Herne. Ein Herner Optiker verkauft neben Alltagsbrillen auch seine Spezialität: Schießbrillen. Er berät sowohl Hobbyschützen als auch Olympioniken.
Der deutsche Sportschütze Florian Peter belegt bei seinen ersten Olympischen Spielen 2024 in Paris den vierten Platz im Schießen mit der Sportpistole, das serbische Dup Damir Mirkec und Zorana Arunovic holt mit dem Luftgewehr im Mixed-Wettkampf Gold. Sie haben eins gemeinsam: Vor den Sommerspielen haben sie sich von Michael Meier beraten lassen. Er ist Augenoptiker-Meister in Herne und betreut zahlreiche Sportschützen der Weltspitze.
Der Herner Optiker berät Schützinnen und Schützen weltweit
Das Fachgeschäft für Augenoptik steht an der Bebelstraße 16 mitten in Herne. Neben Alltags- und Sportbrillen gibt es dort eine Besonderheit: „Wir haben Schießbrillen als Spezialität“, sagt Meier, der seit 1979 Optiker und seit 1991 Augenoptiker-Meister ist. Doch es lief nicht immer auf Olympia hinaus. „Ich stand erst ohne Kunden da“, erzählt Meier von der Anfangszeit seiner Selbstständigkeit Ende der 1990er Jahre. Fünf Tage die Woche sei er unterwegs gewesen, um seine Arbeit in Vereinen vorzustellen.
Seitdem habe sich einiges geändert. Mittlerweile habe sich Meier national wie international einen Namen gemacht: Er betreut und berät die besten Schützinnen und Schützen weltweit. Während Athleten aus Deutschland, Holland und Luxemburg ihren Weg „für nur ein Brillenglas“ zu ihm ins Ladenlokal in der Herner Innenstadt finden, berät er viele auch auf Wettkämpfen. Mehrere Wochen im Jahr verbringe er auf der ISAS in Dortmund, dem Weltcup in München und der Deutschen Meisterschaft. „Das zeigt, was für eine gute Arbeit wir geleistet haben“, sagt er stolz.
Die Liste an Weltklasse-Athleten ist lang: Florian Peter, der bei Olympia 2024 nur knapp die Bronzemedaille verfehlte; das serbische Duo Zorana Arunovic und Damir Mikec, die im Mixed-Wettbewerb des Luftpistolenschießens die Goldmedaille holten; die griechische Sportschützin Anna Korakaki, die 2016 bei Olympia die Goldmedaille im Finale gegen die deutsche Pistolenschützerin Monika Karsch aus Regensburg bekam und ebenfalls von Meier beraten wird. Mit dazu zählen auch Rajmond Debevec aus Slowenien, Tomoyuki Matsuda aus Japan und der US-Amerikaner und ehemaliger Olympiasieger Matthew Emmons, der mittlerweile als Trainer in Tschechien aktiv ist.
Herner Augenoptiker schießt selbst in seiner Freizeit
Meiers beruflicher Fokus auf den Schießsport kommt nicht von ungefähr. „Ich bin selber seit 1971 aktiver Sportschütze mit dem Luftgewehr“, erzählt der Optiker und betont: „Ich habe das große Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte.“ Das führe auch bei seinen Kundinnen und Kunden zu mehr Vertrauen. Durch seine Erfahrung habe er ein Gespür für die besonderen Bedürfnisse der Schützen, die er so, kombiniert mit seinem Fachwissen als Augenoptikermeister, optimal beraten könne.
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Ob Pistole, Bogen oder Gewehr, alle Schießdisziplinen haben besondere Anforderungen. Als Schütze weiß er, worauf es ankommt. „Beim Pistolenschießen wird mit Kimme und Korn gezielt“, das heißt: Das Ziel darf unscharf erscheinen. „Beim Gewehr hingegen muss das Ziel scharf sein.“ Beim Zielen sind Schießbrillen ein wichtiges Detail, das über eine Platzierung auf dem Treppchen entscheiden kann. Sie muss zwei Funktionen erfüllen: Der Schütze muss dadurch perfekt sehen, gleichzeitig dient sie als Kontrollwerkzeug, um den eigenen Anschlag zu überprüfen. Doch auch das beste Gestell muss samt Brillengläser auf den Schützen angepasst sein.
Im Ladenlokal in der Bebelstraße in der Herner Innenstadt gibt es dafür einen Untersuchungsraum, in dem nicht nur die Augen der Athletinnen und Athleten vermessen werden, sondern auch das Schießen simuliert werden kann. Denn beim Leistungsschießen komme es auf minimalste Millimeter an, die über eine Medaille entscheiden. „Es reicht nicht, eine zehn zu treffen. 10,8 zu 10,9 entscheidet über Sieg und Niederlage.“