Herne. Eine Hernerin ist durch einen Fehler der Postbank in Existenznot geraten - einer von 3965 Fällen für die Herner Verbraucherzentrale in 2023.

Ohne eigenes Verschulden in höchste Existenznot geraten - das will niemand erleben. Der Hernerin Kimberly Jenal ist es im vergangenen Jahr passiert. Plötzlich konnte sie nicht mehr auf ihr Pfändungsschutzkonto zugreifen, die möglichen Folgen waren dramatisch: Stromsperren, Wohnungskündigung, Kündigung von Handyverträgen. Ein Nachbar lieh ihr Geld für das Nötigste wie Lebensmittel. Der Fehler lag, wie sich herausstellte, bei der Postbank. Jenals Fall war 2023 einer von zahlreichen Postbank-Problemen, bei denen die Herner Verbraucherzentrale geholfen hat.

Insgesamt suchten im vergangenen Jahr Hernerinnen und Herner in 3965 Fällen Rat in der Beratungsstelle in der Freiligrathstraße, wie aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht. 2022 waren es 4125.

Fast ein Viertel aller Anfragen drehten sich um Preise für Strom, Erdgas und Heizöl

Allein 22 Prozent der Anfragen entfielen laut Verbraucherzentrale auf den Bereich Energie. Zwar seien im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder gesunken, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen hätten häufig individuell erklärt werden müssen, damit die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren konnten. Zudem seien viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert gewesen. Zeitnahe Reaktion und Hilfe – auch im Verbund mit kommunalen Partnern – sei bei akuten finanziellen Notlagen gefragt gewesen.

Das Team der Verbraucherzentrale Herne (v.l.):
Bianca Pilath (Beraterin allgemeines Verbraucherrecht), Silke Gerstler 
(Umweltberaterin), Veronika Hensing (Leitung), Stefanie Smollong 
(Büroassistenz), Silvia Fischer (Beratungsassistenz).
Das Team der Verbraucherzentrale Herne (v.l.): Bianca Pilath (Beraterin allgemeines Verbraucherrecht), Silke Gerstler  (Umweltberaterin), Veronika Hensing (Leitung), Stefanie Smollong  (Büroassistenz), Silvia Fischer (Beratungsassistenz). © Verbraucherzentrale

Weiter Probleme mit untergeschobenen Verträgen

„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Veronika Hensing, Leiterin der Herner Beratungsstelle. So hätten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation gesorgt. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucherinnen und Verbraucher ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, so Hensing. Die Verbraucherzentrale habe Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten helfen können.

Im Freizeitbereich hätten erneut Verträge mit Fitnessstudios zu Nachfragen geführt. Denn manche Betreiber hätten die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich angehoben und dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung begründet. Die Beratungskräfte hätten informiert, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und hätten Tipps rund um Kündigungsrechte gegeben.

Beratungsstelle konnte 88.000 Euro für Verbraucher zurückerstreiten

Insgesamt hätten sich die Verbraucherschützerinnen aus Herne im vergangenen Jahr bei rund 1247 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Rund 88.000 Euro hätten hierbei für die Hernerinnen und Herner zurück erstritten werden können. 2022 waren es 117.000 Euro.

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Das laufende Jahr hat der Beratungsstelle bereits wieder viel Arbeit beschert. Aktuell erreichten die Beratungsstelle viele Anfragen zu dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs und Glasfaseranschlüssen. Hier bestehe eine große Unsicherheit, welche Verträge tatsächlich Sinn machen und wichtig sind. Diese Unsicherheit versuchten gewiefte Vertriebler mit unseriösen Haustürbesuchen und Werbeanrufen derzeit auszunutzen.

Angesichts der großen Nachfrage sei es besonders erfreulich und wichtig, so Veronika Hensing, dass die Stadt Herne den Finanzierungsvertrag bis 2028 verlängert habe