Marina Wozniak, Fußball-Schiedsrichterin aus Herne, hat am Wochenende ihre letzten Spiele geleitet – eines davon war ein sehr torreiches.
Ihre Karten hatte Marina Wozniak zwar dabei, doch blieben Gelb und Rot am Samstag über die komplette Spielzeit in ihrer Tasche. Das wenige, das für die Schiedsrichterin beim Jubiläumsspiel der Alten Herren des VfB Börnig gegen die Traditionsmannschaft des VfL Bochum anfiel, löste sie mit einigen netten Worten, oder einer einfachen Geste. Ein entspannter Abschluss einer langen Laufbahn als Schiedsrichterin.
„Seit dem 15.10.1995 sorgte sie für Gerechtigkeit auf dem Platz in Herne und der ganzen Welt“, so die Aufschrift eines Banners, das schon vor Anpfiff hinter einem der Tore aufgehängt worden war. Das Spiel zum 100-jährigen Jubiläum des VfB Börnig war das vorletzte in der aktiven Schiedsrichterkarriere von Marina Wozniak und zugleich eine Rückkehr zu ihren Anfängen.
„Ich habe hier als Jugendliche mit dem Fußballspielen angefangen, habe also eine enge Verbindung zum VfB“, erzählte Wozniak nach dem Spiel. Auf dem Platz des VfB habe sie allerdings noch nie ein Spiel geleitet. Auch nach knapp 25 Jahren als Schiedsrichterin, 118 Spielen in der Frauen-Bundesliga, acht internationalen Turnieren, dem DFB-Pokalfinale der Frauen 2014 und unzähligen weiteren Einsätzen, gab es für die 39-Jährige also doch noch mal eine kleine Premiere.
Als Schiedsrichterin lief sie stets für den SV Sodingen auf, sie spielt aber auch selbst noch. Bei der SpVgg Horsthausen hat sie in den vergangenen drei Jahren einen ebenso bleibenden Eindruck hinterlassen, wie in der deutschen Schiedsrichterlandschaft. „Marina ist eine herausragende Persönlichkeit und ein Top-Mensch“, lobt SpVgg-Trainer Alexander Schmottlach: „Wenn sie beim Training war, hat sie immer 110 Prozent gegeben.“ Wie sie den Spagat zwischen dem Fußball in Horsthausen, dem Schiedsrichterdasein und ihrer Familie geschafft hat, bleibt für Schmottlach allerdings ein Rätsel. „Davor ziehe ich meinen Hut – oder sogar meine Hüte“, erklärt er grinsend.
Marina Wozniak wird dem Fußball treu bleiben
Seit 2004 war Marina Wozniak DFB-Schiedsrichterin, ein Jahr später feierte sie ihren Einstand in der Frauen-Bundesliga. In ihre Zeit als FIFA-Schiedsrichter-Assistentin, von 2008-2015, fällt eine ganz besondere Erinnerung: das Finale der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 Japan – USA in Frankfurt am Main. „Was Schöneres gibt es nicht“, bestätigt Marina Wozniak.
Nun hört sie auf als Schiedsrichterin, dem Fußball wird sie aber treu bleiben. „Ich bin Fan. Ich gehe überall hin, ob zum VfL Bochum, zu Westfalia Herne, oder hierher nach Börnig. Ich bin da ganz neutral“, sagt sie, eben immer noch ganz Schiedsrichterin. Marina Wozniaks letztes Frauen-Bundesligaspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Turbine Potsdam vor zwei Wochen sei bereits sehr emotional gewesen, ihr wirklich allerletztes Spiel war das 3:0 der U23 des FC Schalke 04 gegen Westfalia Rhynern am vergangenen Sonntag: „Noch mal ein richtiges Meisterschaftsspiel zum Abschluss.“
Einen Tag vor ihrem letzten Pflichtspiel, das sie als Unparteiische leitete, blickte Marina Wozniak zurück: „Ich habe auf so vieles verzichtet und doch sind heute viele meiner Freunde da, und auch mein Patenkind ist gekommen“, sagte sie mit Blick auf eben diese wartenden Freunde und Familie. Mit dem Fußball hat sie noch nicht abgeschlossen, das ist ihr anzumerken. Und nur, weil sie nicht mehr mit den Karten über den Platz läuft, heißt es ja nicht, dass man sie dort gar nicht mehr zu Gesicht bekommen wird.
Börniger Altherren gelingen drei Ehrentreffer gegen Bochumer Traditionself
Wenn Gäste kommen, bringen sie gerne etwas mit. Wenn ein Jubiläum ansteht, auch durchaus mal ein größeres Geschenk. Manchmal reichen aber auch die ganz kleinen Präsente, oder einfach nur, dass der Gast überhaupt gekommen ist. Der VfB Börnig hatte zur Feier seiner Gründung vor exakt 100 Jahren die Traditionsmannschaft des VfL Bochum an die Schadeburg geladen. Und die Spieler „vonne Castroper“ waren dem Ruf gerne gefolgt.
Die Altherren-Mannschaft der Jubilare durfte am Samstagnachmittag – also zur besten Fußballzeit – über zwei Halbzeiten gegen die mit ehemaligen Profis gespickten Bochumer antreten. Das Endergebnis von 3:20 (1:10) interessierte auf und neben dem Platz kaum jemanden. Viele der Zuschauer verfolgten das Geschehen auf dem Platz eher sporadisch, und schauten lieber auf den Fernseher am Bierstand, auf dem die Entscheidung um die Bundesliga-Meisterschaft übertragen wurde. „3:1 für die Bayern. Das war‘s“, war nur einer der vielen Kommentare. Den Zwischenstand der laufenden Partie konnte hingegen kaum jemand richtig benennen. Darum ging es an diesem Tag aber auch nicht.
Die Bochumer, um Dariusz Wosz, Marcel Maltritz und Kai Michalke, betreut von Coach Michael „Ata“ Lameck, der auf Nachfrage, ob er mit dem Ergebnis zufrieden sei nur schelmisch mit „Ja, ja“ antwortete, ließen dem VfB, trotz eindeutiger Überlegenheit, immer wieder Raum für eigene Chancen. „Wir haben in den ersten 15 Minuten gut mitgehalten, aber es waren nun mal auch frühere Profis“, resümierte Börnig-Trainer Marius Anitucai. Die drei Ehrentreffer sprachen dabei für sich. Dem verpassten Bundesligafinale trauerte er allerdings gar nicht hinterher. „Ich wusste eh, dass Bayern gewinnt“, antwortete der Dortmund-Fan grinsend. „Es war viel wichtiger, dass wir heute Spaß hatten. Das war für die Jungs was ganz besonders“, erklärte Anitucai weiter. Denn einmal die „Zaubermaus“ abgegrätscht zu haben, das werden wohl einige der Börniger Herren so schnell nicht vergessen.