Herne. Vor wenigen Wochen ist die Sanierung des Hauptbahnhofs Wanne-Eickel gestartet. Wofür die Deutsche Bahn rund 25 Millionen Euro investiert.

„Entwicklungsbedürftig“. Dieses wenig schmeichelhafte Prädikat erhielt der Hauptbahnhof Wanne-Eickel im Frühjahr von den VRR-Testern im aktuellen Stationsbericht. Für die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn wird diese Benotung keine Überraschung gewesen sein. Als der Stationsbericht erschien, war die überfällige Sanierung bereits in Vorbereitung, nun ist sie in vollem Gang. Die Herner WAZ konnte sich vor Ort umschauen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Sanierung ist der Tunnel, der von der Bahnhofshalle zu den Gleisen führt. Bahnhofsmanager Jens Severin bezeichnet den Charme der Unterführung als „altbacken“. Viele Fahrgäste dürften diesen langen Schlauch mit seiner tief hängenden Decke eher als unangenehm empfinden - nur schnell weiter zu den Gleisen. Um die Atmosphäre zu verbessern, werden im Zuge der Renovierung die weißen Fliesen verschwinden, die Wände sollen attraktiver gestaltet werden. Details nannte Severin beim Ortstermin noch nicht.

Die Rampe wird auf die volle Breite des Gangs ausgebaut, um im kompletten Hauptbahnhof Barrierefreiheit herzustellen.
Die Rampe wird auf die volle Breite des Gangs ausgebaut, um im kompletten Hauptbahnhof Barrierefreiheit herzustellen. © Tobias Bolsmann

Kann man die neuen Wände unter „Optik“ verbuchen, so findet an anderer Stelle ein entscheidender Eingriff statt. Da der komplette Hauptbahnhof barrierefrei werden soll, wird die Treppe in der Unterführung verschwinden, die Rampe, die es schon gibt, wird auf die volle Breite des Gangs ausgebaut. Zu dieser Barrierefreiheit gehört, dass für sehbehinderte Menschen Tastelemente zur Orientierung eingebaut werden - auch in der Bahnhofshalle, die ansonsten nicht Teil der Sanierung ist. Allerdings wird dort eine Fahrgast-Infotafel montiert, damit Fahrgäste auf einen Blick sehen können, welcher Zug wann auf welchem Gleis fährt. Noch gibt es in einem Schaukasten den guten, alten Abfahrts- und Ankunftsplan. Zusätzlich wird die komplette Beleuchtung auf LED umgestellt, das spare Energie und damit Betriebskosten.

Die alten Fliesen in der Unterführung verschwinden, die Wände werden neu gestaltet.
Die alten Fliesen in der Unterführung verschwinden, die Wände werden neu gestaltet. © Tobias Bolsmann

Im Zentrum dieser Generalüberholung stehen allerdings die Bahnsteige. Was zunächst überraschen mag: Die Bahnsteige werden verkürzt. 1 und 4 auf 220 Meter, 2 und 3 auf 400 Meter. Einerseits reichten diese Längen für die Erfordernisse des Bahnverkehrs aus, so Severin. Bahnsteige mit 220 Metern Länge seien beispielsweise RRX-tauglich. Außerdem spare die Reduzierung von Infrastruktur auf lange Sicht Kosten.

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Alle Bahnsteige erhalten neue Bahnkantensteine. Schaut man genau hin, kann man erkennen, dass sich die alten leicht geneigt haben. Mit den neuen - die an Gleis 3 bereits gesetzt sind - werde ein barrierefreies Ein- und Aussteigen sichergestellt. Außerdem erhalten die Bahnsteige einen neuen Bodenbelag, die Vorbereitungen für die Verlegung an Gleis 3 sind in vollem Gang.

Die Vorbereitungen für den Einbau des neuen Bodens laufen auf Hochtouren.
Die Vorbereitungen für den Einbau des neuen Bodens laufen auf Hochtouren. © Tobias Bolsmann

Verschwinden werden einige der alten Häuschen auf den Bahnsteigen, so soll nach den Worten von Severin die Transparenz erhöht werden. Jene Wartehäuschen, die stehen bleiben, werden auf Vordermann gebracht. Das heißt unter anderem: Sie werden im Winter beheizt und bekommen Lademöglichkeiten für Smartphones. Bleibt zu hoffen, dass sie rauchfrei bleiben. Die Zigarettenstummel auf dem Boden sind klare Indizien dafür, dass das Rauchverbot von einigen Menschen konsequent missachtet wird.

Arbeiten werden sich bis in den Sommer 2025 erstrecken

Was der Deutschen Bahn bei diesem Umbau entgegenkommt: die frühere Bedeutung des Hauptbahnhofs Wanne-Eickel. Acht Gleise hat er, in weit zurückliegenden Jahren wurden alle intensiv genutzt. Da dies nicht mehr der Fall ist, kann die Bahn auf Vollsperrungen von Bahnsteigen verzichten und „hälftig“ arbeiten. Auf der einen Seite fahren Züge, auf der anderen Seite wird gebaut. Zusätzlich wird Bahnsteig 1, der normalerweise nicht mehr genutzt wird, als Behelfsbahnsteig genutzt, was allerdings manche Fahrgäste vor Probleme stellt, denn dort gibt es keinen Aufzug, alle Menschen müssen die Treppe benutzen.

Bahnreisende werden noch einige Zeit mit Unannehmlichkeiten leben müssen, die Arbeiten werden sich voraussichtlich bis in den Sommer 2025 erstrecken. Nach dem Abschluss dürften die Stationstester allerdings zu einem anderen Urteil kommen als „entwicklungsbedürftig“.

>>> Sanierung ist Teil der „Modernisierungsoffensive3“

Die aktuellen Maßnahmen sind Teil der sogenannten „Modernisierungsoffensive3“ der Deutschen Bahn. Das Projekt am Hauptbahnhof Wanne-Eickel schlägt mit rund 25 Millionen Euro zu Buche. Zuvor war bereits das Dach neu gedeckt worden.