Herne. Zum 1. Januar hat sich die Zahl der Berechtigten auf Wohngeld verdreifacht. Wie wirkt sich das auf Herne auf? So fällt die erste Bilanz aus.
Durch eine Gesetzesreform hat sich in Herne zum 1. Januar 2023 die Zahl der Menschen mit Anspruch auf Wohngeld etwa verdreifacht. Nehmen alle Berechtigten die ihnen zustehende Hilfe auch in Anspruch? Wie kann die Stadt die deutliche Zunahme an Anträgen bewältigen? Und wie kann man die Hilfen beantragen? Eine erste Bilanz liegt nun vor.
„Das Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss zu den Wohnkosten für einkommensschwache Haushalte“, erklärte Stadtmitarbeiter Michael Niedballa in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Die Höhe dieser Leistung richte sich nach der Zahl der Haushaltsmitglieder, dem Gesamteinkommen und der Höhe der Miete.
Die neuesten vorliegenden Zahlen des Landes besagten, dass 1655 Haushalte in Herne und rund 150.000 Haushalte in NRW zum 31. Dezember 2021 Wohngeld bezogen haben. Bisher seien etwa 40 Prozent der Berechtigten Familien, darunter viele Alleinerziehende, sowie 48 Prozent Rentnerinnen und Rentner. Durch die Reform, die Teil des Entlastungspakets II der Bundesregierung gewesen sei, habe sich die Gesamtzahl laut Schätzungen verdreifacht, so Niedballa. Bundesweit entspräche dies einem Anstieg von 650.000 auf 2 Millionen Haushalte und analog dazu in Herne auf knapp 5000 Haushalte.
Der Zeitraum für Vorbereitungen sei sehr kurz gewesen, so Niedballa, weil das neue Gesetz erst im Dezember in Kraft getreten sei. Die Stadt habe eine telefonische Service-Hotline eingerichtet, ein neues System für die Terminvergabe eingeführt sowie die Seniorenratgeber im gesamten Stadtgebiet als dezentrale Ansprechpartner geschult. Zum 1. Januar seien neue Mitarbeitende eingestellt worden, die aber noch eingearbeitet werden müssten. Unterm Strich habe Herne die Zahl der Stellen in der Sachbearbeitung von neun auf 14,2 erhöht. Unterstützungen leisteten zudem aktuell sechs studentische Kräfte und Auszubildende. Und: In der Wohngeldstelle sei neuerdings ein Sicherheitsdienst im Einsatz.
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Ist es ab Jahresbeginn zum erwarteten Ansturm gekommen? Es habe in den vergangenen Wochen deutlich mehr Anträge und telefonische Anfragen gegeben, doch „wir können derzeit nicht sagen, ob es wirklich zu einer Verdreifachung kommt“, so der städtische Abteilungsleiter. Die Bearbeitungszeit betrage zurzeit in Herne rund vier Monate – „so wie in anderen Städten auch“. In „einfach Fällen“ werde das Wohngeld schneller bewilligt.
Mit Blick auf die hohe Zahl der Rentnerinnen und Rentner unter den Berechtigten zweifelte die CDU-Stadtverordnete Bettina Szelag im Ausschuss daran, ob man diese Gruppe überhaupt erreiche: „Viele von ihnen würden niemals zum Amt gehen. Nicht jeder ist bereit, seine finanziellen Probleme offenzulegen.“ Sie regte noch größere Anstrengungen durch die Stadt für diese Zielgruppe an.
Wie bei vielen anderen Gesetzesänderungen in Bund und Land müssen die Kommunen neue finanzielle Belastungen schultern. Die Kosten für die Auszahlung des Wohngelds tragen zwar je zur Hälfte Bund und Land. Das Personal vor Ort stelle und finanziere jedoch die Stadt, so Niedballa auf Anfrage der WAZ. Durch die neuen Mitarbeitenden entstünden Herne zusätzliche monatliche Kosten in Höhe von knapp 40.000 Euro plus Sachkosten.
>>> Informationen, Anträge und Wohngeld-Rechner
Die Wohngeldstelle der Stadt im Rathaus Wanne, Rathausstraße 6, ist telefonisch erreichbar montags bis freitags von von 8.30 bis 12 Uhr unter der Servicehotline 02323 163414 sowie per Mail unter wohngeld@herne.de. Eine persönliche Vorsprache ist nur mit Termin möglich.
Im Serviceportal der Stadt Herne auf herne.de gibt es weitere Informationen sowie Links zu Online-Anträgen auf Wohngeld und einen Online-Rechner des Landes zur Berechnung des Wohngelds.