebenem Datenschutz stehen“, sagte beispielsweise Volker Gößling, Leiter des Pestalozzi-Gymnasiums. Allein bekämen die Schulen die Probleme nicht in den Griff.

Danach geriet die Forderung etwas aus dem Blick, doch im Juni 2023 nahm das Thema wieder an Fahrt auf. Anlass war der Hilferuf der Realschule Crange. Ein Vertreter der Schule berichtete von Drogenkonsum und -handel sowie von „wilden Partys und Orgien“, die nach Schulschluss auf dem Schulhof gefeiert würden. Erneut griff die SPD das Problem auf: Im November stimmte die Politik mehrheitlich dem von SPD und CDU gestellten Prüfauftrag für eine Videoüberwachung an der Realschule Crange zu.

Immer wieder Glasbruch: Massive Probleme mit Vandalismus

Zurück nach Sodingen: Anders als in Crange ist an der Mont-Cenis-Gesamtschule nicht die Rede von einem Drogen-Hotspot. Die SPD-Bezirksfraktion berichtet vielmehr von „massiven Problemen mit Vandalismus außerhalb der Schulzeiten“. Die Stadt bestätigt dies: Zehn Glasbruchschäden habe es seit Januar 2023 am und im Gebäude gegeben. Der Schaden belaufe sich auf rund 10.000 Euro, so die Verwaltung. Außerdem müssten die Schulhöfe von den Hausmeistern morgens immer wieder von Glasscherben von Bierflaschen beseitigt werden.

Nach der Realschule Crange soll auch die Mont-Cenis-Gesamtschule (Bild) eine Videoüberwachung erhalten.
Nach der Realschule Crange soll auch die Mont-Cenis-Gesamtschule (Bild) eine Videoüberwachung erhalten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Stadt habe auch schon über die Erhöhung des 1,20 Meter hohen Zaunes an der Mont-Cenis-Gesamtschule nachgedacht, so Stadtmitarbeiterin Fürtges im Bezirk Sodingen. Die Erhöhung von Zäunen lade jedoch „zu anderen Vandalismussschäden ein“. So setzten sich Unbekannte oben auf die Zäune und schaukelten so lange, bis dieses aus der Verankerung brechen. Oder es würden sogar Kraftfahrzeuge vor Zaunelemente gespannt, um diese herauszubrechen. Da dies alles Kostenfaktoren für die Stadt seien, wolle man sich zunächst auf eine Videoüberwachung und Bewegungsmelder auf dem Schulhof beschränken.

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Unumstritten ist die Maßnahme allerdings nicht. Kritik an einer Videoüberwachung gab es im vergangenen Jahr nicht nur aus Teilen der Ratsopposition, sondern auch vom SPD-Nachwuchs. Die Herner Juso-Spitze sprach von einer „reinen Symptombekämpfung“. Und: Schülerinnen und Schüler würden durch Videokameras davon abgeschreckt, sich nach Unterrichtsende in ihrer Freizeit auf dem Schulgelände aufzuhalten. loc