Herne. Probst, Hauffe, Losch: Sie gehören zu den Athleten aus Herne, die olympischen Boden betraten. Doch Gold holte nur eine Olympionikin.
Die Teilnahme an Olympischen Spielen - so wie nun in Paris 2024 - kommt für Athletinnen und Athleten einem Ritterschlag in ihrer sportlichen Karriere gleich. Eine olympische Medaille bedeutet dann den Aufstieg in den Sport-Olymp. Für einige Hernerinnen und Herner ist dieser Traum in den letzten Jahrzehnten in Erfüllung gegangen, zuletzt für den Leichtathleten Marius Probst, der im 1500-Meter-Lauf den siebten Platz holte. Die WAZ-Redaktion hat Olympionikinnen und Olympioniken, die in Herne geboren, gewohnt oder trainiert haben, aufgelistet. Ein Einblick.
Ehemalige Olympioniken und Olympionikinnen mit Bezug zu Herne
- Ernst Joachim Küppers, Schwimmen (1964)
- Hans-Dieter Schulten, Leichtathletik (1972)
- Jürgen Bradler, Fußball (1972)
- Claudia Losch, Kugelstoßen (1984)
- Kerstin Rehders, Rudern (1984, 1988)
- Matthias Stich, Sportschütze (1988, 1992)
- Christian Keller; Schwimmen (1992, 1996, 2000, 2004)
- Bernd Heidicker, Rudern (2000, 2004)
- Annina Hauffe (geborene Ruppel), Rudern (2004, 2008)
- Gregor Hauffe, Rudern (2008)
- Constanze Siering, Rudern (2012)
- Marius Probst, Leichtathletik (2024)
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Vom Herner Stadtgarten ins Stade de France in Paris
Der gebürtige Herner Marius Probst vertrat seine Heimatstadt bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Im 1500-Meter-Lauf erreichte er in 3:35,59 Minuten den siebten Platz und verpasste damit nur knapp die direkte Qualifikation für das Halbfinale. Mit der Teilnahme ist für den Mittelstreckenläufer des TV Wattenscheid ein Traum in Erfüllung gegangen. „Das ist wohl der wichtigste Wettkampf der Karriere. Er ist dann leider aber auch schneller vorbei, als einem lieb ist“, sagte Probst der WAZ-Sportredaktion vor dem Wettkampf. Der Leichtathlet wurde bereits acht Mal Deutscher Meister und 2017 U23-Europameister.
Sein nächstes Ziel ist die Weltmeisterschaft 2025 in Tokio. Im darauffolgenden Jahr sollen die Deutschen Meisterschaften im Stadion Lohrheide in Bochum-Wattenscheid stattfinden, in dem Marius Probst viele Stunden seiner Karriere verbracht hat. „Es kann mein letzter Wettkampf werden. 2026 wäre ich 30 Jahre alt, was gäbe es da Schöneres, als in dem Stadion, wo ich groß geworden bin und 17 Jahre gelaufen bin, meinen letzten Wettkampf zu bestreiten“, sagte er weiter.
Goldmedaille für Herne: Claudia Losch gewinnt im Kugelstoßen
Die einzige Goldmedaillen-Gewinnerin aus der Herne ist die gebürtige Wanne-Eickelerin Claudia Losch. In den 1980er-Jahren war sie in Deutschland die dominierende Kugelstoßerin. Im Jahr 1982 wurde die Hernerin erstmals Deutsche Meisterin. Einen Titel, den sie für die nächsten zehn Jahre halten wird.
1984 ging es dann nach Los Angeles zu den Olympischen Sommerspielen. Mit einer Wurfdistanz von 20,48 Metern holte sie olympisches Gold nach Deutschland, mit nur einem Zentimeter Vorsprung zu der Rumänin Mihaela Loghin. Vier Jahre später in Seoul belegte sie den fünften Platz. Mit 22,19 Meter verewigte sie sich im Sommer 1987 auf dem bis heute gültigen vierten Platz in der Weltbestenliste. Acht Jahre nach ihrem Olympiasieg beendete sie 1992 ihre Karriere und ist nun als Optikerin tätig.
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Christian Keller gibt Leihgabe an „Hall of Fame“ in Herne
Bei nahezu allen nationalen und internationalen Meisterschaften war der Essener Christian Keller erfolgreich, der zwischenzeitig in Herne wohnte. In Schmetterling, Freistil und Lagenstrecke wurde er zwischen 1991 und 2004 insgesamt 35 Mal Deutscher Meister, stand bei Europa- und Weltmeisterschaften auf dem Treppchen, holte eine olympische Medaille und wird 1993 und 1994 „Schwimmer des Jahres“.
