Heute werden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele eröffnet. Drei Herner Olympioniken blicken zurück und sagen ihre Meinung zur Dopingdiskussion.
Heute werden die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro eröffnet. Unbeschwert sind sie vor dem Hintergrund von Kriegen, Doping-Skandal, der wirtschaftlichen Lage Brasiliens oder der Gefahr durch den Zika-Virus nicht. Die WAZ sprach mit ehemaligen Herner Olympioniken darüber, wie sie die Spiele erlebt haben und welche Meinung sie zu den aktuellen Diskussionen haben.
Gregor Hauffe, der seine Karriere als Ruderer beim RV Emscher startete, saß während der Eröffnung der Spiele 2008 im olympischen Dorf: „Wir hatten am nächsten Tag Wettkampf“, erinnert sich der 34-jährige Bundespolizist. Die Zeremonie musste Hauffe am Bildschirm verfolgen. In Peking wurde er mit dem Vierer ohne Steuermann sechster. Das gleiche Ergebnis erzielte er in London. Obwohl der Wettkampfdruck der ersten Tage die Gegenwart des olympischen Geistes etwas verdrängte, habe er sich „wie ein Schuljunge“ gefühlt. Athleten treffen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kenne, sei ein Erlebnis – „auch wenn man ihnen eigentlich ebenbürtig ist“, erzählt Hauffe.
Doch Olympia habe in Peking – wie die bevorstehenden Spiele – auch seine Schattenseiten gehabt. Dass gerade in ärmeren Ländern nicht alle Menschen vom Sportevent profitieren, sei auf Fahrten zu sehen gewesen, die an Elendsvierteln vorbeiführten. Hauffe: „Da denken junge Sportler ‚ach du Scheiße‘, müssen sich im nächsten Moment aber wieder auf den Wettkampf konzentrieren.“
Warum Sportler aus bestimmten Ländern Doping betreiben, kann der ehemalige Ruderer nachvollziehen: „Während es deutschen Athleten um ideelle Werte geht, erhalten Athleten in Ländern wie Rumänien oder Weißrussland Sachwerte wie Haus und Rente für ihre Leistung.“ Für diese Sportler gehe es um die Zukunft ihrer Familien. Aus sportlicher Sicht sei Doping dennoch nicht zu rechtfertigen.
Kein Generalverdacht
Auch Ehefrau Annina Hauffe, geborene Ruppel, war zweimal bei den Olympischen Spielen dabei. Als Steuerfrau im Achter belegte sie 2004 in Athen den fünften, in Peking den siebten Platz. Dass der Traum von einer olympischen Medaille nicht in Erfüllung ging, sei „eine große Enttäuschung“ gewesen. Nachdem die Sportlerin in der zweiten Woche von der Regattastrecke ins Olympische Dorf ziehen konnte, habe sie die Spiele aber genossen. „Das hat viel entschädigt.“
Doch gerade als Mutter kämen ihr auch Sicherheitsbedenken. „Ich würde meine Familie bitten, zuhause zu bleiben, wenn ich heute antreten müsste“, sagt sie angesichts vermehrter Terror-Meldungen. Zudem habe sie überlegt, ob sie als Sportlerin noch teilnehmen würde – zu sehr verärgere sie der Umgang mit der brasilianischen Bevölkerung. Beim Thema Doping wünscht sich Annina Hauffe, dass die Kontrollen in anderen Ländern so streng wie in Deutschland durchgeführt werden. Es sei zwar schade, alle Sportler unter Generalverdacht zu stellen, aber Russland ganz auszuschließen wäre ein Zeichen gewesen.
Auch der Wanne-Eickeler Bernd Heidicker feierte als Ruderer viele Erfolge. Seine ersten Olympischen Spiele erlebte der 38-Jährige als Ersatzmann in Sydney im Jahr 2000. Das seien die besten Spiele gewesen, die er erlebt habe: „Weil sie unbeschwert waren.“ 2004 in Athen, wo er im Vierer ohne Steuermann siebter wurde, sei alles „etwas blasser“ erschienen. Heute bekäme er fast das Gefühl, dass nur noch korrupte Staaten große Sportereignisse austragen wollen.
Das Internationale Olympische Komitee müsse bei der Vergabe der Spiele mehr Fingerspitzengefühl beweisen. Es sei schade für Sportler und Publikum, dass man als Teilnehmer oder Zuschauer bei Olympia das Gefühl bekomme „man gehört zum korrupten System dazu“. Wie er zum Dopingskandal in Russland stehen soll, ist sich der ehemalige Ruderer nicht ganz sicher. Es sei zu einfach, einen ganzen Verband zu sperren. Denn bei Sportarten wie Schießen spiele Doping keine Rolle.
Angesichts des ganzen Ärgers um die Spiele hätte Heidicker sich aber gewünscht, dass etwas mehr über den Sport an sich berichtet würde. Generell hätte Olympia neben dem internationalen Fußball einen immer schwereren Stand – jetzt verdrängten Doping und Co. die eigentlichen Sportnachrichten noch weiter.
Claudia Losch holte die einzige Goldmedaille nach Herne
Die einzige Goldmedaillengewinnern aus der Stadt ist die gebürtige Wanne-Eickelerin Claudia Losch. In den 80er-Jahren war sie in Deutschland die dominierende Kugelstoßerin. 1984 gewann sie Olympisches Gold mit nur einem Zentimeter Vorsprung vor der Rumänin Mihaela Loghin. Vier Jahre später in Seoul belegte sie den fünften Rang. Die Goldmedaille gewann sie am 4. August, also fast auf den Tag genau vor 32 Jahren. Den Sieg holte sie sich in einem echten Drama. Erst im letzten Versuch überflügelte sie die Konkurrenz
Ein weiterer Olympia-Teilnehmer war Matthias Stich. Er hatte sich 1986 den Schützen des DSC Wanne-Eickel angeschlossen. Er nahm mit dem Luftgewehr an den Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona teil und belegte die Plätze 17 und 14.