Herne. In Herne schlägt eine Schule Alarm: Der Schulhof ist zum Umschlagplatz für Drogenhandel geworden. Was die Schule nun von der Stadt fordert.
- Beteiligte: Realschule Crange wird nach Schulschluss zum Hotspot für Drogenhandel.
- Schule und Politik fordern ein Eingreifen, um die Missstände zu beheben.
- Polizei relativiert: Sie sieht an der Realschule keine besonderen Auffälligkeiten.
Die Realschule Crange schlägt Alarm: Dealer und Drogensüchtige bevölkern nach Schulschluss den Schulhof. „Die veranstalten wilde Partys und Orgien“, sagt der stellvertretende Schulleiter Marc Bethke zur WAZ. Folge seien neben den üblen Hinterlassenschaften vor allem Ärger und Ängste in der Schulgemeinde. Das müsse ein Ende haben. Bethke fordert einen Zaun um das Schulgelände.
Öffentlich gemacht hatte das Thema der SPD-Ratsherr Matthias Bluhm nun im Rat sowie im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung. Dort berichtete er jeweils von massiven Problemen an der Realschule Crange. Nach Ende des Schule sei der Schulhof an der Semlerstraße zum „Hotspot“ für Drogenhandel und -konsum in Herne geworden. Dealer hätten auf dem Gelände sogar Drogenverstecke angelegt, sagt er zur WAZ. Und fügt an: „Eltern lassen ihre Kinder dort schon nicht mehr spielen.“
Herne: Drogenproblematik soll nicht in die Schule hereingetragen werden
Ähnlich äußert sich Marc Bethke, der stellvertretende Schulleiter. Der Schulhof werde ab dem späten Nachmittag sowie am Abend „zweckentfremdet“ und dann als Umschlagplatz für Drogen genutzt. Vor dem Schultor führen zudem Autos gehobener Marken vor, Fensterscheiben senkten sich, Drogen wechselten den Besitzer. Auf dem Schulgelände würden die Drogen dann konsumiert. Überall liege am nächsten Morgen Müll herum, außerdem Drogenutensilien, auch schon mal Messer.
Die Verantwortlichen der Schule kämen „mit Puls“ zur Arbeit. Eine Sache sei, dass das Aufräumen jeweils eine Heidenarbeit sei. Eine andere, dass die Schulgemeinde unter den ungebetenen Gästen, zu denen keine Schülerinnen und Schüler der Schule gehörten, leide. Der Drogenhandel drücke die Stimmung, außerdem befürchtet er, dass die Drogenproblematik in die Schule hereingetragen wird. Deshalb müsse gehandelt werden. Er spricht sich für einen Zaun um das Schulgelände aus – so einen, wie ihn vor drei Jahren auch die Gesamtschule Wanne-Eickel erhalten hat, um Dealer abzuschrecken. Dort habe die Einzäunung funktioniert.
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Auf den Hilferuf der Schule müsse nun reagiert werden, sagt SPD-Ratsherr Matthias Bluhm. Man dürfe es nicht hinnehmen, dass der Schulhof zum „Drogenumschlagplatz“ geworden sei. Mit einem Zaun um das Schulgelände kann er sich aber nicht anfreunden. Dieser wäre „ein Signal der Ohnmacht“, außerdem helfe ein Zaun auch nur bedingt. Dealer und Konsumenten, meint Bluhm, fänden ihren Weg dennoch auf das Gelände.
Der 42-Jährige schlägt stattdessen vor, dass auf dem Schulgelände eine neue Radartechnik ausprobiert wird. Er verweist auf ein Pilotprojekt in Gelsenkirchen. Dort werden Schulhöfe und Spielplätze, die besonders von Vandalismus und Ruhestörung betroffen sind, außerhalb der Schulzeiten mit Künstlicher Intelligenz überwacht. Halten sich dort Menschen auf, geht eine Meldung bei der Stadt ein, und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) rückt aus.
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Wegen Drogenkriminalität oder -konsum, sagte Ordnungsdezernent Frank Burbulla nun im Ausschuss, dürfe der Herner KOD nicht zur Schule ausrücken: „Das ist ausschließliche Aufgabe der Polizei.“ Und was sagt die Polizei selbst? Das Schulgelände an der Semlerstraße sei kein Hotspot für Drogenkriminalität, so Polizeisprecher Marco Bischoff zur WAZ. Gelegentlich gebe es dort Einsätze in dieser Sache – aber nur so viele wie an vielen anderen Schulen auch.