Insgesamt hat der Weltklasseschwimmer als Athlet an vier Olympischen Spielen teilgenommen, bei seinen ersten Spielen 1992 in Barcelona, mit gerade 20, schrappte er knapp an dem olympischen Edelmetall vorbei und belegte den vierten Platz mit der Lagenstaffel. Bei seinen nächsten Spielen 1996 in Atlanta landete er schließlich auf dem Treppchen und holte die Bronzemedaille mit der 200-Meter-Freistilstaffel, die er als Leihgabe an die Herner „Hall of Fame“ im Herner Rathaus gab. Im Jahr 2000 in Sydney und 2004 in Athen holte er jeweils den sechsten Platz. Ihm wurde 1996 das „Silberne Lorbeerblatt“, die höchste Auszeichnung für Sportlerinnen und Sportler in Deutschland, verliehen.
Parallel zu seiner Schwimmkarriere machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Essen. In der Bankbranche arbeitet er noch heute. Seit Jahren ist er als Schwimmexperte für das ZDF unterwegs. Als solcher ist er auch bei den Olympischen Spielen in Paris. Die fünf Ringe begleiten ihn also schon mehr als die Hälfte seines Lebens. Abseits des Profisports war er 2013 als Jurymitglied bei der RTL-Show „Die Pool Champions - Promis unter Wasser“ im Fernsehen zu sehen.
Olympioniken und Olympionikinnen vom Ruderverein Emscher Wanne-Eickel-Herten
Angefangen beim Ruderverein Emscher Wanne-Eickel-Herten (RVE), feierte Bernd Heidicker besonders als Ruderer für den Deutschland-Achter viele Erfolge: darunter Gold, Silber und Bronze bei Weltmeisterschaften zwischen 1995 und 2007. Seine ersten Olympischen Spiele erlebte Heidicker als Ersatzmann in Sydney im Jahr 2000, und dann 2004 in Athen, wo er im Vierer ohne Steuermann Siebter wurde. 2008 beendete der Ingenieur seine Ruderkarriere. Seinen Einteiler, mit dem er 2006 die Weltmeisterschaft holte, gab er als Leihgabe zur „Hall of Fame“ im Herner Rathaus.
Gregor Hauffe zählt neben Heidicker zu den Ruder-Recken Hernes. Seine ersten Meter im Boot legte er im Ruderverein Emscher Wanne-Eickel/Herten (RVE) zurück. Bei den Weltmeisterschaften von 2009 bis 2011 holte er mit dem Deutschland-Achter Gold.
Für die Zeit nach seiner Sportler-Karriere hat er frühzeitig vorgesorgt. Parallel zu seinen sportlichen Erfolgen machte er eine Ausbildung bei der Bundespolizei, pendelte über Jahre zwischen Berlin und Herne hin und her, durchläuft eine Laufbahn im gehobenen Dienst. Im Jahr 2017, fünf Jahre, nachdem der dreifache Ruderweltmeister aus Wanne-Eickel seine Profi-Karriere beendet hat, überreicht ihm Innenminister Thomas de Maizière das „Silberne Lorbeerblatt“, heißt es auf der Webseite der Bundespolizei.
Auch seine Frau Annina Hauffe (geboren Ruppel) entdeckte ihre Leidenschaft zum Rudern mit neun Jahren beim RVE und blickt auf eine ereignisreiche Karriere zurück. In den Jahren 1995 und 1996 holte sie mit dem Juniorinnenachter die Weltmeisterschaft, ihr Einstieg auf internationaler Ebene. Von 2001 bis 2008 steuerte sie dann den deutschen Frauenachter, holte Silber (2001, 2002), Gold (2003) und Bronze (2006). Zweimal war sie bei den Olympischen Spielen dabei. Als Steuerfrau im Achter belegte sie 2004 in Athen den fünften, in Peking den siebten Platz, womit sie ihre Karriere beendete. Mit einer Ausbildung bei der Sparkasse schaffte sie schon früh die Grundlage für die Zeit nach dem Rudern als Bankkauffrau.
Schiedsrichterinnen aus Herne bei den Olympischen Spielen
Nicht als Spielerin, sondern als Schiedsrichterin ging Marina Wozniak in die Herner Fußballgeschichte ein: In der Frauen-Bundesliga, bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie den Olympischen Spielen 2012 pfiff sie als Unparteiische unzählige Spiele - und wurde schließlich vom DFB als „Schiedsrichterin des Jahres 2019“ ausgezeichnet.
Wie Marius Probst nahm Kerstin Duchatz in diesem Jahr zum ersten Mal an Olympia teil. Mit 17 Jahren entschied sie sich die Holsterhausenerin gegen eine Karriere als Tischtennisspielerin. Stattdessen wurde sie Schiedsrichterin und pfiff 2024 als eine von vier Frauen aus Europa für die Olympischen Spiele. Erst 2023 wude sie Weltschiedsrichterin des Jahres im Tischtennis, heißt es auf der Seite des Deutschen Tischtennis-Bundes.