Herne. Scheitert die geplante Skihalle mit Skischule in Herne doch noch? Hinter den Kulissen gibt es einen bizarren Streit um ein Behinderten-WC.

  • Für die geplante Skihalle mit Skischule in Herne gibt es noch immer keine Baugenehmigung.
  • Hintergrund ist ein bizarrer Streit um eine Behindertentoilette.
  • Wirtschaftsförderung sagt: Mit Hochdruck wird an einer Lösung gesucht.

Kommt die Skihalle nach Herne, oder kommt sie nicht? Hinter den Kulissen ist ein Streit über eine Behindertentoilette entbrannt. Kommt es hart auf hart, dann scheitert „Indoorski Herne“ an – einem WC.

Wie die WAZ im Juli berichtete, hat sich die Eröffnung der Skischule im Revierpark Gysenberg verzögert: Der ursprüngliche Termin 1. September 2023 musste verschoben werden, weil der Betreiber Bart-Jan Thieme von der Stadt noch keine Baugenehmigung erhalten hat. Wann die ersten Skifans in dem Gebäude neben der Eissporthalle auf die hydraulischen Pisten können, steht deshalb in den Sternen. Maßgeblicher Grund dafür, warum es noch keine Baugenehmigung gibt, ist besagte Behindertentoilette.

Herne: Ausbau der Halle nach Kauf geplant

Die müsse zwingend eingebaut werden, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ. Sie sei gesetzlich vorgeschrieben. Ein Behinderten-WC im benachbarten Revierpark reiche nicht aus. Investor Thieme will die Kosten dafür aber nicht stemmen; er beziffert sie auf bis zu 35.000 Euro. Hintergrund sei, dass er die frühere Squash- und spätere „Padel-Point“-Halle zunächst nur mieten werde. Beginnen wolle er dabei zunächst „klein“ mit zwei 5 x 9-Meter großen Skipisten. Platz sei in der rund 1000 Quadratmeter großen Halle aber für sechs Pisten. Ausbauen wolle er – einen erfolgreichen Start vorausgesetzt – sobald er die Halle gekauft habe.

In der Halle rechts neben der Eissporthalle soll „Indoorski Herne“ starten.
In der Halle rechts neben der Eissporthalle soll „Indoorski Herne“ starten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Dann, so Thieme, wolle er auch weiter ausbauen und in einem Aufwasch eine Behindertentoilette schaffen. Das Problem: Dort, wo sie nun eingerichtet werden soll – in der vorhandenen Männertoilette – wolle er die Küche für „Indoorski Herne“ bauen. Er fragt: Warum soll er jetzt als Mieter möglicherweise nur für wenige Monate eine Behindertentoilette einbauen, um sie dann, wenn er der Besitzer des Gebäudes ist, wieder abzureißen und an anderer Stelle, in besserer Ausstattung, wieder aufzubauen? Er rechnet mit Kosten in Höhe von rund 35.000 Euro. Sein Appell an die Stadt: Lasst mich erst mal anfangen, später baue ich die Toilette selbstverständlich ein. Rechtlich, meint er, sei das durchaus möglich. Oder die Stadt möge das WC, bitte schön, selber einrichten. Zu beidem sagt die Verwaltung nein.

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Und nun? In dieser Woche haben Vertreterinnen von Stadt, Wirtschaftsförderung und Politik sowie der Investor versucht, bei einem Treffen vor Ort eine Lösung zu finden. Das habe geklappt, bilanziert Stadtsprecher Christoph Hüsken. Bei dem Treffen im Gysenberg sei eine pragmatische Lösung gefunden worden. Die vorhandene Männertoilette könne mit einfachen Mitteln zu einem Unisex-Behinderten-WC umgebaut werden. Diese „ganz pragmatische Lösung“, so Hüsken, sei sehr viel preiswerter und dürfte im Interesse des Investors sein. Das sieht der Niederländer Thieme anders. Er bleibt dabei, dass er als Mieter keine teure Interims-Toilette bauen möchte. Er will sich nun aber durchrechnen lassen, ob die Kosten mit der neuen Lösung wirklich deutlich geringer sind. Im Zweifel, sagt er zur WAZ, platzten seine Pläne, und er gehe statt nach Herne woanders hin.

Und was sagt der aktuelle Besitzer? Der Herner Eishockeyverein (HEV), dem die Halle gehört, könne das Geld für die Behindertentoilette nicht übernehmen, so Rolf Meinhardt, Co-Geschäftsführer des HEV, zur WAZ. Durch Inflation und Energiekrise seien die Kosten für den Verein zuletzt explodiert. Wichtigste Aufgabe für den Verein sei es, „den Eissport am Leben zu erhalten“. Er stellt klar: „Zusätzliche Kosten können wir nicht tragen.“ Meinhardt hofft nun, dass eine gemeinsame, tragfähige Lösung gefunden werden kann, um die Skihalle zu retten: „Irgendwie muss das klappen.“

„Wir geben unser Bestes“: Hernes Wirtschaftsförderer Dirk Drenk.
„Wir geben unser Bestes“: Hernes Wirtschaftsförderer Dirk Drenk. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das möchte auch Hernes Wirtschaftsförderer Dirk Drenk. „Das Projekt hat hohe Priorität“, sagt er zur WAZ. Alle Beteiligten arbeiteten mit Hochdruck an einer gemeinsamen Lösung. Nötig sei dabei ein Kompromiss: „Alle Seiten müssen sich ein bisschen bewegen.“ Für die Stadt beziehungsweise Wirtschaftsförderung stellt er klar: „Wir geben unser Bestes.“

>>> „Skischule der Zukunft“ geplant

„Indoorski Herne“ soll eine „Skischule der Zukunft“ werden, hat Investor Bart-Jan Thieme angekündigt. Dort sollen Ski- und Snowboardfans auf „alpinen Drehpisten“ fahren, einem beweglichen Band aus Skigras, das sich von unten nach oben bewegt. So fahren die Gäste quasi endlos auf der Stelle. Weil das Ganze eine Schule sei, sei freies Fahren nicht gestattet.

Angeboten werden sollen zahlreiche Kurs-Pakete, auch für Kinder. Eine Schnupperstunde soll ab 25 Euro angeboten werden, eine Einzelstunde ab 38 Euro, Grundkurse über zehn Stunden ab 305 Euro (inklusive Ausstattung wie Ski oder Snowboard, Schuhe und Helm). Investieren will der Betreiber nach eigenen Angaben zunächst bis zu 800.000 Euro, auch ein Imbiss ist in der Halle geplant.