Herne. Überraschung bei den Plänen für die Brachen im Norden der Herner Innenstadt. Die Stadt plant einen 12.000 Quadratmeter großen Quartierpark.

Es war ein quälend zäher Prozess in der Vergangenheit, bei dem die Fortschritte lange Zeit bei Null lagen: Die Brachen nördlich der Herner Innenstadt dämmerten Jahr um Jahr im Immobilienkoma vor sich hin. „Wir mühen uns nun seit 16 Jahren“, blickte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda am Donnerstag zurück. 2013 sei mal ein Strukturkonzept erarbeitet worden - ohne weitere Wirkung. Die Herner WAZ titelte im Jahr 2018, dass die Brachen rund um den Herner Bahnhof langsam in Bewegung kommen - verfrüht, wie sich zeigte. Doch jetzt zeigt sich Dudda zuversichtlich, dass die Entwicklung tatsächlich Fahrt aufnimmt. Addiere man die potenziellen Investitionen auf allen Flächen, sei ein Volumen von rund 500 Millionen Euro nicht unrealistisch.

Dass inzwischen etwas in Bewegung gekommen ist, offenbart sich am Funkenberg-Quartier. Nach dem Zuschlag für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung sind die Abrissarbeiten in vollem Gange, inzwischen werden die ersten Versorgungsleitungen verlegt. Neben der Hochschule soll auf dem Areal auch ein Rechenzentrum gebaut werden.

Wald im Quartier Funkenberg-Ost bleibt erhalten

An das Areal der Hochschule soll sich später das Quartier Funkenberg-Ost anschließen. Die Pläne des Braunschweiger Büros Stahm Architekten seien nach Gesprächen mit der Bürgerinitiative noch einmal modifiziert worden, so Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung. So bleibe das Wäldchen am östliche Ende erhalten. Außerdem werde das Quartier durch eine grüne Boulevardachse durchzogen. Entstehen sollen auf Funkenberg-Ost Wohnungen und weitere Hochschuleinrichtungen, außerdem Logistik, Gesundheits- und Fitness-Angebote, Gastronomie und Kultureinrichtungen.

Die nötigen Voraussetzungen für die Entwicklung hat die Stadtentwicklungsgesellschaft geschaffen. Bis auf eine Ausnahme ist sie bereits im Besitz der Hallen, die auf dem Gelände stehen, im kommenden Jahr soll der Abbau über die Bühne gehen. Dudda erklärte auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion, dass es bereits Interesse von Investoren für die Entwicklung des Quartiers gebe.

12.000 Quadratmeter großer Quartierpark auf dem Knipping-Dorn-Gelände

Auf dem ehemaligen Knipping-Dorn-Gelände sollen nicht mehr nur Eigenheime, sondern auch ein 12.000 Quadratmeter großer Park entstehen.
Auf dem ehemaligen Knipping-Dorn-Gelände sollen nicht mehr nur Eigenheime, sondern auch ein 12.000 Quadratmeter großer Park entstehen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit einer überraschenden Neuplanung wartet die Stadt an einer anderen Stelle auf. Auf dem Areal der ehemaligen Schraubenfabrik Knipping-Dorn soll das Unternehmen Deutsche Reihenhaus nun nicht nur Eigenheime erreichten, auf einem Teil des Geländes soll ein weiterer Quartierpark entstehen. Und dieser Teil ist gar nicht so klein und umfasst rund 12.000 Quadratmeter. Zum Vergleich: Ein normales Fußballfeld ist etwa 7000 Quadratmeter groß. Mehr Park bedeutet gleichzeitig weniger Eigenheime. Als die Deutsche Reihenhaus 2020 ihre Pläne präsentierte, sollen 98 Häuschen entstehen, diese Zahl hat sich auf 72 reduziert. Ob und wann sie realisiert werden? Planungsdezernent Stefan Thabe machte darauf aufmerksam, dass in dieser Hinsicht die Stadt in der Zuschauerrolle sei, weil sich Grundstückseigentümer und Deutsche Reihenhaus einig werden müssten.

„Wir machen unsere Hausaufgaben auf dem Feld der Klimaanpassung“

Der OB betonte, dass mit dem Quartierpark eine grüne Achse entstehe, die über die Kleingartenanlage Grüne Oase bis zur begrünten Eisenbahntrasse an der Werderstraße reiche. „Wir machen unsere Hausaufgaben auf dem Feld der Klimaanpassung und tragen den Bedenken Rechnung, dass Bebauung nicht zu dicht ist, damit es nicht zu heiß wird.“

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Wie zäh Flächenentwicklung sein kann, offenbart ein Blick auf die zweite Knipping-Dorn-Fläche, die an die Bahnhofstraße grenzt. Vor zehn Jahren hatte die Heinz Mayer GmbH aus dem hessischen Flörsheim die Fläche in einer Zwangsversteigerung erworben. Für die folgenden Planungen liegt zwar die Baugenehmigung vor, doch es rührt sich nichts. In der Vergangenheit gab es sogar Anzeichen, dass das Unternehmen das Areal wieder verkaufen will. Die Stadt will wieder mit dem Besitzer ins Gespräch kommen, um die Planungen abzustimmen.

Auf dem ehemaligen Gelände des Circus Schnick-Schnack sollen 120 Wohnungen entstehen.
Auf dem ehemaligen Gelände des Circus Schnick-Schnack sollen 120 Wohnungen entstehen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bislang nicht im Fokus stand bislang ein anderes Gelände - weil es keine Brache war. Doch nachdem der Circus Schnick-Schnack die Eschstraße verlassen hat, wird sich nach den Worten von Stefan Thabe auch dort etwas tun. Ein Herner Unternehmen habe das Areal - sowie eine benachbarte Fläche gekauft und plant dort 120 Wohnungen in Geschossbauweise.