Herne. Sie sind Dauergäste in Herne und enttäuschten ihre Fans auch diesmal nicht: Wie Herbert Knebel und sein Affentheater das Kulturzentrum rockten.

„Fahr zur Hölle, Baby“: Herbert Knebel und sein Affentheater haben am Sonntagabend in Herne im ausverkauften Kulturzentrum ihr aktuelles Programm präsentiert. Nach dem üblichen „Seid ihr alle da? Wir auch!“ zur Begrüßung fangen auch schon die Klagen der „vier alten Männer“ an.

Die vielen Baustellen, die allgegenwärtigen Staus, die dauernde Umleitungen – das kennt jeder, und der Applaus ist ihnen sicher. Mit der ersten Rock‘n’Roll Nummer haben die Vier ihr Publikum dann endgültig im Griff. Schnell wird deutlich, dass da vier exzellente Musiker auf der Bühne stehen, auch wenn die Rockposen und -schritte „altersgerecht“ verlangsamt sind.

Das Affentheater bleibt sich treu: Bekannte Pop-und Rock-Songs werden mit deutschen Texten versehen, die um die alltäglichen Erfahrungen der Rentner aus dem Ruhrgebiet kreisen. Herbert Knebel hat die Gestik von Anthony Kiedis, Sänger der Red Hot Chili Peppers, voll drauf, wenn er über die Bühne tanzt. Und Gitarrist Ozzy Ostermann ist immer noch fit genug, um seinen Ententanz beizusteuern - natürlich vorsichtiger als der junge Chuck Berry. Denn im Alter hat man es ja mit dem Rücken ...

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Am Puls der Zeit ist Herbert Knebel jedoch, wenn er von seiner neuen Rolle als Influencer für zeitlose Mode erzählt. In Knebels Abwesenheit philosophieren die verbliebenen Drei über die Gründe. Vermutungen über seine wahren Probleme werden in den Raum gestellt: Alkoholprobleme, Geldsorgen wegen des Golfspiels oder doch nur altersbedingte Inkontinenz.

Herbert Knebel und seine Mannen bringen die alltäglichen kleineren oder größeren Probleme immer auf den Punkt: sei es die fortschreitende Digitalisierung, die Nicht-Nachhaltigkeit des neusten Smartphones oder auch die tägliche Parkplatzsuche im eigenen Wohnviertel. Da setzt sich sogar die Erkenntnis durch, dass Alexa nicht die neue Bedienung in der Stammkneipe ist. Und der Song „Hotel California“ wird zum traurigen Abgesang auf Kalles Grill. Da stimmt alles!

Knebels Zugabe im weißen Bademantel und „My Way“

„Fahr zur Hölle, Baby“ bleibt bis zum Schluss abwechslungsreich und nie langweilig. Am Ende diskutieren der Trainer, Ozzy und Ernst Pichl über den Sinn des Programmtitels. Herbert Knebel betritt als Teufel verkleidet unter Rauch die Bühne. Er hat die berühmte Kappe gegen zwei Hörner getauscht. Und als Musik erklingen die „Hell´s Bells“ (Höllenglocken) der australischen Rockband AC/DC. Das Affentheater wird unter stehendem Applaus verabschiedet. Allerdings nur kurz. Denn dann kommt Herbert Knebel im weißen Udo-Jürgens-Bademantel auf die Bühne. In Frank Sinatra Manier gibt es dann noch mal „My Way“.

>>> Herne und Herbert – das passt

Herne steht mit schöner Regelmäßigkeit im Tourkalender von Herbert Knebels Affentheater. So war das Quartett unter anderem 2015, 2018 und 2019 zu Gast im (stets ausverkauften) Kulturzentrum. Und 2017 trat Knebel alias Uwe Lyko mit dem Solo-Programm „Im Liegen geht’s“ im Kuz auf.

Teile des neuen (und 16.) Programms „Fahr zur Hölle, Baby“ entstanden bereits vor der Pandemie; die Premiere fand jedoch erst im September 2022 in Mülheim statt.

Uwe Lyko alias Herbert Knebel im Gespräch mit WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock.
Uwe Lyko alias Herbert Knebel im Gespräch mit WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Im WAZ-Talk mit Chefredakteur Andreas Tyrock verriet Uwe Lyko (68) jüngst, dass er sich vorstellen könne, noch zehn Jahre auf der Bühne zu stehen.